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Jean-Baptiste – „Der witzige Franzose“

Schwalmstadt-Treysa. Jean-Baptiste (23) kommt aus Roye, 60 Kilometer nordöstlich von Paris. Dort arbeitete er in der Gastronomie, in seiner Freizeit spielte er Tischtennis – ziemlich erfolgreich: Jean-Baptiste ist 70. der nationalen Rangliste. Im Europäischen Freiwilligendienst kam er für ein halbes Jahr nach Hephata. Jean-Baptiste war schon einige Zeit arbeitslos, hatte vergeblich versucht, Arbeit zu finden. Da entdeckte er die Möglichkeit des Europäischen Freiwilligendienstes (EFD). Zwar war er schon wegen seines Sports viel gereist, doch im Ausland war er noch nie gewesen, konnte nur etwas Englisch. Nach reiflichem Überlegen entschied er sich schließlich dafür, im EFD für sechs Monate nach Deutschland zu gehen.

Seine Anfrage landete in der Berufshilfe Hephatas, die schon mehr als 15 Jahre im EFD tätig ist. Sie ist anerkannter Träger sowohl für kurzzeitige Freiwilligendienste von vier Wochen bis sechs Monate, als auch für langfristige Austausche von sechs bis zwölf Monaten. Die Berufshilfe Hephata kann dabei sowohl junge, benachteiligte Menschen zwischen 18 und 28 Jahren, für die das Programm aufgelegt ist, aufnehmen als auch ins Ausland entsenden.

Winfried Graser, Sozialarbeiter in der Berufshilfe und langjähriger Koordinator des EFD, nahm Kontakt mit Jean-Baptiste und dessen Vermittlungsstelle Concordia auf, um Wünsche, Vorstellungen, Motivation und Möglichkeiten anzuloten und um die entsprechenden Anträge vorzubereiten. Anfang Dezember kam Jean-Baptiste in Treysa an. Winfried Graser brachte ihn zu seinem Zimmer im Elisabethhaus und begleitete ihn am nächsten Morgen zu seiner neuen Arbeitsstätte, der Malerwerkstatt von Hephata. Heinrich Steinbrecher, langjähriges Mitglied im Partnerschaftsverein Gilserberg-Rocheservière (Frankreich) und seine Kollegen waren gut vorbereitet und nahmen Jean-Baptiste von nun an unter ihre Fittiche. Der lernte viel und schnell, mehr an der Arbeit als in der Sprache. Anfangs begleitete ihn Winfried Graser auch in seiner Freizeit, stellte ihn bei verschiedenen Tischtennisvereinen vor – und Jean-Baptiste engagierte sich sehr schnell beim TTC Schwalmstadt. Dort ging er regelmäßig ins Training, nahm am Tag der offenen Tür teil und wurde später auch als Kindertrainer eingesetzt. Arbeits- und Tischtenniskollegen luden ihn zu sich nach Hause ein oder gingen mit ihm aus. Die Zeit verging wie im Fluge. Jean-Baptiste interessierte sich für einen weiteren Aufenthalt in Deutschland und bewarb sich deswegen für den Deutsch-Französischen Freiwilligen-Dienst (DFFWD). „Ich bin unheimlich stolz auf mich, dass ich es geschafft habe“, waren seine Worte zum Abschied. Auch Heinrich Steinbrecher und seine Kollegen werden den „witzigen“ Franzosen vermissen, genauso wie die Kinder und der Trainer des TTC Schwalmstadt.

Hintergrund:
In den vergangenen 15 Jahren haben mehr als 50 junge Menschen über die Hephata-Berufshilfe am Europäischen Freiwilligendienst (EFD) teilgenommen. Darunter viele benachteiligte junge Menschen, aber auch Abiturienten und Studenten. Sie kamen aus oder gingen nach Irland, Frankreich und seinen ehemaligen afrikanischen Kolonien, England, Ungarn, Österreich oder Spanien. Beim EFD werden Träger und Teilnehmer finanziell von der Europäischen Union unterstützt, mit 450 Euro im Monat für Unterkunft und Verpflegung, 105 Euro im Monat Taschengeld und bei besonders benachteiligten jungen Menschen noch 250 Euro im Monat für die pädagogische Begleitung. Zusätzlich sind alle Teilnehmer krankenversichert. (Winfried Graser)