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MT: Bittere Niederlage gegen das Schlusslicht

Kassel. Auch gegen den bisher ebenfalls punktelosen DHC Rheinland hat es für die MT Melsungen nicht gereicht, die ersten Zähler der Saison einzufahren. Mit 24:28 (10:17) mündete eine schwache, vor allem in der ersten Halbzeit fast desaströsen Vorstellung vor 1.486 Zuschauern in der Rothenbach-Halle in einer verdienten Niederlage.

Vom Anpfiff weg sofort ein technischer Fehler vor der DHC-Abwehr, ein unplatzierter Wurf von Rechtsaußen durch Savas Karipidis, ein Missverständnis zwischen Grigorios Sanikis und Michael Allendorf auf der linken Seite, danach einen weiteren von Feshchanka parierten Karipidis-Versuch und als Krönung eine vergebene Großchance vom völlig frei stehenden Andrej Klimovets. Da durfte sich niemand über den 0:3-Rückstand nach fünf Minuten beschweren, der leicht noch höher hätte ausfallen können. Denn auch Mario Kelentric passte seine Leistung nahtlos der seiner Vorderleute an. Zum Glück trafen Kristian Nippes und Co. nicht jeden Wurf. Und so robbte sich die MT durch zwei Tore von Grigorios Sanikis, Michael Allendorf und Alexandros Vasilakis wieder heran. Dem Griechen merkte man deutlich sein fehlendes Training an. Zwei Wochen Pause wegen einer Knorpelverletzung im Knie ließen nicht alle Bewegungen zu, aber durch den kurzfristigen Ausfall von Jens Schöngarth (Grippe) war Vasilakis zum Einsatz praktisch gezwungen.

Nach einer Viertelstunde schienen sich die Bartenwetzer gefangen zu haben. Im Feld verbuchten sie sogar ein leichtes spielerisches Übergewicht, das aber die nicht vorhandene Torhüterleistung des völlig indisponierten Mario Kelentric wieder zunichte machte. Das zwang Trainer Matiaz Tominec früh zum Wechsel zwischen den Pfosten. Doch auch mit Robert Lechte auf der Linie wurde es nicht besser. Eher im Gegenteil. Gleich beim ersten, eigentlich nur halbherzigen Wurfversuch von Daniel Wernig sah der Schwede schlecht aus. Und das sollte sich in der Folge nahtlos fortsetzen. Nach dem 7:11 durch den gleichen Spieler zog Tominec nach 22 Minuten die Notbremse in Form der Grünen Karte. Ohne nennenswerten Erfolg allerdings. Denn außer zwei Siebenmetern von Michael Schweikardt fand bis zur Pause nur noch ein einziger Ball der Nordhessen von Nenad Vuckovic den Weg in die Maschen.

Ganz anders dagegen die Rheinländer. Wille, Motivation und Einsatz waren bei allen eingesetzten Spielern vorbildlich. Was an vielen Einzelsituationen festzumachen war. Wie dem unbändigen Zug zum Tor, den Michiel Lochtenbergh bei 6:7 gezeigt hatte, als er sich auch von der eisernen Umklammerung von Predrag Dacevic nicht stoppen ließ. Oder am 8:12, das Sebastian Linder nach feiner Kombination in Unterzahl machte. Im krassen Gegensatz dazu die MT. Da ging Alexandros Vasilakis trotz Zeitstrafe gegen den DHC eins-gegen-eins statt den freien Mann zu suchen und bekam prompt ein Stürmerfoul gepfiffen. Auch die Distanzwürfe von Vasilakis und auf der anderen Halbposition Alin-Florin Sania hatten mehr Alibi-Charakter als echte Aussicht auf Erfolg. Die Dormagener Handballer mussten nicht einmal Glanzhandball spielen, um bis zur Pause vorentscheidend mit sieben Toren in Führung zu gehen.

Nur fünf Minuten dauerte die Halbzeitpause bei den Melsungern. Sie waren schon wieder auf dem Feld, kaum dass es die Gäste alle in Richtung Kabine verlassen hatten. Und genauso aufgewühlt wie sie auf den Anpfiff zur zweiten Hälfte gewartet hatten, präsentierten sich die Rot-Weißen auch nach Wiederbeginn. Mit Michael Allendorf zentral vorgezogen, um die durch eine Zeitstrafe gegen Sebastian Linder dezimierten Gäste sofort aggressiv zu stören. Doch wie schon zuvor zunächst ohne Erfolg. Denn Kristian Nippes markierte in Unterzahl das 10:18. Eine Demütigung, die aber nun scheinbar doch Wirkung zeigte. Neuzugang Milan Torbica machte sein erstes Tor vor heimischer Kulisse, Michael Schweikardt legte per Siebenmeter nach. Langsam, in ganz kleinen Schritten, kämpften sich die Gastgeber heran. Kämpften dabei nicht nur gegen den DHC, sondern auch gegen die eigene Verunsicherung, die jederzeit spürbar war. Trotzdem schmolz der scheinbar schon beruhigende Vorsprung der Gäste zusammen. Auch, weil Mario Kelentric endlich ins Spiel kam. Drei gehaltene Bälle in schneller Folge verliehen ihm etwas mehr Sicherheit.

Zwar lief vorn längst noch nicht alles rund, aber es waren deutliche Ansätze der Besserung zu erkennen. Wie beim 19:23, als Michael Allendorf bei Tempogegenstoß weit nach links abgedrängt wurde, dann aber in der Mitte den freien Milan Torbica sah. Der hatte keine Mühe mehr, den Ball im leeren Tor unterzubringen. Die Belohnung für dieses uneigennützige Abspiel bekam Allendorf kurze Zeit später, als ihm sogar das 20:23 gelang. Nur noch drei Tore Rückstand für die MT, und noch zwölf Minuten waren zu spielen. Es kam sogar noch besser. Grigorios Sanikis und Michael Schweikardt zum Vierten vom Siebenmeterpunkt brachten die Gastgeber auf 23:25 heran. Die Partie drohte aus Sicht der Rheinländer kurz vor Schluß noch zu kippen.

Doch die letzten fünf Minuten gehörten – wie die ersten fünf – wieder Vitali Feshchanka. Der kurz zuvor schon einmal eine Großchance von Michael Allendorf zunichte gemacht hatte, und nun mit einem Blitzreflex einmal mehr Sieger blieb gegen den frei zum Wurf kommenden MT-Linksaußen. Es sollte einfach nicht sein für die Hausherren, die drauf und dran waren ein schon früh verloren geglaubtes Spiel doch noch herumreißen zu können. Doch das Glück war mit dem DHC Rheinland. So fand der Ball von Alexandros Vasilakis den Weg von Innenpfosten ins Netz nicht, und Daniel Wernig netzte auf der anderen Seite zwei Minuten vor dem Ende zum 23:26 ein. Als Grigorios Sanikis dann auch noch ein Stürmerfoul unterlief, war der Weg frei für überglückliche Dormagener, die nach dem Schlusspfiff vor allem ihren Schlussmann umarmten.

Stimmen zum Spiel
Kai Wandschneider, DHC-Trainer:
Ich bin überglücklich, dass wir diese faustdicke Überraschung hier geschafft haben. Die 17:10-Führung zur Pause war eine ganz exzellente Leistung meiner Mannschaft. Durch die Verletzungen, die wir im Vorfeld zu verkraften hatten, musste ich mir heute was überlegen. Und so haben wir erstmals mit Maximilian Holst auf der zentralen Rückraumposition gespielt. Auch ganz super war Sebastian Linder, der sich die letzten zehn Minuten mit Krämpfen herumgeplagt hat. Aber der Beste bei uns war natürlich Vitali Feshchanka. Nach unserer klaren Führung ist es zwar noch einmal eng geworden, aber das war zu erwarten. So ab der 45. Minute ist uns die Kraft ausgegangen.

Matiaz Tominec, MT-Trainer: Ich möchte unserem Gegner natürlich erst einmal zum Erfolg gratulieren. Der Hauptgarant des Sieges war Feshchanka, der uns gleich in der Anfangsphase drei ganz klare Chancen vereitelt hat. Und so haben wir gleich hinten gelegen. Wir haben uns dann etwas gefunden und ausgeglichen, sind aber wieder mit drei nach hinten geraten. Die letzten Minuten in der ersten Halbzeit haben wir zu schnell und unvorbereitet abgeschlossen, was der DHC sofort mit Gegenstößen bestraft hat. Etwa ab der 42. Minute, dem letzten Zeitpunkt, um doch noch etwas zu ändern, lief es im Angriff etwas besser. Wir sind nochmal bis auf zwei Tore rangekommen. Aber dann war wieder Feshchanka da und der DHC konnte nach seinen Glanzparaden noch einmal auf vier davonziehen. (Bernd Kaiser)

Statistik

MT Melsungen – DHC Rheinland 24:28 (10:17)

MT Melsungen: Kelentric (6 P.), Lechte (1 P.); Brovka (n.e.), Schöngarth (n.e.), Klimovets 1, Schweikardt 4/4, Torbica 2, Vasilakis 4, Danner, Sanikis 5, Karipidis, Allendorf 3, Vuckovic 5, Dacevic, Sania.

DHC Rheinland: Feshchanka (14 P.), Vortmann (bei einem 7m); Holst 4/3, Immel 1, Sigtrygsson 1, Wernig 4, Linder 4, Nippes 5, Wittig, Mahé 5, Sveinsson 1, Lochtenbergh 3.

SR: Lars Schaller (Leipzig) / Sebastian Wutzler (Frankenberg).

Zeitstrafen: 6 – 8 (Klimovets 33. Min, Allendorf 36., Vuckovic 40. – Linder 11., 30., Mahé 22., 47.).

Strafwürfe: 5/4 – 3/3 (Vuckovic scheitert an Feshchanka, 10. Min.)

Zuschauer:
1.486 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielfilm: 0:3 (3.), 1:3 (6.), 2:4 (9.), 4:4 (12.), 6:6 (15.), 6:9 (18.), 7:11 (21.), 8:12 (24.), 9:14 (27.), 10:17 (HZ); 12:19 (33.), 13:21 (36.), 15:21 (39.), 16:23 (42.), 18:23 (45.), 20:24 (48.), 21:24 (51.), 21:25 (54.), 23:26 (57.), 24:28 (EN)