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MT beim heimstarken SC Magdeburg zu Gast

Magdeburg/Melsungen. Nach zwei Heimspielen in Folge muss die MT Melsungen nun zweimal in fremden Hallen antreten. Zunächst geht es am heutigen Freitag in einem Nachholspiel vom ersten Spieltag der TOYOTA-Handball-Bundesliga zum SC Magdeburg. Anwurf in der Bördelandhalle ist um 19.45 Uhr. Weil der SC Magdeburg zum eigentlichen Saisonauftakt Ende August keine Halle frei hatte, stimmte die MT der Verlegung dieses Spiels auf den 8. Oktober zu. Aus Trainersicht bedauert Matjaz Tominec diese Verlegung noch heute: “Dadurch hatten wir zum Start das Heimspiel gegen Hannover-Burgdorf und waren gleich dem hohen Druck ausgesetzt, den ersten Auftritt – noch dazu gegen einen als schlagbar geltenden Gegner – erfolgreich gestalten zu müssen. Wie man aber inzwischen gesehen hat, kann unserer Mannschaft noch nicht mit derlei nervlicher Belastung umgehen.“

Apropos Psyche: Die ist bei den MT-Handballern nach sechs Spielen ohne Punktgewinn angekratzter denn je. Wie ein Damoklesschwert schwebt mittlerweile die Angst, erneut zu versagen, über jedem Spiel. Denn nachdem nun auch beim Tabellennachbarn Wetzlar der Knoten geplatzt ist, ist die MT derzeit der einzige Club der Bundesliga, der noch nichts auf der Habenseite vorweisen kann. Ob sich das  ausgerechnet nach dem Spiel beim heimstarken SC Magdeburg ändert?

Der SCM , letzte Saison als Elfter durchs Ziel gegangen, und damit noch Tabellennachbar der MT, ist in der laufenden Runde fast nicht wieder zu erkennen. Nach aktuell sechs Spieltagen hat man mit acht Punkten schon soviel auf dem Konto, wie letztes Jahr erst nach zehn Spieltagen. Noch beeindruckender ist es allerdings, die bisher geschlagenen Gegner zu betrachten: Mit Flensburg (auswärts!), Großwallstadt und den Rhein-Neckar Löwen hat man bereits drei namhafte Konkurrenten aus dem oberen Tabellendrittel überrascht. Und sich dabei selbst bei nunmehr 8:4 Punkten direkt dahinter eingenistet (Platz acht). Zudem ist die Bördelandhalle wieder wie in alten Zeiten zur Festung geworden. Es scheint, als hätte die Abkehr vom Marketingschnickschnack “Gladiators” und die Rückbesinnung auf den “SCM” auch auf dem Spielfeld alte Magdeburger Tugenden freigelegt. Kampfgeist und Tempo lauten die Zauberworte, mit denen der ostdeutsche Traditionsclub auch zusehends wieder mehr Fans begeistert.

Eine Ursache ist sicherlich der Glücksgriff mit Neuzugang Jure Natek. Der 135-fache slowenische Nationalspieler, Linkshänder im rechten Rückraum, 2004 Vize-Europameister geworden, ist mit derzeit 33 Treffern bester Magdeburger Feldtorschütze. Der Mann rechts neben ihm, auf Außen, ist sogar noch etwas erfolgreicher. Robert Weber, österreichischer Auswahlspieler, gilt als Mr. Tempogegenstoß beim SCM und führt mit 41 Treffern die vereinsinterne Torschützenliste an. Aber auch dessen Pendants auf der gegenüberliegenden Außenbahn, Yves Grafenhorst und Junioren-Weltmeister Steffen Coßbau, verstehen es, mit viel Dampf nach vorne zu gehen. Als Spielmacher zieht der schlitzohrige Stian Tönnessen die Fäden im Rückraum und versteht sich zudem gut mit Kreisläufer Bartosz Jurecki. Auf der Königsposition sorgt ein abgebrühter Fabian van Olphen für viel Gefahr. Der Niederländer spielt bereits im fünften Jahr bei den Magdeburgern und ist dadurch zusammen mit Grafenhorst dienstältester Akteur im SCM-Team. Fürs Toreverhindern ist sein holländischer Landsmann Gerrit Eijlers zuständig. Der Keeper zählt zu den besten seiner Zunft in der Liga. Als Nummer Zwei steht dahinter mit Dario Quenstedt immerhin ein weiterer SCM-Junioren-Weltmeister parat.

Also gibt es am Freitag mindestens für zwei MT-Cracks ein Wiedersehen mit alten Bekannten: Zum einen trifft  Jens Schöngarth seine Ex-Kameraden aus der erfolgreichen DHB-Auswahl, zum anderen kehrt Alexandros Vasilakis an seine alte Wirkungsstätte zurück. Der Grieche spielte vor seinem Wechsel zur MT von 2007 bis 2009 bei den Sachsen-Anhaltinern und gehörte auch dort zu den Top-Torjägern. Dabei hätte sich Vasilakis heute seine Rückkehr in die Bördelandhalle ganz sicher unter einem günstigeren Stern stehend gewünscht. Denn neben der bedrückenden Lage, in der sich seine MT befindet, macht dem Linkshänder auch sein eigenes Formtief zu schaffen. Wegen einer vor kurzem erlittenen Knieverletzung hat er den damit einhergehenden Trainingsrückstand noch nicht wett machen können.

Aber es wird nicht von Vasilakis allein abhängen, ob sich die MT eine Chance in Magdeburg erarbeiten kann. Gefordert sind derzeit alle im Team, von den Torhütern angefangen bis zu den Außen. Bis auf Michael Allendorf, der zuletzt gegen Flensburg mit zehn Treffern auftrumpfte, suchen die meisten seiner Kollegen noch nach ihrer Form bzw. Beständigkeit. Von einem Durchhänger wurde zuletzt sogar Melsungens Hauptschütze und Spielmacher Nenad Vuckovic ereilt. Er blieb am Dienstag erstmalig in dieser Saison gänzlich ohne Torerfolg.

„Als sieglose Mannschaft gehst Du in jedes Spiel mit der neuen Hoffnung, dass der Knoten endlich platzen möge“, umschreibt Trainer Matjaz Tominec die gegenwärtige Lage beim Tabellenschlusslicht. Die Zuversicht, dass dies nicht mehr allzulange auf sich warten lässt, wird genährt aus den beiden je halbstündigen Demonstrationen Melsunger Leistungsvermögens in den Spielen gegen die Topteams Kiel und Flensburg.

Einmal geklappt hat es für die MT ja auch schon mal in der Bördelandhalle. Das war ziemlich genau vor drei Jahren, als den Nordhessen dort ein fulminanter 40:37-Sieg gelang. Anschließend wurde der SCM noch zwei weitere Male bezwungen, zuletzt im Mai diesen Jahres mit 34:30 in der Kasseler Rothenbach-Halle. (Bernd Kaiser)

Schiedsrichter in Magdeburg:
Matthias Brauer / Kay Holm (Hamburg / Hagen, S-H); DHB-Aufsicht: Peter Rauchfuß.

Bisherige Bundesligavergleiche:

12.05.2010     MT Melsungen – SC Magdeburg    34:30
04.12.2009     SC Magdeburg – MT Melsungen    37:29
12.05.2009     MT Melsungen – SC Magdeburg    29:26
05.12.2008     SC Magdeburg – MT Melsungen    42:36
05.04.2008     MT Melsungen – SC Magdeburg    25:31
18.10.2007     SC Magdeburg – MT Melsungen    37:40
30.12.2006     SC Magdeburg – MT Melsungen    41:32
26.08.2006     MT Melsungen – SC Magdeburg    24:27
22.02.2006     MT Melsungen – SC Magdeburg    27:28
16.09.2005     SC Magdeburg – MT Melsungen    32:29