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Melsungen bringt HSV (fast) in Verlegenheit

Kassel. Die MT Melsungen hat dem als hohen Favoriten angereisten HSV Handball eindrucksvoll Paroli geboten und den Hanseaten das Siegen in Kassel sehr schwer gemacht. Zwar gab es beim 26:30 (13:13) vor mehr als 3.500 begeisterten Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle für die MT keine Punkte. Dafür gab die aber eine Menge des bisher in dieser Saison verspielten Kredits den Fans zurück.

Es entwickelte sich für die Hausherren schon in den ersten Aktionen der Begegnung eine fruchtbare Atmosphäre, die fast wie von selbst zu Erfolgen auf dem Spielfeld führte. Schon der erste Block von Felix Danner gegen Marcin Lijewski wurde bejubelt wie ein eigener Treffer, auch wenn Igor Vori in der Folge die Hamburger Führung gelang. Eine Führung, die lange die einzige des Vizemeisters bleiben sollte.

Denn auf Alexandros Vasilakis‘ Ausgleich folgte die erste gute Tat von Mario Kelentric, der damit den nächsten Angriff einleitete. Und Nenad Vuckovic nach geduldiger Vorbereitung das 2:1 ermöglichte. Ein Auftakt, der den HSV sichtlich beeindruckte. Das neue Selbstvertrauen der MT in Form eines glänzend disponierten Mario Kelentric bekam als nächstes Blazenko Lackovic zu spüren. Der Kroate zwischen den Pfosten fing einen Sprungwurf seines Landsmannes einfach weg  – die Höchststrafe für einen Rückraumschützen. Wie man es besser macht zeigte auf der anderen Seite Grigorios Sanikis: zwei Schritte Anlauf, hochsteigen, abziehen, jubeln. Die MT war überhaupt nicht mehr wieder zu erkennen gegenüber den teils desolaten Vorstellungen gegen Burgdorf und Rheinland.

Bis zum 6:6 durch Hans Lindberg in der 13. Minute blieben die Gäste dran und egalisierten immer wieder Melsunger Führungen. Dann folgte die stärkste Phase der Gastgeber. Savas Karipidis machte den Anfang mit einem Treffer fast von der Torauslinie an Sandström vorbei in den langen Winkel. Nenad Vuckovic legte nach, und das nicht nur einmal. Schon sein 8:6 löste frenetischen Jubel aus. Als Mario Kelentric aber auch Lindberg einen freien Wurf weg fing und blitzschnell den Gegenangriff einleitete, der per erster Welle wieder von Vuckovic vollendet wurde, bebte die Rothenbach-Halle. Martin Schwalb wusste sich keinen anderen Rat mehr als die grüne Karte zur Auszeit, und schickte anschließend eine fast komplett ausgetauschte Mannschaft zurück aufs Feld. Johannes Bitter für den indisponierten Sandström, Pascal Hens für den von Kelentric entnervten Lackovic, Matthias Flohr für Torsten Jansen, der von Savas Karipidis komplett abgemeldet wurde. Domagoj Duvnjak übernahm für den angeschlagenen und zuweilen überfordert wirkenden Michael Kraus den Spielaufbau, scheiterte aber sofort mit seinem ersten Versuch an Kelentric. Nenad Vuckovic profitierte und machte den im Handball seltenen Hattrick (drei eigene Tore hintereinander ohne Gegentreffer) perfekt.

Pascal Hens erging es nicht besser als seinem Vorgänger im linken Rückraum. Gegen die agile und aggressive MT-Deckung gab es phasenweise überhaupt kein Durchkommen. Dass der HSV vom Tabellenletzten wiederholt ins Zeitspiel gezwungen, und Hens‘ verzweifelte Notwürfe im dichten Block hängen bleiben oder glatt über den Kasten streichen würden hätte eigentlich niemand vorher erwartet. Und wenn doch einmal ein Hamburger wirklich frei zum Wurf kam, so wie erneut Duvnjak in der 20. Minute, dann stand da Kelentic.

Es zeichnete sich ab, dass dieses Kraft raubende Spiel nicht über die ganze Partie gehalten werden könnte. Interimstrainer Sandor Balogh musste wechseln, was etwas zu Lasten des Spielflusses ging. Zudem hatte Martin Schwalb inzwischen nicht nur Stefan Schröder für Lindberg, sondern auch Bertrand Gille für Vori gebracht. Und damit seiner Deckung zusätzliche Stabilität verschafft. Die Bartenwetzer verzettelten sich öfter und verloren Bälle, die Lijewski, Schröder und Hens zum Anschluss nutzten. Trotzdem kamen die Gäste erst kurz vor dem Seitenwechsel zum 13:13-Ausgleich. Duvnjak hatte nach drei vergeblichen Versuchen endlich zum ersten Mal Kelentric überwunden.

Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischte der HSV. Marcin Lijewski und die Gille-Brüder trafen, Michael Allendorf, Alex Vasilakis und Nenad Vuckovic glichen jeweils aus. Alle warteten auf den Zusammenbruch der Nordhessen, wie er auch in den lange offen geführten Spielen gegen Kiel und Flensburg spätestens zur Halbzeit kam. Doch stattdessen besorgte Savas Karipidis per Tempogegenstoß sogar die erneute MT-Führung zum 17:16. Jetzt legten die Hausherren wieder vor und die Gäste egalisierten. Es war ein Spiel vollkommen auf Augenhöhe. Was Hamburg mit spielerischen Mitteln versuchte, erwiderte Melsungen mit Kampf und unbändigem Einsatz. Fair, wohlgemerkt. Nicht eine einzige Zeitstrafe der Rot-Weißen im ganzen Spiel unterstreicht, dass dem Favoriten mit sportlichen Mitteln die Stirn geboten wurde.

Bis zum 21:21, das wieder Vuckovic mit einer feinen Einzelleistung markierte, stand die Partie auf des Messers Schneide, befand sich der Titelaspirant beim Tabellenschlusslicht am Rande einer Niederlage. Ausgerechnet ein entnervt über das Tor gezogener Siebenmeter von Hans Lindberg rüttelte den HSV wohl endgültig wach. Marcin Lijewski und zweimal Domagoj Duvnjak warfen Blau-Weiß mit drei Toren in Front, noch einmal Lijewski und Bertrand Gille per Tempogegenstoß bauten die Führung nach Sanikis‘ zwischenzeitlichem 22:24 weiter aus. Die Zeit begann scheinbar plötzlich zu schnell zu laufen, und es schlichen sich Unkonzentriertheiten ins Melsunger Spiel ein. Im Bestreben möglichst schnell den Anschluss wieder zu bekommen unterliefen ungenaue Zuspiele, wurde zu früh und unvorbereitet abgeschlossen. Ein gefundenes Fressen für einen international erfahrenen Gegner.

Mit der ganzen Routine von mehr als 2.000 Länderspielen auf dem Buckel pflegten die Hanseaten ihren erkämpften Vorsprung gegen eine bis zuletzt voll engagierte Melsunger Mannschaft, die sich nie aufgab. Die im Gegenteil auch im Angesicht der unvermeidlichen Niederlage weder in Agonie, noch in übertrieben hartes Spiel verfiel, sondern ihren Fans bis zum letzten Angriff attraktiven Handball zeigte. Die dankten es den Spielern mit stehenden Ovationen und viel Beifall, der noch Minuten nach dem Schlusspfiff nicht enden wollte. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel
HSV-Trainer Martin Schwalb:
Ich freue mich, dass wir dieses Spiel nach einer großartigen kämpferischen Leistung in der zweiten Halbzeit gewinnen konnten. Es war uns klar, dass die MT jetzt langsam anfängt ihr wahres Gesicht zu zeigen, denn sie gehört da unten nicht hin. Sie haben toll gekämpft und sich selbst gepusht. Anfangs haben wir dazu ein paar leichte Fehler gemacht. Aber ich muss auch Mario Kelentric hervorheben, der einigen meiner Rückraumspieler den Zahn gezogen hat. Mit dem Unentschieden zur Pause konnten wir zufrieden sein. Ab der 16. Minute haben wir auf einem sehr hohen Niveau gespielt und wenig technische Fehler gemacht, nach der Pause dann auch den Kampf voll angenommen. Genau so muss man auswärts spielen um erfolgreich zu sein.

MT-Interimstrainer Sandor Balogh: Glückwunsch an den HSV zum Sieg. Größtenteils hat unsere Deckung mit Mario Kelentic dahinter funktioniert. Mario hat einen super Tag erwischt. Leider haben wir manchmal zu früh abgeschlossen. Da hätten wir im Angriff ein wenig mehr Geduld haben müssen. Für mich war der Unterschied heute die größere Bank der Hamburger. Bei diesem engen Spiel hatten wir nicht so die Möglichkeit frische Leute rein zu bringen, Hamburg hat ständig gewechselt. Sie hatten ständig ausgeruhte Leute auf dem Feld. Das hat für mich den Ausschlag gegeben. Zum Schluss haben wir viel gekämpft, sind viel gelaufen, hatten viele Eins-gegen-Eins-Situationen.

Statistik
MT Melsungen:
Kelentric (15 P.), Lechte (n.e.); Brovka, Schöngarth 1, Klimovets 1, Schweikardt, Torbica, Vasilakis 6, Danner 1, Sanikis 5, Karipidis 3/1, Allendorf 2, Vuckovic 7, Dacevic, Sania.

HSV Handball: Sandström (1 P.), Bitter (6 P.); Kraus, Schröder 3, Duvnjak 4, Jansen, Lackovic 2, Flohr, Vori 1, B. Gille 5, G. Gille 1, Lindberg 5/2, M. Lijewski 8, Hens 1.

SR: Lars Geipel (Steuden) / Marcus Helbig (Landsberg).
Zeitstrafen: 0 – 6 (Jansen 10:01, G. Gille 28:08, Lackovic 35:31).
Strafwürfe: 1/1 – 3/2 (Lindberg wirft über das Tor, 43:34)

Zuschauer: 3.560 in der Rothenbach-Halle, Kassel



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