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Den größten Wunsch erfüllt

Hephata-Berufshilfe – mit neuer Maßnahme auf den ersten Arbeitsmarkt

Schwalmstadt-Treysa. „Ich wusste, ich will nicht ins Büro, sondern irgendwas mit Metall oder Holz machen.“ Maria T. (20) hatte ein klares Ziel vor Augen, Motivation und handwerkliches Talent. Trotzdem war die Ausgangslage schwierig: Schwerbehinderung  und durchschnittliches Abgangszeugnis einer Schule für Körper- und Sprachbehinderung. Am 1. Oktober unterschrieb die 20-Jährige nun einen Zweijahresvertrag bei der felo-Werkzeugfabrik Holland-Letz GmbH. Möglich wurde dies auch durch die Unterstützung der Hephata-Berufshilfe. Marion Münchow, sozialpädagogische Begleitung, stand der 20-Jährigen zur Seite. Die 54-Jährige arbeitet als Qualifizierungstrainerin der „Unterstützten Beschäftigung“.

Diese Maßnahme versucht, mit Firmenpraktika Menschen mit Lernbehinderung, leichten geistigen und körperlichen Behinderungen in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Aufgrund einer schweren körperlichen Behinderung hätte Maria T. ansonsten kaum eine Chance dazu bekommen. Die Maßnahme läuft seit September 2009. In Kooperation mit dem Berufsbildungswerk Südhessen (bbw) betreut die Berufshilfe in der Maßnahme derzeit sechs junge Menschen.

Die Betreuung umfasst Schulungen im persönlichkeitsbildenden und lebenspraktischen Bereich, in der Vermittlung von Rechten und Pflichten als zukünftiger Arbeitnehmer. Aber auch die Suche nach einem Praktikumsplatz, Mithilfe bei der Einarbeitung, Gestaltung eines individuellen Arbeitsplatzes, Gespräche mit Chefs, Kollegen und Eltern sowie die Intervention bei Problemen im Arbeits- oder Privatleben gehören dazu. Maria T. ist die erste Maßnahmeteilnehmerin, die eine feste Anstellung bekam: „Das war mein größter Wunsch.“ Dafür hat sie gekämpft und nicht aufgegeben, wenn es Schwierigkeiten gab. Und davon gab es durchaus welche: Zunächst versuchte sich die 20-Jährige im Berufsvorbereitungsjahr der Berufshilfe, um fit für eine Ausbildung zu werden. Nach einem halben Jahr brach sie ab, „es klappte einfach nicht“. Dann kam sie zur „Unterstützten Beschäftigung“. Ihr erstes Praktikum bei einer Möbelfirma musste sie nach anderthalb Wochen beenden. Die Arbeit war körperlich zu anstrengend. „Ich darf nur im Wechsel sitzen und stehen und auch nicht mehr als fünf Kilogramm heben.“ Der zweite Praktikumsplatz war dann bei felo, einem Neustädter Unternehmen, das mit 180 Mitarbeitenden über eine Million Werkzeuge im Monat produziert. „Ich habe gleich gemerkt, dass es das ist“, sagt Maria T. Als Helferin Endmontage und Kontrolle verpackt  sie im Zwei-Schicht-System Bits und Schraubenzieher oder übernimmt die Endkontrolle am Band. Dank ihres Jobs ist auch die eigene Wohnung in greifbare Nähe gerückt.

Bevor es zu solch einer Festanstellung kommen kann, können die Firmen ihre Arbeitskräfte zwei Jahre nach ihren Bedürfnissen schulen und einsetzen. Die Lohnkosten übernimmt die Arbeitsagentur. Maria T. ist eine Ausnahme, da sie bereits nach nur einem Jahr einen regulären Vertrag bekam. Felo-Geschäfts­führer, Diplom-Ingenieur Sebastian König: „Frau T. ist sehr engagiert und möchte gerne. Wenn jemand so will – das gilt für alle Mitarbeiter – muss man gucken, wie man ihn einsetzen kann. Zudem muss sich die Industrie in jeglicher Sicht an der Gesellschaft beteiligen. Da gehört so eine Maßnahme auch dazu.“ (me)