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MT Melsungen kommt arg unter die Räder

Mannheim/Melsungen. Das hatte sich Michael Roth zu seinem Einstand als Trainer der MT Melsungen ganz anders vorgestellt. Doch seinen Schützlingen gelang es zu keiner Phase des Spiels bei den Rhein-Neckar Löwen, an die zuletzt gegen den HSV gezeigte Leistung anzuknüpfen. Mit 25:40 (14:21) bezogen die Nordhessen vor 5.720 Zuschauern in der SAP-Arena Mannheim ihre höchste Niederlage gegen die Badener in fünf gemeinsamen Erstligajahren. Mit nunmehr 0:20 Punkten hat sich die Lage für Melsungen in der TOYOTA Handball-Bundesliga weiter zugespitzt. Ganze viereinhalb Minuten keimte die Hoffnung der MT und ihrer mitgereisten Anhänger auf eine akzeptable Vorstellung oder gar eine Überraschung bei den favorisierten Gastgebern. Genauer gesagt bis zum 3:2-Anschlußtreffer von Grigorios Sanikis.

Doch beginnend mit dem zweiten Siebenmeter des Spiels, den Uwe Gensheimer an Mario Kelentric vorbei zum 4:2 rechts unten ins Netz setzte, rollte der Löwen-Express unbarmherzig über die Gäste hinweg. Innerhalb der folgenden drei Minuten netzten Bjarte Myrhol, Patrick Grötzki, Grzegorz Tkaczyk und noch einmal Uwe Gensheimer ein. Nur Savas Karipidis traf zwischendurch für die Rot-Weißen. Zu einem Zeitpunkt, da sich die Kontrahenten in anderen Begegnungen noch taxieren, war im feudalen Mannheimer Handballpalast mit dem 8:3 bereits so etwas wie eine Vorentscheidung gefallen.

Es wurde den Hausherren aber auch einfach gemacht. Von ihren Gästen, weil sowohl Grigorios Sanikis als auch Nenad Vuckovic, die sich anfangs die Spielmacherrolle aufteilten, die Entwicklung des Angriffs nicht in den Griff bekamen. Dazu von den Unparteiischen, die einerseits unverhältnismäßig oft auf Siebenmeter gegen die Melsunger Abwehr entschieden, und bei Angriffen der Bartenwetzer sehr früh den Arm hoben um vermeintlich passives Spiel anzuzeigen und einen Abschluss der Aktion fordern. Was prompt zu Notwürfen führte, falls das Leder nicht schon vorher unter Zeitdruck in der aggressiven Deckung der Löwen verloren ging. Da hatte die MT sogar Glück, dass sie nicht noch höher ins Hintertreffen geriet. Aber der eingewechselte Robert Lechte hielt gleich zwei Strafwürfe von Uwe Gensheimer und Olafur Stefansson.

Dazwischen hatte Trainer Michael Roth schon per Auszeit versucht, das irre Tempo der Löwen heraus zu nehmen. Mit mäßigem Erfolg, denn seine Angreifer wurden weiter schon acht bis neun Meter vor dem Kasten von Slawomir Szmal gestellt. Jeder daraus resultierende Ballverlust mündete unweigerlich in die präzise gespielte Erste Welle der Hausherren. Wie direkt nach dem TimeOut, als Uwe Gensheimer die Abwehr der Melsunger beim Konter mit nach links zog, dann aber überraschend den Querpass über die ganze Breite des Spielfeldes auf Patrick Grötzki spielte. Der wiederum hatte dann praktisch ohne Gegner alle Zeit der Welt, Robert Lechte mit einem frechen Heber zu düpieren und auf 12:5 zu stellen. Da waren erst 14 Minuten absolviert.

Michael Roth reagierte, ließ mit einer offensiveren Deckung den Löwen-Angriff früher stören. Das beruhigte das Spiel etwas und führte dazu, dass die MT erst einmal nicht weiter ins Hintertreffen geriet. Der Rückstand schrumpfte sogar etwas, als Bjarte Myrhol eine Zeitstrafe absitzen musste und das Melsunger Spiel über Felix Danner am Kreis etwas besser funktionierte. Bis zum 16:11 nach 23 Minuten, dann war plötzlich wieder Schluss. Vier Tore der Gastgeber in Folge bedeuteten praktisch die Entscheidung in der Partie noch bevor die Seiten gewechselt wurden. Weil Oliver Roggisch und Grzegorz Tkaczyk nacheinander auf die Strafbank mussten gelang den Nordhessen wenigstens noch eine leichte Resultatskorrektur bis zum Halbzeitpfiff.

Nach der Pause sah es zunächst wesentlich besser aus für die Gäste. Michael Schweikardt besetzte die Spielmacherposition, Mario Kelentric kehrte zwischen die Pfosten zurück. Die Fehler der ersten Hälfte blieben aus, der Abstand zwischen beiden Teams pendelte sich konstant bei sechs Toren ein. Mit etwas mehr Fortune hätten die Melsunger sogar noch einmal ins Spiel zurück finden können. Aber weiterhin ging der Arm der Unparteiischen bei MT-Angriffen regelmäßig sehr früh hoch, während die Löwen selbst in Unterzahl, Roggisch saß seine zweite Strafe ab, mehr als eine Minute ohne erkennbare Aktion zum Tor von der Uhr nehmen durften. Als Michael Schweikardt schließlich bei einem verzögerten Freiwurf zu früh zuckte musste er ebenfalls runter und der Vorteil war vollends dahin. Als doch einmal ein Ball den weg ins Tor von Szmal fand, stand Andrej Klimovets beim Wurf angeblich im Kreis.

Nein, es lag bestimmt nicht an diesen kleinen Ärgernissen, dass der Tabellenletzte an diesem Abend chancenlos blieb. Sie waren allenfalls Randerscheinungen, die dem unwiderstehlichen Vorwärtsdrang der Rhein-Neckar Löwen in die Karten spielten. Die besannen sich nämlich nach 40 Minuten auf ihr erfolgreiches Spiel der ersten Halbzeit und legten nach dem Anschlusstreffer von Savas Karipidis zum 24:18 einen 5:0-Zwischenspurt hin. Drei Tempogegenstöße nach Fehlern der Melsunger (Ball fällt aus der Hand, Spieler rutscht ohne Gegnerkontakt aus) und eine schnell gespielte zweite Welle genügten, um den Sack endgültig zuzumachen. Was dabei auffiel: es waren immer gleich mehrere Löwen, die die Gegenstöße liefen. Dadurch gingen Abpraller, wenn ein erster Versuch mal nicht drin war, fast zwangsläufig an die Löwen zurück. Was vor allem Bjarte Myrhol nutzte, um sein Torkonto aufzubessern.

Über 29:18 zogen die Gastgeber gegen langsam aufsteckende Nordhessen auf 35:20 davon. Neben dem eingewechselten Youngster Niklas Ruß trug sich dabei auch Neuzugang Zarko Sesum mehrfach in die Torschützenliste ein. Nicht einmal die dritte Zeitstrafe und die damit verbundene Rote Karte gegen Oliver Roggisch vermochte den Wirbel der Badenser zu stoppen, die an diesem Abend eine Klasse besser waren. Den einen gelang einfach alles, den anderen so gut wie nichts. Sicher waren die Schlagwürfe des für Alexandros Vasilakis eingewechselten Jens Schöngarth in der Endphase der Begegnung sehenswert. Aber dagegen standen immer wieder leichtfertige Ballverluste, die von den hungrigen Löwen bis in die Schlussminuten hinein unbarmherzig bestraft wurden.

So wurde es nichts mit einer Ergebniskorrektur, die sich die Bartenwetzer für ihr erkennbares Engagement verdient gehabt hätten. Denn Ansätze waren trotz der deprimierend hohen Niederlage vorhanden. Die resultierte im Endeffekt aus der furiosen Anfangsphase der Gastgeber, als sie die Abstimmungsprobleme der Melsunger Hintermannschaft mit den Torhütern gnadenlos ausnutzten. Das spätere Anwachsen war die logische Folge dieser Absicherung gegen eine mental ohnehin schon angeschlagene Melsunger Mannschaft. Insofern müssen diese 15 Treffer Differenz relativiert werden, auch wenn sie die realen Unterschiede zwischen beiden Teams an diesem Abend recht treffend widerspiegelten. Und Michael Roth seinen Einstand zumindest vom nackten Ergebnis her verhagelten. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel


Michael Roth, MT:
Die Löwen waren uns in allen Belangen überlegen und voll konzentriert. Wir hatten insgeheim auf eine Außenseiter-Chance gehofft. Dann war es aber doch die allgemein erwartete Niederlage, die zudem noch deprimierend hoch ausfiel. Aber dieser Gegner ist nicht unsere Kragenweite. Dessen Sieg geht so in Ordnung. Wichtig ist jetzt, dass niemand meine Mannschaft abschreibt. Wir müssen viel arbeiten, um uns in allen Mannschaftsteilen zu verbessern. Eine Woche haben wir jetzt Zeit, uns auf den nächsten Gegner Göppingen vorzubereiten. Vielleicht platzt ja dann der Knoten.

Gudmundur Gudmundsson; RNL: Wir waren nach der dürftigen Partie gegen den DHC Rheinland enttäuscht und wollten es heute unbedingt besser machen. Dabei wussten wir, dass kein einziges Spiel in dieser Bundesliga ein Selbstläufer ist. Auch nicht gegen den punktlosen Tabellenletzten. Deshalb haben wir die Aufgabe über die gesamten 60 Minuten sehr ernst genommen. Es ist zwar schwierig die Konzentration so lange hoch zu halten, aber wir haben es geschafft. Ich bin heute sehr zufrieden mit meinem Team.

Statistik

Rhein-Neckar Löwen: Szmal (11 P.), Hannawald (1 P.); Schmid 1, Gensheimer 6/2, Roggisch, Sesum 4/2, Tkaczyk 7, Bielecki 4, Lund 1, Gunnarsson 1, Stefansson 2/1, Ruß 3, Myrhol 8, Grötzki 3.

MT Melsungen:
Kelentric (9 P.), Lechte (5 P.); Schöngarth 3, Klimovets 4, Schweikardt 1, Torbica, Vasilakis 4, Danner 2, Sanikis 2, Karipidis 4/1, Allendorf 3/1, Vuckovic 2, Dacevic, Sania (n.e.).

SR: Ronny Dedens (Magdeburg) / Nico Geckert (Magdeburg).

Zeitstrafen:
10 – 12 (Myrhol 18:03, Roggisch 26:20 32:58 45:39, Tkaczyk 28:19 – Klimovets 7:21 47:16, Schweikardt 33:07, Dacevic 36:36 59:46, Danner 40:22). Rote Karte: Roggisch (45:39, 3 x 2 Minuten).

Strafwürfe: 7/5 – 3/2 (Gensheimer scheitert an Lechte, 10. Min.; Stefansson scheitert an Lechte, 17.; Karipidis scheitert an Szmal, 30.).

Zuschauer: 5.720 in der SAP-Arena, Mannheim

Spielfilm:
1:0 (1.), 2:1 (3.), 6:3 (6.), 8:4 (9.), 11:5 (12.), 13:7 (15.), 14:8 (18.), 15:9 (21.), 18:11 (24.), 20:11 (27.), 21:14 (30.), 21:14 (HZ), 23:16 (36.), 23:17 (39.), 27:18 (43.), 28:18 (43.), 29:18 (43.), 29:18 (44.), 29:20 (47.), 31:20 (49.), 32:20 (49.), 34:20 (51.), 35:21 (53.), 36:23 (56.), 38:24 (58.), 39:25 (59.), 40:25 (60.), 40:25 (EN).