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Jubiläum: 50 Jahre Borkener Carneval Club

Vier Präsidenten aus fünf Jahrzehnten im Interview

Borken. Vor einem halben Jahrhundert entstand der Borkener Carneval Club. Aus einem Club mit zirka 40 Aktiven, die mit Büttenreden, Musikdarbietungen und Tanzmusik vom Plattenspieler dem Publikum Frohsinn und Heiterkeit bieten konnte, hat sich der BCC zum heutigen Verein mit über 250 Mitgliedern entwickelt. Singen, Tanzen, Büttenreden und Show sind auch heute die Zutaten für die karnevalistischen Veranstaltungen. Sie haben sich in ihrer Qualität der jeweiligen Zeit angepasst und sind in der Gesamtheit viel professioneller geworden.

Stolz ist der Club auf die Treue seiner aktiven Mitglieder. Stolz ist er aber auch auf die Treue des Publikums, ohne das es nicht 50 Jahre lang Veranstaltungen hätte geben können.

Was die ehemaligen Präsidenten und der aktuelle Präsident des Borkener Carneval Club dazu zu sagen haben, lesen Sie im Interview:

Wie Sind zu zum Club gekommen?

Hannig: Ich war Jugendgruppenführer in der Pfarrei, als Kaplan Wiederhold vorgeschlagen hat, dass wir eine Karnevalssitzung veranstalten. Eigentlich war jemand anders als Präsident vorgesehen. Weil derjenige nicht konnte, hat der Kaplan bestimmt: „Du machst das!“, also habe ich den Posten übernommen. Wegen der Flutkatastrophe in Hamburg fiel die Veranstaltung im zweiten Jahr aus. Im dritten Jahr war ich Prinz und Alois Willner Präsident, der dann das Amt behalten hat.

Zackl:
Meine Schwester Helga war 1964 Prinzessin und ich nur als Gast mit dabei. Im Jahr darauf hat mich mein Schwager Heinz Frost an einem Sonntag, an dem die Prunksitzung stattfinden sollte, morgens angesprochen und gesagt, ich müsse einspringen, jemand sei ausgefallen. Und schon saß ich abends im Elferrat mit Leuten, die ich zum Teil gar nicht kannte.

Wiche:
Dechant Vogel, einer der Gründungsmitglieder, war eher zufällig im Lebensmittelgeschäft meiner Eltern in Gombeth und hat mich gefragt, ob ich keine Lust hätte, beim Karneval mitzumachen. Bereits in meinem ersten Jahr, 1962, saß ich im Elferrat. Im zweiten Jahr durfte ich schon meine erste Büttenrede halten.

Scholl:
Meine Töchter haben in der Garde getanzt. Als Gast einer Prunksitzung hat mich vor allem das Männerballett gereizt. Als mich  der Trainer angesprochen hat, beim Training vorbeizuschauen, war ich sofort dabei!

Was waren Ihre Highlights beim BCC?

Hannig:
Ich bin der erste Präsident gewesen! Im zweiten Veranstaltungsjahr durfte ich Prinz sein. Danach war ich Elferrat und Bühnenhofzeremonienmeister.

Zackl:
Prinz zu sein, darauf war ich richtig stolz! Und einige hervorragende Büttenreden, die mir Hans Schröder geschrieben hatte. Zum Beispiel „Schwarzarbeiter“ und die Büttenrede mit der Waschmaschine.

Wiche:
Für einen Karnevalisten ist es schon etwas Besonderes, als Prinz seinen Verein in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Und dann war noch die echte Herausforderung als Sitzungspräsident für die Veranstaltungen verantwortlich zu sein, und später als Vereinspräsident den Verein zu führen.

Scholl: Wir haben ein paar ganz besonders tolle Tänze mit dem Männerballett aufgeführt. Jetzt freue ich mich über die Auftritte mit den Olmesbarden. Die Arbeit als Präsident ist mitunter nervenaufreibend, macht aber auch Spaß, vor allem, wenn alles reibungslos abgelaufen ist.

Warum sind Sie zum Borkener Carneval Club gekommen und geblieben und nicht zu einem anderen Verein?

Hannig: Das Ausschlaggebende war unserer Gemeinschaft. Was uns zusammengeschweißt hat, sind die vielen gemeinschaftlichen Arbeiten, Arbeitseinsätze, Leistungen. Für das, was wir machen, kann ich mich immer noch begeistern.

Zackl:
Der kollegiale Zusammenhalt hat den Ausschlag gegeben. Wir werden von andern Vereinen darum beneidet, auch, weil das schon 50 Jahre lang so ist!

Wiche: Zum einen ging und geht es darum, närrisches Brauchtum zu erhalten und zu pflegen, selbst Spaß und  Freude zu haben und anderen bringen. Zum andere ging und geht es um die Gemeinschaft, die große Karnevalsfamilie, in der ich mich von Anfang an wohlgefühlt habe. Dort habe ich echte Freunde gefunden. Und was sicher genauso wichtig ist: Der BCC ist ein Verein, in dem die ganze Familie mitmachen kann!

Scholl:
Es macht Spaß, im Club zu sein und mit den Menschen, die sich dort engagieren, etwas gemeinsam zu machen. Außerdem läuft der aktive Karnevalsbetrieb den Sommer über auf Sparflamme, so dass man in der Zeit anderen Aktivitäten vermehrt nachgehen kann.

Sie sind nun viele Jahre aktiv dabei – wird das nicht langweilig?


Hannig:
Nein! Wenn man viel kann, muss man viel tun, auch vieles Verschiedenes. Aber das tut man gerne Wir haben so viele, viele schöne Stunde miteinander erlebt, sind durch dick und dünn gegangen. Davon zehrt man ein Leben lang!

Zackl:
Eigentlich nicht. Ich habe mich aufs „Altenteil“ zurückgezogen und freue mich, dabei zu sein und keine festen Aufgaben mehr zu haben.

Wiche:
Im Gegenteil, da ist eher die „karnevalsfreie Zeit“ langweilig! Wer mit Leib und Seele dabei ist, beschäftigt sich aber auch außerhalb der Kampagne mit dem Karneval.

Scholl:
Elf Jahre sind noch zu kurz, um  Langeweile überhaupt aufkommen zu lassen!

Muss man ein Narr sein, um im BCC zu sein?


Hannig:
Man muss ein lustiger Mensch sein, sich freuen und lachen können.

Zackl:
Nein, aber man muss ein Fable für den Karneval haben.

Wiche:
Nein! Der BCC bietet jedem die Möglichkeit, nach seinen Fähigkeiten, wenn er Humor mitbringt und bereit ist, Freizeit zu opfern, seinen Platz im Club zu finden.

Scholl:
Nein, aber eine Frohnatur zu sein, kann nicht schaden.

Hätten Sie bei Amtsübernahme vermutet, dass der Verein so lange bestehen wird?


Hannig:
Um Gottes willen, nein! Die erste Sitzung war als einmalige Veranstaltung gedacht. Aber sie kam so gut an, dass wir im zweiten Veranstaltungsjahr nicht nur eine, sondern gleich drei Veranstaltungen organisiert haben. Daraus sind nun schon 50 Jahre geworden.

Zackl:
Nie im Leben! Nach dem plötzlichen Tod meines Vorgängers Alois Willner haben alle gesagt: Damit ist auch der BCC gestorben. Aber gerade das war uns Ansporn und Chance zugleich!

Wiche: Gehofft schon! Nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Alois Willner, der 25 Jahre lang alle Fäden in der Hand hatte, hat keiner so richtig an das Fortbestehen geglaubt. Wir sind alle zusammengerückt, haben gemeinsam in die Hände gespuckt, und dann ging es mit der „Jetzt erst recht“ Einstellung weiter.

Scholl:
Da ich erst im vierten Jahr Präsident bin – ja.

Was wünschen Sie sich für den Club für die kommenden Jahre?


Hannig:
Ich wünsche dem Club weitere gemeinsame Arbeit und viel Freude daran. Die Gemeinsamkeit, die Gemeinschaft macht stark. Nur dadurch ist es so lange so gut gegangen!

Zackl:
Ich wünsche dem Club, dass er immer gutes Führungspersonal hat, damit er nicht nur 50, sondern 100 Jahre besteht! Das funktioniert, wenn die richtigen Leute da sind, die das auch wollen.

Wiche:
Viele junge Leute, die den Fortbestand garantieren können, dass der Club den Stellenwert in der Großgemeinde behält und sich im kulturellen Bereich, wie bisher engagieren kann. Der BCC zählt zu den größeren Vereinen der Stadt Borken und hat selbst keine eigene Bleibe, was die Vereinsarbeit um einiges schwieriger macht. Vielleicht ist es nach 50 Jahren möglich, dass er endlich ein Zuhause findet, ich denke, das hat sich der Club verdient!

Scholl:
Ich wünsche dem Club, dass er weiter bestehen bleibt und womöglich noch mal 50 Jahre älter wird!

(Maria Frank)