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Computerclub Borken:Tickende „Zeitbomben“ entschärfen

Borken. Dateien sind nach dem Löschen aus dem Windows-Ordner Papierkorb (laut Microsoft) endgültig und „unwiderruflich“ vernichtet, wenn man die vorherige Warnung durch Tasten- oder Mausdruck ignoriert. Nicht nur hierzulande ein weit verbreiteter Irrtum. Davon konnten sich Mitglieder der speziell aus diesem Anlass durchgeführten Informationsabende in den Räumen des Computerclubs Borken persönlich überzeugen. Denn mit Hilfe eines  Datenrettungsprogrammes ist es keine Schwierigkeit, derartige „für alle Ewigkeit“ verschwundenen Text-Dokumente, Fotos oder sonstigen sensiblen und persönlichen Unterlagen wieder sichtbar zum weiteren Gebrauch zu machen. Mit oftmals fatalen Folgen für den Vorbesitzer des betroffenen Speichermediums.

Daher raten nicht nur gewerblich orientierte Fachleute, die Festplatte nicht mehr benötigter PC’s unbedingt einer vorherigen gründlichen Reinigungsprozedur zu unterziehen. Das gleiche trifft demzufolge auch für Sticks und Speicherkarten von Digitalkameras zu. Egal, ob man sie anschließend entsorgt, verkauft, dem Verein überlässt oder auch nur irgendjemandem verschenkt.

Vorbei sind die Zeiten, als solche unbrauchbaren Dinge dem Müllbehälter, einem Schrotthändler oder der örtlichen Wiederverwertungszentrale bedenkenlos überlassen wurden. Käufer gebrauchter Datenträger finden sich heutzutage auf jedem Flohmarkt oder (mit steigender Tendenz) online beim Branchenprimus Ebay. Und dort hat so mancher Erwerber auch das nötige Knowhow, um Kenntnis vom eventuellen Inhalt des frisch zuvor erworbenen Produktes zu nehmen.

Die 2006 in Auftrag gegebene Studie „Deutschland, deine Daten“ ergab, dass 66 Prozent von 149 über den Internetmarkt erstandenen und überprüften Speichermedien (Festplatten, Sticks und Speicherkarten) nicht gelöscht waren und teilweise intime und sensible Inhalte enthielten, die wohl so kaum für die Öffentlichkeit vorgesehen waren.

Heinz Klimek weiß, wovon er redet. Der Techniker hatte vor mehreren Wochen in dieser Region auf dem Flohmarkt selbst eine noch brauchbare Festplatte erworben – mit brisantem Inhalt, wie er dann zu Hause feststellte. Auch der Verein ist Eigentümer eines solchen, über einen Händler bezogenen Gerätes, welches vor kurzem mit reichlich Fundstücken „ausgewertet“ wurde.

Unter den Augen gespannt folgender Zuschauer wurde vorgeführt, wie die Prozedur vor sich geht. Zuvor war fachkundig erläutert worden, warum die offensichtlich nicht mehr sichtbaren Daten trotzdem noch vorhanden sind und im Falle einer Nutzung durch Unbefugte erheblichen Schaden anrichten können. Nachdem das Löschprogramm eines namhaften Herstellers die von einem Mitglied zur Verfügung gestellte Festplatte völlig leerte, folgte dann die Probe aufs Exempel: Der Versuch, die zuvor gelöschten Elemente dank eines Datenrettungsprogramms  wieder sichtbar zu machen, misslang erwartungsgemäß.

Zum Abschluss der Unterweisung nahmen einige Anwesende die Möglichkeit wahr, ihre zuvor erworbenen theoretischen Kenntnisse erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Dafür standen zwei Sticks und eine Speicherkarte für Digitalkameras zur Verfügung, angereichert mit reichlich sensiblem Inhalt. Die Aufgabe der Prüflinge bestand darin, diese Datenträger sowohl von sichtbaren als auch von zuvor schon „unwiderruflich“ gelöschten Dateien endgültig zu befreien.

Der nicht anwesenden PC-Eigentümerin jedenfalls ist’s recht. Ihr Altgerät, jetzt ohne personenbezogene Daten ausgestattet, kann vereinbarungsgemäß abgeholt und danach mit ruhigerem Gewissen als zuvor entsorgt werden. (red)