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Mit Zivilcourage gegen Menschenverachtung

Borken gedachte der Reichspogromnacht vor 72 Jahren

Borken. 9. November 2010. Zur Gedenkstunde trafen sich um 18 Uhr rund 100 Borkener Bürger an der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge in der Hintergasse. Auffallend groß die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die mit Kerzen die Szenerie zusätzlich beleuchteten. Vor 72 Jahren brannten in Deutschland nicht nur die Synagogen der jüdischen Bevölkerung. Die systematische Vernichtung eines Volkes erreichte neue Dimensionen. Als Reichskristallnacht ging der 9. November 1938 in die deutsche Geschichte ein. „Mir ist aufgefallen, dass am heutigen Tag die Medien intensiver über die Reichspogromnacht berichteten als in vergangenen Jahren“, sagte Bürgermeister Bernd Heßler zum Auftakt der Gedenkstunde und sah dabei die jüngste Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland als Anlass.

Nicht vergessen
„Die Ereignisse des 9. November 1938 dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, so seine Forderung. „Systematische, öffentliche, von den Nazis staatlich organisierte Brandstiftung, Vandalismus und Körperverletzung bis hin zum Mord wurden von einem großen Bevölkerungsanteil schweigend hingenommen. Dies dürfe sich gegenüber keinem anderen Volk, keiner anderen Rasse wiederholen. Die heutige Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit. Täglich müsse man sie bewahren, sie leben und erhalten“, mahnte Bürgermeister Bernd Heßler.

Zivilcourage zeigen
Timo Sachs, Gemeindereferent der katholischen Kirche, sprach im Namen aller Borkener Kirchen. Er zitierte dabei aus einem Interview mit Charlotte Knobloch, Vorsitzende des Zentralrats der Jugend in Deutschland. Ihre Kindheitserlebnisse führten mehr als deutlich vor Augen, welchen Einschränkungen und Demütigungen das jüdische Volk im sogenannten Dritten Reich unterworfen war. „Mehr als 1.000 Synagogen und Betsäle wurden verwüstet und vernichtet. Die Würde des Menschen wurde mit Füßen getreten und niemand hinderte sie daran“, so Timo Sachs. Gerade die anwesenden Jugendlichen forderte er auf, bei Unrecht nicht wegzuschauen sondern Zivilcourage zu zeigen. Mit der Lesung aus dem Psalm 55 und dem gemeinsamen Glaubensbekenntnis endete die Gedenkstunde. (sb)