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Janina Rohde verbessert den fast 24 Jahren alten Rekord im Kugelstoßen

Stadtallendorf/Melsungen. Auch am zweiten Tag des 27. Vorweihnachtskriterium in Stadtallendorf gab es ein herausragendes Ergebnis durch eine Leichtathletin der MT 1861 Melsungen. Die deutsche Schülermeisterin im Schleuderballwerfen, Janina Rohde, verbesserte den fast 24 Jahre alten Kreis-Hallenrekord im Kugelstoßen der B-Schülerinnen um 38 Zentimeter. Bereits zu Beginn des Jahres 2010 plante ihr Trainer, dass die vielseitige Melsunger Gesamtschülerin  beim letzten Hallenwettkampf im Jahr 2010 einen der ältesten Kreishallenrekorde verbessern sollte.  Am 5. Februar 1987  hatte die damals 13-jährige Katrin Klecka bei den nordhessischen Hallenmeisterschaften in Bad Sooden-Allendorf nur um einen Zentimeter die begehrte 11 Meter-Marke verpasst.  Aber diese 10,99 Meter standen über 23 Jahre wie ein Fels in der Brandung und wurden von keiner Schülerin in dieser Altersklasse nur annähernd erreicht. 

Das Athleten-Trainer-Duo Rohde/Wagner war sich in den Sommermonaten sicher, dass am Ende des Jahres Janinas Kugel sogar über die 12 Meter-Marke fliegen würde. Warum auch nicht, denn die geplanten Erfolge bei den hessischen und deutschen Meisterschaften im Schleuderballwerfen wurden ebenso erreicht wie die  Freiluftleistungen in den Sprung- und Wurfübungen. Leider zog sich die vielseitig begabte Schülerin, die im nächsten Jahr für die Talentschmiede des LAZ Leipzig starten wird, zu Beginn der Hallensaison eine schwere Verletzung zu, so dass sie eine sechswöchige Trainings- und Wettkampfpause von Dr. Gerd Rauch verordnet bekam.

Nachdem sie bei den Hallenmeetings in Erfurt, Melsungen und Paderborn nicht an den Start gehen konnte, war Stadtallendorf für Janina Rohde die letzte Gelegenheit, diesen Methusalem-Rekord an sich zu reißen. „Ich habe mich gründlich eingelaufen und mit gymnastischen Übungen aufgewärmt, aber ich wollte mich nicht eingestoßen, weil ich Angst vor der Verletzung hatte“, sagte Janina nach dem Wettkampf.  Sie wollte nichts riskieren und alles auf eine Karte setzen.  Obwohl die Konkurrenz mit der Vorjahressiegerin Dayna Liebetreu aus Mühlhausen und der HLV-Ranglisten-Dritten Clara-Sophie Friedrich vom LAV Kassel nicht ohne war, zeigte sie sich an diesem Tag wieder selbstbewusst. „Ich versuche im ersten Durchgang den Rekord zu verbessern. Danach höre ich auf“, sagte sie unmittelbar vor dem Wettkampf.

Hoch motiviert betrat sie den Ring, konzentrierte sich und traf die Kugel nach dem Angleiten beim Abstoß fast optimal, so dass sie deutlich hinter der 11 Meter-Marke aufschlug. Das war ein historischer Stoß, denn zum ersten Mal stieß eine B-Schülerin aus dem Schwalm-Eder-Kreis in der Halle die sechs Pfund schwere Gummikugel in einem Wettkampf über die begehrte 11 Meter-Marke. Gespannt warteten alle darauf, was die Kampfrichter messen würden. Als sie erfuhr, dass sie soeben 11,27 Meter gestoßen hatte, schien ihr Glück vollkommen.  Sie verbesserte ihren Hausrekord, den sie am 14. März 2010 beim Hallenmeeting in Hanau mit 10,87 Meter aufgestellt hatte um genau 40 Zentimeter und stellte damit auch eine neue hessische Jahres Hallenbestleistung für die W13 auf. Clara Sophie Friedrich vom LAV Kassel kam auf 9,80 Meter und Vorjahressiegerin Dayna Liebetreu schien nach diesem Stoß geschockt, denn sie erreichte nur mäßige 8,72 Meter.

Nach diesem hervorragenden Auftakt dachte Janina Rohde nicht mehr an ihre Verletzung und wollte mehr. Im zweiten Durchgang kam sie auf 11,25 Meter, fiel im dritten auf 10,65 Meter zurück und verbesserte im vierten Durchgang ihren vor wenigen Minuten aufgestellten Kreishallenrekord auf 11,37 Meter. Dann war ihr Pulver verschossen, denn die Spannung ließ nach und die Lockerheit verschwand. „Ich hatte nicht mehr mit einer Rekordverbesserung gerechnet“,  freute sich Trainer Alwin J. Wagner, als er über Telefon über diesen Rekordstoß informiert wurde.  „Janina konnte Ende September zwölf Meter stoßen, aber ihr fehlte damals die Lockerheit, und sie machte sich selbst zuviel Druck! Nun hat sie ein weiteres Ziel erreicht. Herzlichen Glückwunsch. In der nächsten Saison wird sie für das LAZ Leipzig an den Start gehen, denn dort wird eine systematische Sichtungsarbeit und eine gezielte Talentförderung von 25 lizenzierten Trainern und 15 Sportwissenschaftlern vorgenommen. Ich hoffe, dass sich Janina so weiter entwickelt und im nächsten Jahr im Kugelstoßen an die 13 Meter und im Diskuswerfen über 33 Meter kommen wird“, sagte der Melsunger Trainer, der den Kontakt zu den sächsischen Leichtathletik-Zentrum herstellte, das sich in den letzten drei Jahren zu einer TOP-Adresse der deutschen Nachwuchsleichtathletik entwickelt hat.

Aber auch die beiden D-Schüler Lars Werner und Phil Ullrich konnten in Stadtallendorf überzeugen. So endete der zweite 50 Meter-Vorlauf in der Altersklasse der M08 mit Lars Werner mit einer angenehmen Überraschung.  Der neunjährige, der bisher mit 9,04 Sekunden in der Bestenliste verzeichnet war, steigerte sich als Dritter seines Laufes auf 8,57 Sekunden und qualifizierte sich mit dieser Zeit für das Finale, wo er in 8,61 Sekunden einen unerwartet guten vierten Platz belegen konnte. Auch im Weitsprung zeigte sich Lars Werner verbessert und landete bei 3,22 Meter, was ihm am Ende Rang elf einbrachte.

Eine weitere Überraschung bot der noch ein Jahr jüngere Phil Ullrich. Der schnellste Nachwuchssprinter im Schwalm-Eder-Kreis in der Altersklasse der M08 verpasste im 50 Meter-Vorlauf mit 8,92 Sekunden seine persönliche Bestzeit von 8,84 Sekunden, die er am 2. Mai in Borken aufgestellt hatte, nur um einen Wimpernschlag. Dennoch qualifizierte er sich als Dritter seines Vorlaufes für das Finale, wo er mit dem neuen Hausrekord von 8,79 Sekunden selbst noch seinen Freiluftrekord um 0,05 Sekunden unterbot. Nur zwei Hundertstelsekunden hinter Justin Balcer vom TSV Fleisbach belegte er den fünften Platz.  Auch im Weitsprung gab es für ihn eine weitere Bestleistung. Stand sein Hausrekord bisher auf 3,20 Meter, aufgestellt am 4. August in Bebra, so landete er in Stadtallendorf bei 3,30 Meter.  Das bedeutete in der Endabrechnung erneut einen fünften Platz, aber in diesem Wettbewerb lag er acht Zentimeter vor dem Schüler aus Fleisbach, der mit 3,22 Meter Rang sechs belegte. (ajw)