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Hella Böker kann in Erfurt vier Medaillen gewinnen

Erfurt/Melsungen. Seit der Einführung der deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften im Jahr 2002, gehen am Wochenende zum vierten Mal die besten deutschen Senioren-Leichtathleten in Erfurt auf die Jagd nach den nationalen Meisterehren. Mehr als 1.000 Athleten aus fast 500 Vereinen haben für den nationalen Wettkampfhöhepunkt in den Wintermonaten ihre Meldungen abgegeben. Bei dem derzeitig hohen Niveau der deutschen Senioren-Leichtathletik haben viele Wettbewerbe ihren sportlichen Reiz, so dass die  Zuschauer sowohl in der Halle als auch im Steigerwaldstadion in harmonischer und familiärer Atmosphäre stimmungsvolle und spannende Wettkämpfe erleben werden.

Die Melsunger Turngemeinde schickt mit Hella Böker nur eine Athletin in die Hauptstadt von Thüringen. Aber  Hella Böker wurde für vier Wettbewerben gemeldet, und wenn alles nach Plan läuft,  müsste die mehrfache Senioren-Welt- und Europameisterin auch viermal bei der Siegerehrung auf dem Treppchen stehen. Die vielseitige Werferin aus Fuldabrück, die seit Januar 2011 in der Altersklasse der W70 startberechtigt ist, hat sehr gute Aussichten, im Kugelstoßen und Diskuswerfen die Goldmedaillen sowie im Hammer- und Speerwerfen die Silbermedaillen zu gewinnen.

Am Samstagmorgen um 11 Uhr fällt bereits die Entscheidung im Kugelstoßen der W70. Dabei stellt sich im Vorfeld die Frage: Wer kann Hella Böker in diesem Wettbewerb bezwingen? Bei den hessischen Hallenmeisterschaften vor drei Wochen in Hanau überzeugte sie mit 9,36 und 9,34 Meter. Diese Leistungen erzielte sie aus dem Stand, weil ihre Technik aus der Bewegung noch einige Fehler auswies. Mit diesen glänzenden Weiten meldete sie ihre Ansprüche auf den Titel sehr deutlich an und könnte in Erfurt diesem Wettbewerb ihren Stempel aufdrücken. Karin Illgen aus Leipzig, die 1969 bei den Europameisterschaften in Athen die Bronzemedaille im Diskuswerfen gewinnen konnte und bei den Olympischen Spielen in Mexiko Platz zehn belegte, wurde mit 9,02 Meter gemeldet und wird dementsprechend einen starken Widerstand leisten. Aber vorerst tappt man bei dem Meisterschaftstipp dieser erfolgreichen Athletin aus Leipzig noch im Dunkeln. Um die Bronzemedaille die für eine Leistung um 8,50 Meter vergeben wird, dürften sich Beate Möller aus Berlin und Bärbel Haupt aus Mellrichstadt ein spannendes Duell liefern.

Zwei Stunden nach dem Kugelstoßen startet Hella Böker im Speerwerfen und hat auch in dieser Disziplin berechtigte Hoffnungen auf Edelmetall. Dass sie eine Meisterschaftswerferin ist und immer – wenn es ankommt – hervorragende Leistung bringt, hat sie im Laufe ihrer fast 50 Wettkampfjahre schon häufig bewiesen. Im Vorjahr erzielte sie bei den Landesmeisterschaften in Fulda als Meisterin mit 25,30 Meter ihre Jahresbestweite, die sie bei den deutschen Meisterschaften in Kevelaer als Zweitplatzierte noch um 30 Zentimeter verbessern konnte.  Auch in Erfurt besitzt sie gute Chancen hinter Beate Möller (OSC Berlin) die Silbermedaille zu gewinnen. „Ich muss nur den Speer beim Abwurf treffen, dann fliegt er über 22 Meter“, sagte Hella Böker, die durch die schlechten Wetterverhältnisse seit Wochen keinen Speer mehr in der Hand hatte, aber dennoch optimistisch ist.

Ein weiterer Höhepunkt des ersten Meisterschaftstages sollte für sie nach dem Kugelstoßen das Diskuswerfen werden, denn beim Hallentraining ließ sie einige Male die 1kg-Scheibe über 23 Meter fliegen. Auch in diesem Wettbewerb scheint Karin Illgen aus Leipzig ihre Hauptkonkurrentin zu sein. Die Seniorin aus Leipzig, mit einer Bestleistung von 63,66 Meter aus dem Jahr 1970, zog im Vorjahr bei den Freiluftmeisterschaften in Kevelaer mit 25,98 Meter zu 29,17 Meter zwar den kürzeren, aber der bisherige Leistungsstandard läuft wieder auf das alte Duell zwischen den beiden Freundinnen hinaus. Inwieweit Gudrun Mellmann aus Hamburg – gemeldet mit 24,74 Meter – in dieses spannende Duell eingreifen kann, steht in den Sternen, denn von der Hammerwurfspezialistin weiß man in dieser Wintersaison so gut wie gar nichts.

Einen Tag später, am Sonntagmittag treten Deutschlands beste Hammerwerferinnen der Altersklasse W70 gegeneinander an und ermitteln ihre Meisterin. Hella Böker, die bereits drei Wettkämpfe und somit 18 Wettkampfversuche in den Knochen hat,  trifft bei dieser letzten Entscheidung auf die mehrfache deutsche Seniorenmeisterin Gudrun Mellmann, die mit 35,98 Meter gemeldet wurde. Vor einem Jahr in Kevelaer sicherte sich Hella Böker mit 33,03 Meter vor Gudrun Mellmann (31,85 Meter) den Titel. 2009 setzte sich die Hamburgerin vor Hella Böker durch. So ist auch in Erfurt ein spannender Wettkampf zu erwarten. Mit Irma Kirchhofs vom Tuspo Borken, die mit 29,56 Meter gemeldet wurde, startet eine weitere erfolgreiche Athletin aus dem Schwalm-Eder-Kreis im Hammerwerfen der W70. Sollte bei ihr alles nach Plan laufen,  könnte sie beim Kampf um die Bronzemedaille gegen Beate Möller die Nase vorn haben. Sollte Irma Kirchhofs  ihren Wettkampf mit einem weiten Wurf eröffnen, hätte sie sogar Chancen, in das Duell der beiden Spitzenwerferinnen einzugreifen und es noch spannender zu machen. (ajw)