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Verhaltensänderung durch Blick auf „Fingerabdruck“

Messverfahren mit weltweit einzigartigem Scanner

Kassel. Etwa 45 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen in Deutschland haben Übergewicht, 15 Prozent der Deutschen sind sogar adipös. Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass schon über sechs Prozent der Kinder fettsüchtig sind. Die Medien berichten zwar regelmäßig über falsche Ernährung und die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht, trotzdem nimmt gerade auch die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen rapide zu. In einem Projekt soll, im Auftrag von OptecNet Deutschland, gefördert vom Bundesforschungsministerium und unterstützt vom Regionalmanagement Nordhessen, an der Elisabeth Knipping-Schule in Kassel untersucht werden, ob Schüler ihre Ess- und Lebensgewohnheiten ändern, wenn die Folgen ungesunder Ernährung oder auch die Auswirkungen der letzten Party mit Alkohol- und Nikotinkonsum für sie direkt sichtbar gemacht werden.

„Wir gehen davon aus, dass sich das Verhalten der Schüler ändert, wenn ihnen die eigene körperliche Reaktion auf ein bestimmtes Verhalten vor Augen geführt und dokumentiert wird“, sagt Prof. Dr. Jürgen Lademann von der Berliner Charité. Denn schon nach zwei bis drei Tagen kann aufgrund eines an der Charité entwickelten Verfahrens an bestimmten Hautwerten nachgewiesen werden, ob jemand zum Beispiel mit dem Rauchen aufgehört und sich gesünder ernährt hat.

Antioxidantien spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie können die negativen Einflüsse von „freien Radikalen“ begrenzen und als „Radikalenfänger“ wirken. Rauchen, Alkohol, zu wenig Schlaf, Stress oder auch die UV-Strahlung führt zu einem Abbau der wichtigen Antioxidantien und ihrer Schutzfunktion. Die Folgen: Eine schnelle Hautalterung und ein erhöhtes Risiko, zum Beispiel an Diabetes mellitus, Krebs oder Arteriosklerose zu erkranken. Dagegen kann viel Obst und Gemüse das antioxidative Potential deutlich verbessern. Eine Veränderung der Verhaltensweisen ist freilich für viele kein Thema, weil die fatale Wirkung eines nur geringen Potentials dieser „Radikalenfänger“ für die Betroffenen nicht sichtbar ist. Genau das soll im Rahmen des Pilotprojekts geändert werden. Und zwar mit Hilfe des von der Charité entwickelten Verfahrens und eines vom Kasseler Start-up Unternehmen Opsolution entwickelten, weltweit einzigartigen spektroskopischen Mess-Systems.

Im Gegensatz zu einem klassischen Laborsystem (Raman-Spektrometer), das mit Laserlicht arbeitet und etliche tausend Euro kostet, ist mit dem vom Kasseler Unternehmen entwickelten Messgerät jeder in der Lage, seinen antioxidativen Status selbst zu überprüfen. Das Gerät, das sich gegenwärtig im klinischen Einsatz befindet, soll später für wenige hundert Euro im Fachhandel erhältlich sein. Es ist somit nicht nur deutlich preiswerter, kleiner und mobil einsetzbar, sondern auch ohne Vorkenntnisse zu bedienen. Dieses berührungslose Messverfahren arbeitet nicht mit einem Laser, sondern sendet „normales“ Licht auf und in die Haut. Ein Teil des Lichtes wird zurückgestreut und diese „Rückstreuung“ trägt viele wertvolle Informationen über die Menge von Antioxidantien.

„Das antioxidative Potential ist wie ein Fingerabdruck, der den Lebensstil und die Stressfaktoren der jeweiligen Person klar beschreibt“, erklärt Prof. Lademann. Dieser „Fingerabdruck“ lässt also Rückschlüsse darauf zu, ob der Betreffende zum Beispiel geraucht und viel Alkohol getrunken hat. Oder ob er gesund lebt und auch genug Obst und Gemüse gegessen hat. Im Rahmen des Kasseler Projekts werden dies 50 Schüler und Schülerinnen an den eigenen Messwerten sehen können. Sie sollen dadurch nicht nur zu gesünderem Lebenswandel motiviert, sondern auch für optische Technologien begeistert werden.

In der ersten Projektphase wird – ohne Veränderung ihres Lebensstils und ihrer Essgewohnheiten – die Haut der Schüler zweimal pro Woche spektroskopisch gemessen, die jeweiligen Werte und damit auch die Folge des Lebenswandels werden dokumentiert. In Phase zwei werden die Schüler gebeten, sich gesünder zu ernähren, Alkohol und Tabakkonsum zumindest zu reduzieren. 30 Tage lang erhalten sie zudem eine ausgewogene Ernährung. In dieser Zeit wird das antioxidative Potential ebenfalls zweimal pro Woche gemessen. „Die Schüler werden sehen, dass sich ihr Lebensstil tatsächlich sehr eindeutig in den Werten widerspiegelt“, sagt Prof. Lademann. In Kassel soll dann ein halbes Jahr später geprüft werden, ob die neuen Erkenntnisse und Erfahrungen bei den betroffenen Schülern zu einer nachhaltigen Veränderung der Lebensgewohnheiten geführt haben. Ob das so ist, kann durch eine weitere Messung der Haut nachgewiesen – oder widerlegt werden. „Für uns ist das Projekt ein Beleg, wie groß das innovative Potential in Nordhessen ist und wir freuen uns, dass das Projekt in der Region angesiedelt ist, wir also quasi eine Vorreiter-Rolle einnehmen“, erklärte Regionalmanager Holger Schach. Denn geplant ist, vergleichbare Projekte bundesweit an zahlreichen Schulen zu organisieren, um Jugendliche auf diesem Weg zu gesünderem Lebenswandel zu bewegen und ihr Interesse an optischen Technologien zu wecken.

„Wenn langfristig jede Schule zwei Messgeräte hätte, zweimal pro Schuljahr die Werte der Schüler scannen und ihnen dann die Folgen ungesunder Lebensführung vor Augen führen könnte“, so die Vision von Dr. Wolfgang Köcher, Technischer Geschäftsführer der Opsolution GmbH und geistiger Vater des Kasseler Projektes, „dann könnte das sehr viel mehr bewirken als Informationen allein“. Zudem sei es möglich, mit anonymisierten Daten ein bundesweites Kataster über den gesundheitlichen Zustand von Schülern zu erstellen.

Weitere Informationen zur Studie
In Zusammenarbeit von Berliner Charité (Prof. Lademann), den Hochschulen Hamburg (Prof. Hamm, zuständig für den ernährungswissenschaftlichen Part) und Fulda (Prof. Klotter, zuständig für „Ernährungsbildung“), dem Sozialisations- und Bildungsforscher Prof. Hurrelmann (Entwicklung des Fragebogens), dem TV-Koch Tim Mälzer (Rezepte) sowie dem Kasseler Unternehmen Opsolution (spektroskopisches Mess-System) wird das antioxidative Potential und damit letztlich die Stärke der körpereigenen Schutzfunktion von Schülern untersucht.

Die Essgewohnheiten und Stressfaktoren einschließlich Rauchen und Alkoholkonsum werden abgefragt und dokumentiert, die Messwerte zu Beginn der Studie individuell ermittelt und ebenfalls dokumentiert. Durch zusätzlichen Verzehr von Obst und Gemüse wird das antioxidative Potential gezielt verbessert. Durch Informationen und „Ernährungsbildung“ soll zudem eine Verbesserung der Essgewohnheiten sowie die Reduktion von Stressfaktoren, speziell Rauchen und Alkohol erreicht werden.

Das Projekt wird im Auftrag von OptecNet Deutschland durchgeführt und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Federführend für die Auswertung der Messdaten und Fragebogen ist die Charité. (red)



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Ein Kommentar zu “Verhaltensänderung durch Blick auf „Fingerabdruck“”

  1. Hans v.Lessel

    Üebergewichtige Kinder und Jugendliche werden auch in den Schulen gemobbt, somit
    wird das Selbstwertgefühl stark geschädigt,die schulischen Leistungen werden geschmälert bis zur Schulverweigerung. Es liegt viel an den Eltern ihren Kindern zu helfen bzw. an einem guten Programm teilzunehmen.Außerdem müssen einige Barrieren
    von verschiedenen Institutionen abgeschafft werden bzw.begradigt werden. Aber es gibt Hilfe da viele Krankenkassen bis 100% der Kosten übernehmen. In Schleswig-Holstein
    gibt es an verschiedenen Orten Gruppen.Info unter http://www.fifafu.de.
    Hans v. Lessel


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