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MT zeigte den größeren Siegeswillen

Kassel/Melsungen. Die MT Melsungen hat ihre Begegnung der Toyota-Handball-Bundesliga gegen den TV Großwallstadt vor 2.144 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle mit 33:28 (17:16) gewonnen. Und dabei durchaus auch taktisch und spielerisch überzeugt. Denn gerade in den Anfangsphasen beider Halbzeiten hatten die Mainfranken Oberwasser, mussten ihre Führungen aber jeweils durch Umstellungen der Hausherren wieder hergeben. Zunächst schien es, als sollte Melsungens 4:2-Deckung mit Ivan Brovka (gegen Steffen Weinhold) und Michael Allendorf (gegen Oliver Köhrmann) funktionieren. Fünfeinhalb Minuten dauerte es, bis Joakim Larsson erstmals Mario Kelentric bezwingen konnte. Allerdings nur zum Ausgleich, denn zuvor hatte Michael Allendorf den ersten Treffer des Spiels markiert.

Auch da waren schon mehr als fünf Minuten gespielt, weil die Abwehrreihen anfangs der bestimmende Faktor des Spiels waren. Allerdings nur bis zu diesen ersten Erfolgserlebnissen. Danach brachen die Dämme, fielen die Tore wie reife Früchte. Was für Melsungen durchaus Mühe bedeutete und schon in dieser frühen Phase schön anzusehende Kombinationen herausforderte. Nicht so bei den Gästen. Die hatten schnell ihre Mittel gegen die offensive Deckungsvariante der Bartenwetzer gefunden. Die schnelle Mitte etwa, weil das Rückzugsverhalten der MT nach erzielten Toren zunächst mangelhaft war. Oder überhaupt das blitzartige Umschalten nach Ballgewinnen mit einer starken ersten Welle. Und wenn nichts anderes mehr half: Joakim Larsson. Fast jeder Angriff lief zunächst irgendwie mit Beteiligung des agilen Kreisläufers. Der sich entweder löste und Sperren für Weinhold und auf der linken Seite Stefan Kneer stellte, oder sich am Kreis aus der Bewachung herauswand und sich teils mutterseelenallein die Ecke gegen den machtlosen Mario Kelentric aussuchen konnte. Drei Tore erzielte der Däne zum Zwischenstand von 5:7 (13.) selbst.

Doch das alles fruchtete nur bis in die 13. Minute. Da stellte Michael Roth um, ersetzte Ivan Brovka durch Michael Schweikardt und ließ fortan Michael Allendorf allein als Spitze einer 5:1-Deckung agieren. Endlich gewann die Abwehr an Stabilität. So schien es jedenfalls. Zwei Rückschläge kamen prompt in Form von Bankstrafen gegen Andrej Klimovets, dessen Mitwirken wegen einer im Training erlittenen Halswirbelstauchung bis kurz vor Anpfiff noch fraglich war, und Nenad Vuckovic. Doch ausgerechnet in dieser schwierigen Situation in doppelter Unterzahl besannen sich die verbliebenen vier Melsunger auf ihre Stärken. Spielten unkonventionell mit einem von Außen einlaufenden Allendorf am Kreis, der von Savas Karipidis prompt mustergültig bedient wurde und Mattias Andersson im TVG-Tor mit einem frechen Dreher düpierte. Damit nicht genug. Kaum war Schweikardt zurück und sein Team damit nur noch in einfacher Unterzahl, zog Grigorios Sanikis aus dem Rückraum ab – 8:8 (16.).

Dass auch Großwallstadt mit einem Mann weniger erfolgreich sein kann stellte Moritz Schäpsmeier unter Beweis. Er traf zum 9:10, als Weinhold draußen saß. Es sollte die letzte Gästeführung für längere Zeit sein, denn Alexandros Vasilakis und zweimal Michael Allendorf drehten das Ergebnis auf 12:10. Prächtig unterstützt von Mario Kelentric, der in dieser Phase zweimal glänzend parierte. Und dennoch blieb es beim Bild vom Anfang: Großwallstadt setzte seine Glanzpunkte über das schnelle Spiel, die MT begeisterte mit tollen Angriffszügen. Als Beleg dafür dient das 13:11, abgeschlossen nach schönen Kreuzungen erst beider Außen, dann Sanikis und Vasilakis. Der Linkshänder traf schließlich völlig frei von der halblinken Position seines Landsmannes. Trotzdem reichte es nicht für eine komfortable Führung. Weil die Gäste weiter schnell, einfach und effektiv spielten. Und nach Mattias Anderssons Glanzparade gegen Nenad Vuckovic und Larssons fünftem Treffer, einmal mehr über die erste Welle erzielt, sogar wieder zum Ausgleich kamen (15:15, 28.). Jetzt war es an Michael Roth, den drohenden Lauf der Mainfranken mit einer Auszeit im Keim zu ersticken. Auch wieder erfolgreich, weil Klimovets und Vasilakis bei einem Anschlusstor von Stefan Kneer für eine knappe Führung zur Halbzeit sorgen konnten.

Kneer war es auch, der den ersten Stich nach dem Wechsel setzte. Dem erneut zwei schnelle Konter folgten, die sogar in einen Vorsprung für die Gäste mündeten. Steffen Weinhold legte nach, und plötzlich sahen sich die Hausherren mit gleich zwei Toren hinten. Nenad Vuckovic traf, aber Michael Spatz antwortete im Gegenzug. Schon gegen Vitali Feschanka, der mittlerweile für Mario Kelentric den Platz zwischen den Pfosten bezogen hatte. Und der nur kurz Anlauf brauchte um schnell zum Schreckgespenst der Großwallstädter zu werden. Drei schwierige Bälle, die der erst in der Winterpause aus Dormagen geholte Weißrusse in direkter Folge gehalten hatte, dazu Volltreffer von Sanikis, Karipidis und Vuckovic – die MT hatte das Spiel erneut gedreht. Und lief in diesen Minuten so richtig heiß. Steffen Weinhold, der kurz zuvor noch eínen Ball entnervt weit am langen Pfosten vorbei gejagt hatte, bekam seine zweite Strafzeit aufgebrummt. Die wieder Vuckovic und Karipidis nutzten, um ihrem Team die erste Führung mit drei Toren zu bescheren.

Eine Vorentscheidung, weil es Großwallstadt trotz einer Bankstrafe gegen Schweikardt nicht schaffte, die eigenen Nerven wieder in den Griff zu bekommen. Immer wieder wurden der eingewechselte Csaba Szücs, Stefan Kneer und Steffen Weinhold von der Melsunger Deckung gestellt und zu unvorbereiteten Abschlüssen gezwungen. Nenad Vuckovic traf ein weiteres Mal in Unterzahl, Feshchanka zog vor allem der rechten Seite des TVG den Zahn. Schäpsmeier scheiterte ebenso an Melsungens Nummer 74 wie Michael Spatz. Und dann kamen die tollen fünf Minuten des Alexandros Vasilakis. Ein lupenreiner Hattrick, drei Tore in unmittelbarer Folge durch den gleichen Spieler und gerade im Handballsport sehr selten, gelang dem Griechen zum 28:22, bevor Weinhold mit zwei Treffern wieder etwas Kosmetik betreiben konnte. Zu mehr taugten seine Tore in dieser Phase nicht, weil sich außer ihm kaum noch jemand auf Gästeseite gegen die drohende Niederlage stemmte. Am ehesten vielleicht noch Mattias Andersson, der mit Paraden gegen Karipidis und den kaum mehr zu haltenden Vasilakis einen noch höheren Rückstand verhinderte.

Die letzten acht Minuten waren Schaulaufen unter dem beständigen Jubel rot-weißer Fans. Wie Anton Mansson auf Melsunger Seite bekamen bei Großwallstadt auch Marius Liebald und Andreas Wolff noch ein wenig Spielpraxis. Ansonsten trudelte die Partie bei wechselnden Torerfolgen aber aus. Die letzten drei MT-Treffer gehörten Michael Allendorf, bevor mit Steffen Weinhold gleichzeitig der stärkste TVG-Akteur des Tages den Schlusspunkt für sein Team setzte. Großwallstadt rangiert durch die Niederlage mit nun negativem Punktekonto weiter auf Rang zehn der Tabelle. Melsungen bleibt Vierzehnter, kann aber den Puffer zum Relegationsplatz vor den schweren Spielen in Hamburg und gegen die Rhein-Neckar Löwen auf vier Zähler ausbauen.

Stimmen zum Spiel

Peter David: Glückwunsch an die Melsunger. Das Ergebnis war durch die zweite Halbzeit auch verdient so. Wir haben das Spiel bis zur 36. Minute beherrscht und wussten genau, wo die Melsunger Stärken lagen. Mit der Einwechslung von Vitali Feschanka ist die Partie aber gekippt. Und wenn die MT einmal ins Rollen kommt, ist sie nur noch schwer zu bremsen. Melsungen wollte heute einfach mehr, und so ist das Ergebnis auch völlig in Ordnung.

Michael Roth: Ich bin sehr zufrieden sowohl mit der Leistung als auch natürlich mit dem Resultat. Wir haben uns gegen Großwallstadt durch die schlechten Spiele zuvor selbst unter Druck gesetzt. Aber wie die Mannschaft das dann gelöst hat war aller Ehren wert. Bei uns waren mehrere Spieler angeschlagen. Aber wir sind bewusst volles Risiko gegangen, nachdem sie selbst ihre Bereitschaft signalisiert haben. Alle wollten unbedingt spielen. Wir haben wieder mehr als 30 Tore geworfen und man hat gesehen, dass sich mit voller Besetzung im Rückraum genug Druck aufbauen lässt. Was uns dazu noch geholfen hat war natürlich Vitali Feschanka. Er hat heute gezeigt, warum wir die Saison unbedingt mit ihm zu Ende spielen wollten. Ausruhen auf dem Erfolg werden wir uns sicher nicht. Allerdings müssen wir schauen, dass unsere angeschlagenen Spieler auf alle Fälle ganz fit werden bis zu den wichtigen Spielen, die noch auf uns zu kommen. (Bernd Kaiser)

Statistik

MT Melsungen – TV Großwallstadt 33:28 (17:16)

MT Melsungen: Kelentric (5 P.), Feshchanka (9 P.), Lechte (n.e.); Brovka, Schöngarth, Mansson, Klimovets 1, Schweikardt, Torbica, Vasilakis 8, Sanikis 3, Karipidis 7, Allendorf 7/2, Vuckovic 7, Sania.

TV Großwallstadt: Andersson (11 P.), Wolff (1 P.); Spatz 7/3, Weinhold5, Kneer 6, Tiedtke 2, Larsson 4, Jakobsson, Schäpsmeier 1, Kunz 2, Köhrmann 1, Szücs, Reuter, Kossler, Liebald.

SR: Lars Geipel (Steuden) / Marcus Helbig (Landsberg)

Zeitstrafen: 8 – 6 (Klimovets 13:16, Danner 21:18, Vuckovic 23:32, Schweikardt 42:53 – Weinhold 17:03 40:56, Kneer 20:39)

Strafwürfe: 2/2 – 3/3

Zuschauer: 2.144 in der Rothenbach-Halle, Kassel