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Werbung für ein ganzes Spektrum

130 Gäste beim Jahresempfang der Hephata Diakonie am 1. April

Schwalmstadt-Treysa. „Wir wollen heute Werbung machen“, lautete der Einstieg von Gastredner Prof. Dr. Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland, in den Jahresempfang der Hephata Diakonie am  1. April. Werbung für das Konzept der Inklusion, die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft. 130 Gäste aus Kirche, Diakonie, Politik, Wirtschaft, Vereinen und Gesellschaft waren dafür in die Hephata-Kirche gekommen.

Traditionell präsentiert Hephata beim Jahresempfang sein Jahresmotto. „MitMenschen aktiv – Vielfalt leben“, lautet es in diesem Jahr. Hephata-Direktorin Pfarrerin Barbara Eschen stellte das Motto in ihrer Begrüßung genauer vor: „Ver-schiedenheit und Vielfalt beleben unsere Gesellschaft. Mit allen Schwächen, mit allen besonderen Stärken dabei sein, mittendrin, beteiligt und aktiv. Das wünsche ich mir für unsere Gesellschaft.“

Ein Wunsch, auf den auch Grußwortredner Dr. Harald Clausen, Direktor des Diakonischen Werkes in Kurhessen-Waldeck, Kassel, einging: „Die Vision und die Zielsetzung der inklusiven Gesellschaft ist, dass sich die Gesellschaft derart verändern muss, dass ein Mensch mit Behinderung von vornherein und quasi automatisch ein gleichwertiger Teil der Gesellschaft ist – und durch passende Umfeldbedingungen im umfassenden Sinn auch sein kann.“ Dr. Walter Lübcke, Regierungspräsident Kassel, ging ebenfalls auf das Jahresmotto ein: „Ich finde es gut, denn es versucht, neue Sichtweisen zu eröffnen. Es möchte Begegnungen ermöglichen und dazu beitragen, Barrieren im Kopf zu überwinden. Diese Barrieren sind oftmals größer oder schwerwiegender als die konkret fassbaren Barrieren, auf die Menschen mit Behinderung im Alltag stoßen.“

Das Spektrum ist groß
Gastredner Prof. Dr. Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland, bezog das Ziel der Inklusion und Gleichberechtigung jedoch nicht nur auf Menschen mit Behinderung: „Das Spektrum derer, die besser in unseren Sozialraum einbezogen werden müssten, ist gar nicht so klein.“ Der Theologe nannte als Beispiele auch alte Menschen, die beispielweise durch Demenz oder Pflegebedürftigkeit an den Rand der Gesellschaft gedrängt würden, sowie von Armut Betroffene und Menschen mit Migrationshintergrund. „Wir brauchen eine starke Kooperation für die Unterstützung dieser Menschen in den Gemeinden. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Trägern, Kirchengemeinden, Gemeinden und Vereinen.“ So sei seine Vision einer Gesellschaft, die ohne Ausgrenzung auskomme und deren Menschen sich gegenseitig unterstützten, lebbar.

Hephata sei diesen Weg bereits ein Stück weit gegangen, indem es durch eine Kooperation mit der Aktion Mensch in einem Zehnjahres-Projekt bis zu 300 Menschen mit Behinderung den Umzug vom Stammgelände in dezentrale kleinere Wohneinheiten mitten in den Gemeinden ermögliche. Mit der Dezentralisierung änderten sich jedoch nicht nur die Ansprüche an die neuen Nachbarn, sondern auch an die sozialpädagogischen Kräfte. „Diese müssen umlernen, neu lernen. Vom Betreuen übergehen zum Unterstützen“, so Wegner. Die Risiken und Gefahren, die dabei zu bewältigen seien, wiegten nicht die Vorteile eines freien und selbstbestimmten Lebens auf.

„Wir wollen heute dazu ermutigen, Betroffene am Leben der Gemeinschaft zu beteiligen. Die Menschen müssen willkommen sein. Dazu braucht es Unterstützung und Sicherheiten, nicht zuletzt durch Freundlichkeit.“ (me)