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Stang und Hiob liefern sich spannendes Mehrkampf-Duell

Neu-Isenburg/Melsungen. Bei den hessischen Leichtathletik-Mehrkampfmeisterschaften des Turnverbandes, die unter der Regie von Christian Khin (Melsungen) im Sportpark in Neu-Isenburg ausgetragen wurden, fehlte der große Schwung, weil zur gleichen Zeit die Landesmeisterschaften des Leichtathletik-Verbandes in Kassel ausgetragen wurden. So blieben große Durchbrüche oder Korrekturen in den Bestenlisten, die in den letzten Jahren diese Meisterschaften stets ausgezeichnet hatten, weitgehend aus. Aus heimischer Sicht stand das Duell im Fünfkampf der beiden Melsunger Jugendlichen Tobias Stang und Michael Hiob im Mittelpunkt. Beide MT-Vertreter hatten bereits am 27. Mai im Melsunger Waldstadion überzeugt und sich in Neu-Isenburg vorgenommen, die Qualifikationspunktzahl von 48 Punkten zu erreichen, die für die Teilnahme an den deutschen Mehrkampfmeisterschaften berechtigt.

Leider waren die Witterungsverhältnisse bei diesen Titelkämpfen nicht gerade die besten, denn Wind und empfindliche Kühle sowie ein bedeckter Himmel störten doch gewaltig.  Dennoch: Grund zur Unzufriedenheit mit den erzielten Leistungen bestand keineswegs, denn sowohl Tobias Stang als auch Michael Hiob nutzten ihre Chance, um sich noch vor den Sommerferien ins Licht zu rücken.

Schon beim einleitenden Kugelstoßen fiel auf, dass sich die beiden 15-Jährigen aus Malsfeld und Melsungen etwas vorgenommen hatten. Während Tobias Stang mit 9,17 Meter bis auf 21 Zentimeter an seinen Hausrekord herankam, verbesserte sich Michael Hiob von 9,98 auf 10,38 Meter. Damit lagen die Beiden nach dem ersten Wettbewerb zwar im letzten Drittel des 14-köpfigen Feldes, aber sie hatten den Anschluss zur Spitze nicht ganz verloren.

Auch im Schleuderballwerfen gab es für die vielseitigen Melsunger Athleten ein gutes Resultat. Michael Hiob stellte mit 40,26 Meter seinen zweiten Hausrekord an diesem Tag auf und hatte mit 17,25 einen Punkt mehr als bei den Gaumeisterschaften.  Obwohl Tobias Stang im Schleuderballwerfen mit 38,71 Meter ebenfalls eine persönliche Bestleistung erreichte, war er unzufrieden: „In diesem Wettbewerb wäre mehr drin gewesen, so habe ich einen ganzen Punkt verschenkt. Hoffentlich fehlt er mir nicht am Ende!“, sagte er kritisch. „Aber nun kommen unsere stärkeren Übungen“, betonten beide unisono und recht zuversichtlich. Und so sollte es dann auch sein, denn es begann eine starke Aufholjagd.

Als dritter Wettbewerb stand der 100 Meter-Lauf auf dem Programm. In Melsungen hatte Tobias Stang bei Windstille 12,59 Sekunden erreicht und Michael Hiob auf 12,70 Sekunden gezogen. In Neu-Isenburg blies ihnen der Wind mit einer Geschwindigkeit von 1,7 Meter pro Sekunden ins Gesicht. Dennoch konnte sie dieser Umstand nicht abhalten, gute Zeiten zu laufen: Für Tobias Stang blieb die elektronische Uhr bei 12,70 Sekunden stehen, Michael Hiob wurde mit 12,82 Sekunden gestoppt. Nach drei Wettbewerben führte Alexander Fiehn aus Villmar souverän mit 31,55 Punkten vor dem Titelverteidiger Andreas Nimmerfroh aus Glauberg, der bis dahin 30,44 Punkte gesammelt hatte; Michael Hiob lag mit 27,69 Punkten auf Rang sieben und Tobias Stang fand sich mit 26,61 Punkten auf Platz neun wieder. Man wusste aber im Melsunger Lager, dass die beiden Führenden keine gute Ausdauer hatten und somit wertvolle Punkte beim abschließenden 1000 Meter-Lauf einbüßen konnten.  Aber vorher musste noch der Weitsprung absolviert werden.

Auch in diesem Wettbewerb pflanzte sich die bisher gute Tendenz fort, denn auf der windanfälligen Anlage trumpfte Tobias Stang mit drei guten Sprüngen von 5,66 Meter, 5,74 Meter und 5,70 Meter auf. Michael Hiob, der in den ersten beiden Durchgängen zirka 20 bis 30 Zentimeter verschenkte und dabei immer noch 5,07 Meter sprang, verbesserte sich im dritten und letzten Versuch auf 5,10 Meter. Immerhin hatten sich die beiden Melsunger Vertreter mit 38,09 Punkten (Stang) und 37,89 Punkten (Hiob) nach vier Wettbewerben auf Rang vier und fünf vorgearbeitet. Alexander Fiehn verlor durch seinen schwachen Sprung von 4,42 Meter seine Führung an Andreas Nimmerfroh, der auf 5,30 Meter kam.

Vor dem 1000 Meter-Lauf war klar, dass die beiden Melsunger Vertreter sich für die deutschen Meisterschaften qualifiziert hatten, denn sie benötigten nur eine Zeit um 3:13 Minuten. Aber dieser Lauf konnte auch noch wesentliche Verschiebungen an der Spitze bringen. Tobias Stang und Michael Hiob hätten 35 Sekunden auf den Spitzenreiter Nimmerfroh und 25 Sekunden auf Alexander Fiehn herauslaufen müssen, um Hessenmeister im Mehrkampf zu werden.

Geplant war für die beiden Jugendlichen aus Melsungen eine Zeit unter drei Minuten. Aber schon nach der ersten Runde spürte man, dass der starke Wind, der den Läufern auf der Zielgeraden ins Gesicht blies, sehr viel Kraft forderte. Der Malsfelder beendete sein Rennen nach 3:02,00 Minuten und kam am Ende als Dritter auf 49,43 Punkte. Nur knapp dahinter blieb Michael Hiob. Er lief die 1000 Meter in 3:04,63 Minuten und belegte mit 48,98 Punkten den vierten Platz. Alexander Fiehn kämpfte um jeden Meter, denn er sah auf der Zielgeraden, dass die beiden Melsunger bereits ihren Lauf beendet hatten. Er lief unter dem Einsatz seiner letzten Kräfte 3:24,24 Minuten und hatte am Ende als Zweiter 0,27 Punkte Vorsprung vor Tobias Stang. Andreas Nimmerfroh hing in diesem Lauf wie eine Klette an dem Jugendlichen aus Villmar und beendete sein Rennen nach 3:27,29 Minuten.  Jubelnd warf er im Ziel die Arme in die Luft, denn er wusste, dass er diesen Mehrkampf für sich entschieden hatte. Mit 50,11 Punkten verfehlte er zwar die hessische Jahresbestleistung, die Tobias Stang mit 50,17 Punkten bei den Gaumeisterschaften in Melsungen aufgestellt hatte, aber der Glauberger wurde mit dieser Punktzahl hessischer Mehrkampfmeister der männlichen Jugend B. Tobias Stang und Michael Hiob, die einen vorzüglichen Mehrkampf ablieferten, hatten es selbst in der Hand, aber am Ende fehlten knappe fünf Sekunden über 1000 Meter oder drei Meter im Schleuderballwerfen.

Im Fünfkampf der Frauen imponierte eine kampfstarke, sprintschnelle und technisch verbesserte Sophia Köhler. Sie eröffnete den 100 Meter-Sprint recht vielversprechend und verbesserte sich nach einem vorzüglichen Start und einer guten Beschleunigung auf den ersten 30 Meter, auf 14,17 Sekunden. Mit dieser Zeit  gab sie der Konkurrenz deutlich das Nachsehen. Alarmsignale löste dann der nachfolgende Weitsprung aus, denn die Studentin für Sport und Biologie kam mit dem Anlauf nicht zurecht. Sie sprang weit vor dem Absprungbalken ab, so dass der erste Versuch mit 3,06 Meter notiert wurde. Da im zweiten Durchgang noch ein ungültiger Sprung folgte, war die Aufregung groß. Auch im dritten Durchgang kam sie mit dem Anlauf nicht zurecht. Sie sprang 0,55 Meter weniger als vor drei Wochen in Melsungen und blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Im Kugelstoßen stellte Sophia Köhler mit 7,93 Meter ihre zweite Bestleistung an diesem Tag auf. Auch beim Schleuderballwerfen steigerte sich in allen drei Versuchen und erreichte schließlich 30,08 Meter. Da aber Renate Becker vom TV Biebrich sich auf 39,05  Meter verbessern konnte, hatte sie vor dem abschließenden 1000 Meter-Lauf einen so großen Punktevorsprung, dass sie nichts mehr zu befürchten hatte. Sophia Köhler zeigte auch in diesem Wettbewerb ein Kämpferherz und steigerte sich von 4:26,59 Minuten auf 4:11,90 Minuten.  Am Ende hatte sie als Zweite 42,40 Punkte und somit 0,54 Zähler mehr als bei den Gaumeisterschaften in Melsungen.

Auch Victoria Mand scheint nach ihrer Verletzung wieder in Schwung zu kommen. Bei einem Gegenwind von 1,6 Sekunden legte sie die 100 Meter in 14,88 Sekunden zurück, stieß die Kugel auf die Tagesbestweite von 9,53 Meter und erreichte im Schleuderball 30,56 Meter. Allerdings verlor sie wertvollen Boden beim Weitsprung, bei dem sie nur einen gültigen Versuch hatte. Der zweite Sprung war deutlich weiter als die 3,99 Meter vom ersten Durchgang, doch was bringen solche Aussagen, wenn die Leistung vom Heben der roten Fahne des Kampfrichter-Obmanns begleitet wird? Im abschließenden 1000 Meter-Lauf wurde sie mit 4:07,83 Minuten gestoppt. Als Vierte war sie am Ende nicht ganz zufrieden, aber sie sah es doch positiv: „Mit 44,09 Punkten  habe ich die Qualifikationsnorm für die deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Einbeck geschafft und hoffe, dass ich im September dort starten kann!“ (ajw)