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Karolin Siebert und Christian Schulz überzeugen beim Mehrkampf in Lemgo

Lemgo/Melsungen. Zum Abschluss einer langen Leichtathletik-Saison trumpften mit Karolin Siebert und Christian Schulz zwei Melsunger Nachwuchs-Leichtathleten nochmals groß auf. „Gigantisch, einmalig, super“,  mit diesen Superlativen kommentierte Alwin J. Wagner das Auftreten seiner Schützlinge bei den Meisterschaften der Stadt Lemgo, die bei Temperaturen um sechs Grad ausgetragen wurden. Auch selbst ein eiskalter Dauerregen, der die absoluten Glanzleistungen verhinderte, hielt die Leichtathleten nicht davon ab, beim letzten Freiluftsportfest noch einmal an den Start zu gehen. Von Müdigkeit war bei den jungen Leichtathleten der Melsunger Turngemeinde nichts zu spüren. Im Gegenteil: je länger die Saison andauerte, um so besser kamen sie in Schwung. Und so nutzten sie den traditionellen Kehraus auf der Bahn sowie auf dem Sportfeld mit vielen Bestleistungen. Beim letzten Saisonwettkampf mussten sie einen  Mehrkampf absolvieren, der aus 80 Meter-Hürdenlauf, Ballwurf, 100 Meter-Sprint, Weitsprung und dem 2000 Meter-Lauf bestand. 

Nachdem sich Karolin Siebert im Monat September in einer hervorragender Verfassung präsentierte, imponierte sie auch bei den Stadtmeisterschaften in Lemgo. Das Melsunger Mittelstrecken-Ass konzentrierte sich in den letzten drei Wochen auf die Verbesserung ihrer Grundschnelligkeit sowie auf ihre Sprung- und Wurfkraftfähigkeit, was sich in Lemgo bezahlt machen sollte. Nachdem sie im Vorjahr in Hessen mit 2326 Punkten sechstbeste Mehrkämpferin in ihrer Altersklasse war, hatte sie sich zum Ziel gesetzt, beim letzten Freiluftwettkampf des Jahres dieses Rekordergebnis zu überbieten.

Bereits vor Beginn der Veranstaltung regnete es in Strömen, so dass einige Teilnehmer den Wettkampf gar nicht aufnahmen oder andere vorzeitig aufgaben. Dass unter diesen Bedingungen durchaus noch nennenswerte Ergebnisse herauskamen, sprach für die gute Moral und die Leistungsfähigkeit der Durchhaltenden, die eher nach Wolldecken und dicken Wetteranzügen als nach erfrischenden Getränken fragten. Umso erstaunlicher waren die Leistungen, die wieder einmal bewiesen, dass „Mehrkämpfer hart im Nehmen“ sind.

Vor dieser Vielseitigkeitsprüfung stand  der Hausrekord von Karolin Siebert im 80 Meter-Hürdenlauf auf 14,68 Sekunden. Die mehrfache Hessenmeisterin über 800 Meter konnte es im Ziel kaum glauben, dass sie eine Superzeit erzielt hatte. Nach einem rhythmisch guten Lauf, pulverisierte sie ihren Hausrekord auf 13,60 Sekunden und erhielt dafür vorzügliche 496 Punkte. Gleichzeitig übernahm sie in dieser Disziplin auch Rang eins im Kreis.

Bestleistung Nummer zwei gab es für Karolin Siebert beim anschließenden Ballwerfen. Mit zweimal 40 Meter stellte sie die Jahresbestleistung von Carolin Lumm aus Gensungen ein und verbesserte ihren Hausrekord um 5,50 Meter. Schade, bei besseren Bedingungen hätte sie vier Meter weiter werfen können. Sie hatte allen Grund zum Strahlen, denn nach zwei Wettbewerben hatte sie zwei Bestleistungen aufgestellt und bereits 968 Punkte auf dem Konto, 105 mehr als bei ihrem Rekord-Mehrkampf vor einem Jahr. Ihre Trainingspartnerin Julia Klute aus dem Melsunger Stadtteil Schwarzenberg, die in den letzten Wochen im Sprint enorme Fortschritte gemacht hatte, unterzog sich in Lemgo ebenfalls dieser Vielseitigkeitsprüfung. In ihrem ersten Hürdenlauf blieb für sie die elektronische Uhr bei 17,06 Sekunden stehen, was ihr 343 Punkte einbrachte. Im Ballwerfen vermisste man die erforderliche Abwurfgeschwindigkeit, so dass ihr weitester Wurf nur mit 22,50 Meter gemessen werden konnte. Julia Klute, die sich vorgenommen hatte, mehr als 1900 Punkte zu erreichen, war dennoch nach zwei Wettbewerben mit 663 Punkten auf Kurs.

Als dritter Wettbewerb stand der 100 Meter-Lauf auf dem Programm. Die eisige Kälte kostete allen Athleten ein paar Zehntelsekunden, so dass man von den Sprintzeiten nicht enttäuscht sein durfte. Julia Klute verbesserte sich im Regen auf 14,48 Sekunden und wurde dafür mit 442 Punkten belohnt. Auch Karolin Siebert hatte keinen Grund enttäuscht zu sein, denn sie wurde mit 13,90 Sekunden gestoppt und kam damit auf 1453 Punkte. Für Julia Klute wurden 1115 Punkten notiert. Auch in diesem Wettbewerb kostete der Regen wieder dreißig bis vierzig Punkte, aber beide Melsunger Schülerinnen lagen immer noch auf Kurs.

Im Weitsprung hatte Karolin Siebert in diesem Jahr nur 4,21 Meter erreicht. Beim Abschlusstraining war sie 4,60 Meter gesprungen, so dass in dieser Übung ebenfalls mit einem neuen Hausrekord gerechnet werden konnte. Aber auch in dieser Disziplin machte das Wetter ihr einen Strich durch die Rechnung. Obwohl sie zirka zehn Zentimeter vor dem Absprungbalken absprang und dadurch 30 Zentimeter verschenkte, wurde ihr erster Sprung mit 4,41 Meter gemessen. Bedingt durch den ständigen Regen gab es Unsicherheiten im Anlauf, so dass bei den restlichen zwei Versuchen keine Verbesserung mehr zustande kam. Julia Klute hatte noch größere Anlaufschwierigkeiten und sprang jedes Mal weit vor dem Absprungbalken ab. Mit ihren 3,81 Meter war sie natürlich unzufrieden, denn auch sie hatte im Training bereits Weiten von 4,30 Meter und mehr erzielt.

Vor dem abschließenden 2000 Meter-Lauf hatte Karolin Siebert 1936 Punkte und Julia Klute 1525 Zähler auf dem Konto. Um die geplanten Punkte zu erreichen, musste Karolin eine Zeit unter 7:45 Minuten und Julia und 8:35 Minuten laufen. Mit diesen Leistungen hätten sie mehr als 2400 beziehungsweise 1900 Punkte erreicht. Während die Stimmung stieg, denn Karolin hatte den Sieg im Blockmehrkampf Lauf so gut wie sicher schon vor dem 2000 Meter-Lauf in der Tasche, sank die Temperatur auf fünf Grad ab.

Gleich nach dem Startschuss setzte sich die Führende von der Konkurrenz ab und zeigte damit Mut zum Tempo. Als 1000 Meter-Zwischenzeit wurden für sie 3:33 Minuten notiert. Aber schon bald sollte sich herausstellen, dass dieses Tempo zu hoch für Karolin Siebert war. Auf den letzten beiden Runden wurde sie langsamer und erreichte nach 7:22,66 Minuten den Zielstrich. Mit dieser Zeit stellte sie an diesem Tag ihre vierte Jahresbestleistung auf, denn bis dahin stand sie mit 7:35,74 Minuten in den Bestenlisten, mit der sie Kreismeisterin in Borken wurde.

Julia Klute, die in den letzten Wochen nur noch ihre Sprintschnelligkeit trainierte, zeigte beim 2000 Meter-Lauf eine lobenswerte und kämpferische Einstellung. Immer die 1900 Punkte vor Augen, lief sie die erste Teilstrecke knapp über vier Minuten. Selbst in der letzten Runde zeigte sie Biss und erreichte nur zwei Sekunden hinter Laura Siegeroth aus Dortmund  das Ziel in 8:29,00 Minuten. Mit 1922 Punkten belegte Julia Klute Platz drei bei den A-Schülerinnen. Für Karolin Siebert wurden trotz dieser widrigen Bedingungen glänzende 2439 Punkte errechnet. Damit erreichte sie auch die Qualifikationsnorm für die deutschen Meisterschaften. Mit diesem starken Mehrkampfergebnis, das bisher erst einmal im Schwalm-Eder-Kreis übertroffen wurde, wird Karolin Siebert am Ende der Saison 2011 den vierten Platz in der Landesbestenliste belegen. Damit gehört sie mit ihrer 800 Meter-Zeit von 2:23,25 Minuten als Zweite und der 300 Meter-Hürdenzeit von 48,16 Sekunden als Dritte nun auch im Blockmehrkampf „Lauf“ zu den TOP-FIVE in Hessen.

Bei den Schülern sollte der 14-jährige Christian Schulz aus Röhrenfurth im Blockmehrkampf „Wurf“ an den Start gehen, weil er vor einer Woche in Wehlheiden den Diskus auf gute 29,19 Meter geworfen hatte. Aber durch die Kälte und den Dauerregen wäre im Diskuswerfen keine bessere Leistung herausgekommen. So startete Christian Schulz, der dem Jahrgang 1997 angehört,  ebenfalls im Blockmehrkampf „Lauf“ und überraschte mit glänzenden 2133  Punkten.

Obwohl er zum ersten Mal einen Wettkampf über 80 Meter-Hürden absolvieren musste, machte der Schüler der Melsunger Gesamtschule seine Sache mit 16,09 Sekunden relativ gut. Es folgte der Ballweitwurf, wo er mit einer großartigen Vorstellung den Vogel abschoss. Seine Würfe gehörten zu den Höhepunkten in den Schülerwettbewerben. Christian Schulz steigerte sich von Wurf zu Wurf und erzielte auf dem rutschigen Anlauf im dritten und letzten Durchgang  mit vorzüglichen 63,00 Meter die Tagesbestweite.  Dafür erhielt er 483 Punkte.

Nachdem er sich über 100 Meter um fast eine halbe Sekunde auf 14,00 Sekunden verbessern konnte und auch im Weitsprung mit 4,37 Meter die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllte, lieferte er über 2000 Meter ebenfalls einen guten Wettkampf ab. Nach der Hälfte der Strecke wurden für Christian Schulz 3:48 Minuten notiert. Damit demonstrierte er ein gutes Tempogefühl, denn den zweiten Teil der Strecke legte er in 3:49 Minuten zurück. Natürlich verhinderte der Regen und die niedrigen Temperaturen auch bei ihm noch bessere Leistungen. Dennoch war Alwin J. Wagner mit dem Schüler aus dem Melsunger Stadtteil Röhrenfurth zufrieden, denn zum ersten Mal konnte sich Christian Schulz  in die TOP-TEN des Hessischen Leichtathletik-Verbandes platzieren, wo er mit 2133 Zählern, punktgleich mit  Dominik Schröter vom ASC Darmstadt, Rang fünf in der HLV-Bestenliste einnimmt. (ajw)