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Feuerwehr-Jugend 24 Stunden in Bereitschaft

Felsberg. Das vergangene Wochenende hielt für die die Jugendlichen der Felsberger Feuerwehr einige Überraschungen bereit, denn am Samstag und Sonntag fanden speziell für die Jugendfeuerwehr die „24-Stunden-Feuerwehr“ statt. Eine Aktion, auf die sich die zehn- bis 18-Jährigen das ganze Jahr vorbereiteten und der sie genauso lange entgegenfieberten. Denn an diesem Wochenende mussten alle zeigen, was sie gelernt hatten und Hand in Hand miteinander arbeiten. Einige Mitglieder der Einsatzabteilung sowie die Betreuer und Jugendwarte unterstützten die engagierten Jugendlichen nur bei Bedarf. Auch die Führungspositionen wurden zum größten Teil von den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr übernommen. Doch es ging an den beiden Tagen nicht nur um das Abarbeiten von Einsätzen, die Fahrzeugpflege, Reparaturen und Gerätewartung, auch die Verpflegung während der „24-Stunden-Feuerwehr“ musste organisiert werden.

Als die Jugendlichen am Samstag gegen 10 Uhr im Feuerwehrhaus eintrafen, hatten sie noch keine Ahnung, dass bereits um 10.45 Uhr die erste Alarmierung ertönen würde. Gemeldet waren zwei verunfallte Personen und ein zeitgleicher Kleinbrand auf dem Gelände der Felsberger Kläranlage. Beim Eintreffen stellte sich schnell heraus, dass sich die Jugendlichen in zwei Gruppen aufteilen mussten. Eine Gruppe kümmerte sich um den Kleinbrand. Ein Trupp unter Atemschutz bekam das Feuer mit Hilfe der Schnellangriffseinrichtung des LF 20/16 schnell unter Kontrolle.

Zeitgleich wurde der zweiten Gruppe bewusst, dass bei ihnen die Drehleiter zum Einsatz kommen musste. Die beiden verunfallten Personen befanden sich auf dem Faulturm der Anlage. Nachdem ein erster Trupp die Erstversorgung auf dem Faulturm übernahm, wurde am Boden die Drehleiter in Stellung gebracht. Mit Hilfe der Rettungswanne, die an der Leiter befestigt wurde, wurden schließlich beide Personen vom Turm gerettet und zu Boden transportiert.

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Feuerwehrhaus, ertönte um 12.30 Uhr eine weitere Alarmierung. Eine Person war auf der Eder in Not geraten. Nach dem Eintreffen an der Einsatzstelle wurde sofort das Mehrzweckboot zu Wasser gelassen. Nachdem die Besatzung des Bootes mit Rettungswesten ausgestattet war, konnte mit der Rettung begonnen werden. Nach etwa 200 Metern Fahrt erreichten die Jugendlichen den im Wasser treibenden Dummy, der schnellstmöglich ins Boot gezogen wurde.

Im Anschluss stand ein gemeinsames Mittagessen auf dem Plan. Bei Linsensuppe und Kochwurst tauschten sich die Jugendlichen über das bisher erlebte und die Vorgehensweisen während der Übungseinsätze aus und begannen dann mit der Pflege und Reinigung der verwendeten Geräte.

Erneut ein Alarm. Ein Verkehrsunfall mit zwei eingeklemmten Personen. Nach dem Erkunden der Lage wurde schnellstmöglich ein Bereitstellungsplatz für die nötigen Gerätschaften geschaffen. Dinge wie hydraulisches Schneid- und Spreizgerät, Scheibensäge, Unterstellböcke oder Rettungs-zylinder langen somit bereit, sodass einer strukturierten Öffnung des Fahrzeuges nichts mehr im Wege stand. Mit dem Spreizgerät wurden Fahrer- und Beifahrertür herausgebrochen um die verunfallten Insassen betreuen zu können. Mit Hilfe der Rettungsschere wurde das Fahrzeugdach entfernt um eine patientenschonende Rettung vornehmen zu können. Schließlich konnten beide Verunfallten aus dem Fahrzeug befreit werden. Bei der Rettung des Fahrers wurde zudem das „Spineboard“ eingesetzt, um die Rettung einer Person mit vermuteter Wirbelsäulenverletzung zu simulieren. Gegen 21 Uhr, mitten im gemeinsamen Filmschauen, die nächste Alarmierung. Mehrere Personen waren im Bereich des Heiligenbergs unauffindbar. Sofort wurde eine groß angelegte Suchaktion organisiert. Mehrere Gruppen suchten im Dunkeln zeitgleich rund um den Heiligenberg nach den Vermissten. Trotz intensiver Suche war anfangs niemand im dichten Wald zu finden. Darum wurde die Suchaktion noch einmal neu organisiert. Schließlich konnten nach intensiver Suche alle Personen gefunden werden.

Nach den anstrengenden Einsätzen entschlossen sich die Jugendlichen für ein wenig Schlaf. Die Florianstube im Feuerwehrhaus wurde darum kurzerhand in einen Schlafplatz für die ganze Gruppe verwandelt. Während die Jugendlichen sich etwas ausruhen konnten, lief bei den Betreuern die Planung der nächsten Einsätze bereits auf Hochtouren.

2 Uhr: Ein Gerümpelbrand unter der Ederbrücke. Von der Alarmierung aus dem Schlaf gerissen, rannten die Jugendlichen erneut in die Fahrzeughalle zum Umziehen. Beim Eintreffen an der Einsatzstelle zeigte sich, dass ein Holzstapel in voller Ausdehnung brannte. Mit zwei Gruppen wurden zeitgleich die Schlauchleitungen verlegt und die Ausleuchtung der Einsatzstelle aufgebaut. Nachdem der Befehl „Wasser marsch“ an den Maschinist des LF 20/16 gegeben wurde, füllten sich die Schläuche mit Wasser. Das Feuer, das mit Hilfe von zwei C-Rohren gleichzeitig von zwei Seiten bekämpft wurde, konnte von den Jugendlichen durch die gute Zusammenarbeit schnell unter Kontrolle gebracht werden.

Es folgten zwei weitere Übungseinsätze, bei denen zum Einen ein Fass mit auslaufenden Chemikalien abgedichtet werden musste. Ein Trupp, bekleidet mit Chemikalienschutzanzügen, erkundete unter Atemschutz erst einmal die Lage. Die aus dem Leck des Fasses ausgetretene gelb-grüne Flüssigkeit wurde bestimmt, um Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit des Stoffes ziehen zu können. Des Weiteren stand eine Personenrettung auf dem Plan. Zwei Personen mussten aus einer verqualmten Halle gerettet werden. Nachdem ein Trupp unter Atemschutz die Halle betreten, und mit der Personensuche begonnen hatte, wurde eine vorher abgesprochene Notsituation simuliert. Der Atemschutztrupp im Gebäude kam während der Suche selbst in Not und musste vom Reservetrupp, der in Bereitschaft vor der Halle stand, selbst aus dem Gebäude gerettet werden.

Nach dem gemeinsamen Frühstück hieß es: „Eingeklemmte Personen unter Betonteilen“. Ein letztes Mal waren die Jugendlichen an diesem Tage gefordert. Eine Person war unter einem rund 1700 Kilogramm schweren Betonklotz, eine zweite Person zwischen zwei weiteren Betonteilen eingeklemmt. Während eine Gruppe damit begann, den einen Betonklotz mit Hilfe des Greifzuges wegzuziehen, wurden an anderer Stelle die Hebekissen in Position gebracht. Statt den Betonklotz durch Wegziehen zu bewegen, musste dieser hier angehoben werden um die verunfalle Person zu befreien.

Die Jugendwarte und Betreuer bewerteten die Arbeit der Jugendfeuerwehr am Ende der „24-Stunden-Feuerwehr“ durchaus positiv. Die in den Übungsdiensten unterrichteten Fertigkeiten wurden von den Jugendlichen während der Übungseinsätze sehr gut umgesetzt, was auf einen hohen Ausbildungsstand schließen ließ. Und der ist bei der Jugendfeuerwehr sehr wichtig, denn die Jugendfeuerwehr von heute ist die Einsatzabteilung von morgen.

Die Jugendwarte, Betreuer und die Mitglieder der Jugendfeuerwehr selbst bedankten sich bei den Helfern aus der Einsatzabteilung, die einen großen Teil der Organisation übernahmen, sowie ihnen bei den Übungseinsätzen mit Rat und Tat zur Seite standen. (Mario Ebert)

Fotos: Mario Ebert