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Kirchenkabarettist Ingmar von Maybach-Mengede zu Gast in Röhrenfurth

Melsungen-Röhrenfurth. „Ich würde mich freuen, wenn die Kirche beim Gottesdienst am kommenden Sonntag wieder so voll wäre wie jetzt“, wünschte sich Pfarrerin Dorothea Göbel. Der gute Besuch am Sonntagnachmittag war dem Auftritt  von Pfarrer Ingmar von Maybach-Mengede zu verdanken. Der Kirchenkabarettist war die Attraktion des Tages. Der Beginn der Veranstaltung verlief eher protestantisch nüchtern. „Zu nüchtern“ fand Maybach-Mengede und belehrte: „Von der katholischen Kirche lernen heißt: Mehr Mut zum Personenkult!“ Nach wenigen Regieanweisungen an gelehrigen Gäste zog der „Spaßmacher Gottes“ ein zweites Mal unter Jubelrufen des Entzückens und mit stehenden Applaus der ersten vier Kirchenbänke in die Kirche ein. „Maybach muss Bischof werden!“, kommentierte er die nunmehr gelungene Begrüßung.

„Was Luther begann, hat Springer beendet“, meinte er. „Wir  Protestanten sind eine Volkskirche!“, und Maybach-Mengede verdeutlichte: „Wir sind alle Papst“. Ausführlich befasste er sich dann mit den Nöten eines Pfarrers, der in der Nacht zum Sonntag über dem Predigttext grübelt. Mit solidem theologischen Grundwissen beschrieb Maybach-Mengede das Spannungsfeld zwischen Pfarrer, Predigttext und Gemeinde. Dabei machte er deutlich, warum Sonn- und kirchliche Feiertage bei Pfarrern so gar nicht beliebt sind.

Mit dem IKEA Katalog in der Hand war er für die Halbierung von Beerdigungskosten. Auf der Gitarre begleitete er seinen „dorischen Pop-Hit“. In einfacher Melodie beschrieb er den Kulturschock eines in der Großstadt aufgewachsenen jungen Mannes nach Antritt seiner ersten Pfarrstelle auf dem Land. Mit Verve warb er für Zielgruppen–Gottesdienste. Seinen „Vielfliegergottesdienst“ verlegte er an Bord eines Verkehrsflugzeuges, um Menschen in ständiger Zeitnot näher zu Gott zu begleiten. Die Zielgruppe der Senioren erlebe er jeden Sonntag in der Kirche, witzelte der Protagonist christlich-satirischer Unterhaltung, die er hin und wieder auch unter der Abkürzung „CSU“ apostrophierte.

Angela Merkel pries er als „Sixtinische Madonna“. Zur Illustrierung seiner Ausführungen bat er Pfarrerin Dorothea Göbel und Inge Reinhardt aus Binsförth zum Altar, wo er die beiden Damen kurzerhand mit kleinen weißen Flügelchen ausstattete und so zu dekorativen Putten ins Bild setzte – frei nach Tizian. In einem Ratespiel gewann er sein Publikum, die vier Evangelisten der Lektüre eines Strandurlaubers  zuzuordnen. So stellt sich heraus, dass Markus der klassische Focus- Redakteur wäre, Lukas beim Spiegel, Matthäus beim Stern und Johannes wohl für der Wochenbeilage der Süddeutschen Zeitung schreiben würde.

Deftig wurde der gelernte Pfarrer dann noch mal bei einer freudschen Analyse der fünften Strophe von Paul Gerhards Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud. Er sang: „Narzissmus und der Größenwahn, die ziehen sich viel schöner an …..“.

Maybach-Mengede warb nach einer Zugabe für seine CDs und für den Besuch seiner künftigen Auftritte in der Region: „Wenn’s Ihnen gefallen hat, kommen Sie wieder – wenn nicht, empfehlen sie mich Menschen, die Sie nicht so mögen“. (rho)