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Erinnerungen an Nachkriegszeit und Flucht

Autorinnenlesung zum 20-jährigen Jubiläum der Stadtbücherei

Borken. In Kooperation mit der Buchhandlung „Der Bücherwurm“ hatte die Stadtbücherei der Stadt Borken im Rahmen ihres 20-jährigen Jubiläums am Mittwoch vergangener Woche zur Lesung in das Historische Rathaus eingeladen. „Annas letzte Flucht“ lautete der Titel des Romans von Gerlinde Siebert-Heinecke, der in der Nachkriegszeit spielt. Einer Zeit, in der die 1945 in Niederurff geborene Autorin aufgewachsen ist. Aus diesem Grund liegt ihr das Schicksal der Menschen ihrer Heimat, heute wohnt die Schriftstellerin in Ostwestfalen, das Schicksal von Flüchtlingen und Kriegsheimkehrer sehr am Herzen. Sowohl ihr mittlerweile dritter Roman als auch ihre beiden vorherigen Titel „Anna und Elise“ und „Willkommen zu Hause“ schildern in ihrer Fortsetzung reale Begebenheiten. Nur die Namen der Personen hat die Autorin verfremdet. Gerade die Menschen aus Niederurff und aus dem persönlichen Umfeld von Gerlinde Siebert-Heinecke erinnern sich an die Geschehnisse.

Buchhändlerin Sonja Lehmann und Büchereileiterin Barbara Jüngling konnten zur Lesung ein vorwiegend weibliches Publikum begrüßen. Sie wünschten Zuhörerinnen und Zuhörern einen unterhaltsamen und interessanten Abend.

Lesepausen und Sekt
Mucksmäuschenstill war es im Raum. Das Publikum sog die gesprochenen Worte und gelesenen Sätze von den Lippen der Autorin auf und speicherte sie im Gedächtnis. Eine Geschichte, festgehalten auf den gedruckten Seiten eine Buches, die es wert ist, bis zum Ende gelesen zu werden.

Anna und ihr Sohn Berthold stehen auch im dritten Band der Trilogie im Mittelpunkt. „Annas letzte Flucht“ handelt auch von Gedanken und Vorgängen, die die Hauptperson unterdrücken und vergessen will. Doch immer wieder brechen sie auf und treten ins Leben ein. Und so beginnt der dritte Roman mit der Feier zum bestanden Abitur des Sohnes Berthold in Frankfurt. Doch Zeitsprünge lassen Flucht und Vertreibung vor der russischen Armee in den Tagen des Jahres 1945 wach werden. Dann ist es September 1961 auf einem Friedhof in Ostberlin. Die Flucht in den Westteil der Stadt ist geplant. Mit dabei Ingrid, die Freundin von Berthold, der mittlerweile nach Westberlin gezogen ist. Auch um der Einberufung zur Bundeswehr zu umgehen. Ein erfüllter, verständlicher Wunsch seine Mutter Anna.

Lesepausen wurden bei einem Glas Sekt zu einem unterhaltsamen und intensiven Gespräch mit und ohne die Autorin genutzt. Hier und da signierte Gerlinde Siebert-Heinecke mit persönlicher Widmung eines ihrer Bücher. Und da die Stadtbücherei ihren 20. Geburtstag feierte, fanden zwei Zuhörerinnen unter ihrem Stuhl angeklebt eine nette Überraschung. Es war ein guter, interessanter Abend im Historischen Rathaus. (sb)