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Konjunkturprognose 2012: Aufschwung verliert an Dynamik

Hessen. „Der Schwung, mit dem sich die hessische Wirtschaft in den vergangenen beiden Jahren aus der Krise gearbeitet hat, lässt langsam nach. Im Jahr 2012 dürfte sich das Wirtschaftswachstum abschwächen. Maßgeblich dafür sind die neuerlichen Turbulenzen an den Finanzmärkten als Folge der Staatsschuldenkrisen in Europa und den USA. Weder Deutschland noch Hessen dürften aber in eine Rezession abgleiten“. Das erklärte der Präsident des Hessischen Statistischen Landesamtes, Eckart Hohmann, anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des Gutachtens „Konjunkturprognose Hessen 2012“.

Die Gemeinschaftsprognose des Hessischen Statistischen Landesamtes, der IHK Arbeitsgemeinschaft Hessen und der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern wurde heute im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Zudem wurde eine Arbeitsmarktanalyse und -prognose durch die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit (BA Hessen) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB Hessen) präsentiert.

Laut Gutachten wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt in Hessen im Jahr 2011 voraussichtlich um 3,4 Prozent (Deutschland: plus 2,9 Prozent) gegenüber dem Vorjahr wachsen. Im Jahr 2012 dürfte die hessische Wirtschaft trotz nachlassender Investitionstätigkeit und rückläufigem Außenhandel mit 1,2 Prozent (Deutschland: plus 0,8 Prozent) erneut – und sogar vergleichsweise stark – wachsen. Damit übersteigt die Wirtschaftsleistung sogar das Vorkrisenniveau. Einer nur noch schwachen Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe (plus 0,8 Prozent), dürften v. a. eine positive Entwicklung im Baugewerbe, bei den Unternehmensdienstleistern und im Kreditgewerbe entgegenwirken. Die in Hessen besonders stark von der Finanzkrise betroffenen Finanzdienstleistungen haben stark an Wertschöpfung gewonnen und stabilisieren die konjunkturelle Entwicklung des Dienstleistungsbereichs. Dieser dürfte mit 1,6 Prozent doppelt so stark wachsen wie das Produzierende Gewerbe (0,8 Prozent). Untergliedert nach Wirtschaftsbereichen dürfte die Wirtschaftsleistung in den Bereichen „Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleister“ (plus 2,2 Prozent), „Verkehr und Nachrichtenübermittlung“ (plus 2,0 Prozent) und im Baugewerbe (plus 1,7 Prozent) am stärksten zulegen.

Der Arbeitsmarkt wird sich nach den jetzt vorliegenden Prognosen weiter positiv entwickeln. Die Regionaldirektion Hessen und das IAB Hessen gehen für das Jahr 2012 von weiteren Zuwächsen bei der Beschäftigung aus. Die Arbeitslosigkeit wird nach den Vorhersagen sinken, selbst dann, wenn die Wirtschaft 2011 nur schwache Zuwachsraten aufzeigen sollte.

Bei einem Wachstum des BIP von plus 1,0 Prozent erwarten die Wissenschaftler des IAB im Jahresdurchschnitt etwa 174 000 Arbeitslose in Hessen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird auf rund 2,251 Millionen steigen (Rückgang der Arbeitslosigkeit: 4,1 Prozent; Anstieg der Beschäftigung: 0,5 Prozent). Im bundesdeutschen Vergleich wird Hessen allerdings wie zuletzt eine leicht unterdurchschnittliche Entwicklung bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aufweisen.

„Nach den derzeit vorliegenden Prognosen wird sich der hessische Arbeitsmarkt im Jahr 2012 weiterhin stabil zeigen. Die aktuellen Spannungen auf den internationalen Finanzmärkten sind nicht zu unterschätzende Größen, die sich nachhaltig auf den hessischen Arbeitsmarkt und die Beschäftigung auswirken können. Sollte nächstes Jahr alles gut laufen und die Wirtschaftsexperten mit ihren Annahmen richtig liegen, erwarte ich für den hessischen Arbeitsmarkt ein gutes Jahr“, so Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen.

Die „Konjunkturprognose Hessen 2012“ kann beim Hessischem Statistischen Landesamt bezogen werden: www.statistik-hessen.de/publikationen/download/520/index.html