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Karolin Siebert verbessert Uralt-Kreisrekord über 800 Meter

Erfurt/Melsungen. Großartige Leistungen und viel Stimmung gab es beim Hallen-Meeting in Erfurt. Zu den Höhepunkten der letzten Hallenveranstaltung 2011 in Thüringens Hauptstadt gehörten aus heimischer Sicht der 800 Meter-Lauf der A-Schülerinnen sowie der Dreisprung der männlichen Jugend B, denn in beiden Wettbewerben konnten die Teilnehmer der MT 1861 Melsungen  jeweils die Plätze eins bis drei belegen. Mit Spannung wurde das 800 Meter-Rennen der Schülerinnen erwartet. Trainer Alwin J. Wagner, der für den 18. Dezember in Dortmund die Verbesserung des 28 Jahre alten Kreisrekords angekündigt hatte, prophezeite vor dem Finale einen knappen Einlauf mit neuen persönlichen Bestzeiten für seine Schützlinge Karolin Siebert und Marie Wagner, die seit vier Wochen in Melsungen trainiert. Wagner wies darauf hin, dass Karolin Siebert gegen über Marie Wagner ein leichtes Plus hatte. Und diese Vorhersage sollte sich auch erfüllten. Aber was diese beiden Mittelstrecken-Asse in Erfurt boten, übertraf am Ende alle Erwartungen.

Die beiden Schülerinnen verzichteten auf jede taktische Spekulation und setzten stattdessen auf eine schnelle Fahrt. Bereits nach 100 Metern war das Feld auseinander gerissen. Die beiden Mittelstrecken-Asse passierten die erste Hallenrunde (200 Meter) unter 33 Sekunden und hatten nach der Hälfte der Strecke eine Zwischenzeit von 68 Sekunden. Geplant war, die ersten drei Runden gleichmäßig in jeweils 35 Sekunden zurückzulegen, so dass man auf eine 600 Meter-Zwischenzeit von 1:45 Minuten gekommen wäre. Bedingt durch das schnelle Anfangstempo in der ersten Runde, verspürten beide Mädchen bereits nach 550 Meter „schwere Beine“. Während Karolin Siebert nach drei Runden mit 1:45,8 Minuten gestoppt wurde, passierte Marie Wagner die 600 Metermarke nach 1:46,8 Minuten. In der letzten Runde hatte die mehrfache hessische Schülermeisterin aus Melsungen die größeren Reserven. Mit 36,4 Sekunden für die letzte Runde vollendete die 15-Jährige diese starke Vorstellung. Die Krönung dieses herrlichen Zweikampfes war dann auch die neue Rekordzeit, denn mit 2:22,29 Minuten verbesserte sie den „Uralt-Kreisrekord“ von Claudia Fröhlich (TSV Remsfeld), den diese am  30.  Januar 1983 mit 2:23,21 Minuten aufgestellt hatte, um eine Sekunde.

Marie Wagner konnte trotz ihres harten Widerstandes am Sieg von Karolin Siebert nichts mehr ändern. Aber die Mittelstrecken- Hoffnung aus Gensungen bestätigte nach ihren guten Trainingseindrücken erneut ihre Fortschritte und verbesserte sich als Zweite auf 2:24,07 Minuten.

Gegen diese beiden Schülerinnen war die Konkurrenz machtlos. Weit auseinander gezogen passierte das übrige Feld das Ziel. Julia Klute  (MT Melsungen), die nach der Hälfte der Strecke mit 1:22,6 Minuten gestoppt worden war, empfahl sich als Dritte auf weitere  Einsätze. Zwar fehlen ihr noch die körperlichen Reserven für solch schnelle Rennen, aber die Schülerin aus Schwarzenberg lief dennoch ein kluges und rationelles Rennen. Sie konnte zwar dem Spitzenduo nicht folgen, ereichte aber mit 2:50,26 Minuten eine achtbare Zeit.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung ließen die Melsunger Dreispringer aufhorchen. In diesem Wettbewerb der männlichen Jugend B steigerten sich Spannung und Dramatik bereits  im Vorkampf. Schon beim Einspringen unterstrich Sebastian Ludwig seine gute Veranlagung in den Sprungwettbewerben und kam, ohne den letzten Sprung voll durchzuziehen, klar über seine bisherige Bestweite. Nach zwei Durchgängen schien es so, als hätte er mit seiner neuen Bestleistung von 12,23 Meter alle Fronten geklärt. Sowohl Favorit Henri Alter als auch Tobias Stang fanden nicht gut in den Wettkampf. Sebastian Ludwig hingegen steigerte seine persönliche Bestleistung von 11,82 Meter, die er am 27. Juli in Bebra aufgestellt hatte, auf vorzügliche 12,23 Meter. Im zweiten Durchgang trat er gar einen Sprung um 12,50 Meter nur hauchdünn über.

Im dritten Durchgang schaffte auch Tobias Stang mit 12,05 Meter den ersehnten Sprung über die 12 Meter-Marke. Henri Alter, der nach seiner Rückenverletzung einen erheblichen Trainingsausfall hatte, konnte in Erfurt nicht seine Explosivität am Balken, die er in den letzten Trainingswochen zeigte, demonstrieren. Aber dieses Handicap tat seiner Klasse kaum Abbruch. Der Vierte der Süddeutschen  Meisterschaften steigerte sich im erste Versuch des Endkampfes – zwanzig Zentimeter vor dem Balken abspringend –  auf 12,38 Meter und ging damit in Führung, die er bis zum Schluss hielt. Da sich wieder seine alte Verletzung bemerkbar machte, brach er den Wettkampf ab und verzichtete auch auf den anschließenden Weitsprung. Auch Tobias Stang beendete nach dem vierten Versuch den Dreisprungwettbewerb, so dass er hinter Sebastian Ludwig, der mit 12,23, 12,10 und 12,21 Meter  dreimal über die 12 Meter-Marke sprang, den dritten Platz belegte. Einen solchen Hallenwettbewerb hatte es aus Melsunger Sicht noch nicht gegeben: Drei B-Jugendliche überboten die 12 Meter-Marke und qualifizierten sich für die Landes-Hallenmeisterschaften am 14. Januar in Hanau.

Unmittelbar nach dieser Wettbewerb bot Tobias Stang im Sprint über 60 Meter eine Leistung  wie aus einem Guss und verbesserte sich nach 8,05 Sekunden im Vorlauf als Siebter des Endlaufes auf starke 7,90 Sekunden. Seine Trainingspartner Henri Alter (8,19 Sekunden) und Sebastian Ludwig (8,49 Sekunden) kamen nie so richtig in das Rennen und scheiterten bereits im Vorlauf. Im Finale machte der Malsfelder auf den letzten Metern noch viel verlorenen Boden gut und verbesserte sich nach einem wuchtigen Schlussangriff auf starke 7,90 Sekunden. Mit dieser Zeit qualifizierte er sich ebenfalls für die Landes-Hallenmeisterschaften.

Eine halbe Stunde später fiel die Entscheidung im Weitsprung. Während Sebastian Ludwig 5,36 Meter vorlegte, eröffnete Tobias Stang seine Serie mit 5,69 Meter und hatte seinen Anspruch auf eine Medaille geltend gemacht. Im dritten Durchgang steigerten sich  Johannes Bartsch (Nordhausen) auf 5,91 Meter, und Tobias Reinhard (Gotha) landete bei 5,81 Meter. Auch Tobias Stang legte zu und verbesserte sich auf 5,76 Meter. Im letzten Durchgang packte der Malsfelder die Gelegenheit beim Schopfe und steigerte seine eine Woche alte Bestmarke von 5,77 Meter um elf Zentimeter. Mit 5,88 Meter konnte er  sogar Tobias Reinhard (Gotha) bezwungen, der in der Freiluftsaison immerhin weit über 6 Meter gesprungen war und holte sich überraschend die Silbermedaille.

Im 60 Meter-Sprint der Schülerinnen drückte Karolin Siebert als Zweite ihres Vorlaufs mit 8,54 Sekunden ihre erst vor zwei Wochen in Erfurt aufgestellte Bestzeit um 0,09 Sekunden nach unten. Platz drei belegte in diesem Rennen Marie Wagner, die mit 8,64 Sekunden ebenfalls persönliche Bestzeit lief. Julia Klute blieb in ihrem Vorlauf als Fünfte mit 9,09 Sekunden erneut nur einen Wimperschlag unter den anvisierten 9,00 Sekunden.

Auch im Weitsprung zeigte sich Marie Wagner verbessert und blieb als Zweite mit 4,66, 4,68 und 4,70 Meter dreimal über ihrer Freiluftbestleistung von 4,57 Meter. Den vierten Platz holte sich Karolin Siebert mit 4,43 Meter. (ajw)