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Die Pflege braucht Pflege

Finanzielle Kürzungen in der Altenpflege-Ausbildung seit September

Schwalmstadt-Treysa. Seit 1991 gibt es an der Hephata-Akademie für soziale Berufe die Ausbildung der Altenpflege, seit 2005 die für Altenpflegehilfe. Nun gerät die Ausbildungsstätte und mit ihr auch die 43 anderen hessischen Ausbildungsstätten des Bereichs in Bedrängnis: „Das Land Hessen hat die Finanzierung erschwert“, sagt Natalia Cieslar, Diplom-Pädagogin und eine von zwei Leiterinnen der Altenpflege- und Altenpflegehilfeschule in Hephata. „Wir bekommen immer mehr Probleme, die Ausbildung durchzuführen“, sagt Veronika Wildemann, Lehrerin für Pflegeberufe und zweite Leiterin der Schule für Altenpflege- und Altenpflegehilfe in Hephata.

Auch wenn jeder Schüler vom Land Hessen finanziell in der Ausbildung gefördert wird. Die Schüler müssen kein Schulgeld zahlen, die Schule bekommt eine Pauschale von rund 340 Euro im Monat pro Auszubildenden. Bislang wurde diese Förderung mit einem Anteil von 90 Prozent auch dann weitergezahlt, wenn ein Schüler die Ausbildung abbrach. „Manchmal passiert es, dass von 25 Auszubildenden nur 15 übrigbleiben“, sagt Natalia Cieslar. Die Plätze derjenigen, die abbrechen, können jedoch im laufenden Kurs nicht neu besetzt werden. Der Schule entsteht ein finanzieller Verlust, der bis September 2011 mit der 90 Prozent-Regelung aufgefangen wurde. „Jetzt, wo dies wegbricht, sind viele kleine Schulen, auch unsere, in ihrer Existenz bedroht“, sagt Natalia Cieslar. Da nütze es auch nicht, dass die Zahl der landesfinanzierten Plätze in Hessen von 3.500 auf 4.000 erhöht wurde: „Wir könnten zwar aufstocken, die Nachfrage ist da. Aber wir haben auch das Problem fehlender Praxisstellen, die bereit sind, Auszubildende zu nehmen“, so Cieslar. In einer Erklärung der Schulleiterkonferenz der Hessischen Altenpflegeschulen wird die Abkehr von der 90-Prozent-Regelung mit einer Kürzung des Schulgeldes um zehn bis 15  Prozent gleichgesetzt. Hinzu kommt, dass die Pauschale von rund 340 Euro seit zehn Jahren nicht mehr angehoben wurde.

„Auszubildende der Altenpflege waren oft vorher arbeitslos, wurden von der Arbeitsagentur unterstützt, haben weder ein Auto noch einen Führerschein“, so Veronika Wildemann. Müssten diese künftig nun längere Anfahrten in Kauf nehmen, weil kleinere Schulen aus finanziellen Problemen schließen müssten, verstärke dies den ohnehin negativen Trend des Fachkräftemangels. Laut des Hessischen Pflegemonitors, eine Bedarfserfassung des Hessischen Sozialministeriums für Pflegekräfte in Hessen, habe sich die Nachfrage nach Pflegekräften zwischen 2006 und 2008 fast verdoppelt. Hessenweit sei es 2010 zu einem Mangel an Pflegekräften insbesondere in der Altenhilfe gekommen. Dort fehlten in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken 1997 Altenpfleger sowie 765 Altenpflegehelfer. Im Beschäftigungssektor Altenhilfe ergebe sich gegenüber dem Beschäftigtenstand 2009 bis zum Jahr 2025 hessenweit ein Erweiterungsbedarf von 3.355 Altenpflegern. Hinzu komme, so Natalia Cieslar, dass die Ausbildung auch bei den Schülern beliebt sei. „Viele entscheiden sich für die Altenpflege, weil dort der Verdienst im Vergleich zu anderen Ausbildungen besser ist.“

44 Frauen und Männer absolvieren derzeit in Hephata eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer oder Altenpfleger. Alle 18 Absolventen des vergangenen Kurses haben sofort eine Stelle gefunden. „Unser Bereich wird existenziell gefährdet, dabei muss Bildung doch gefördert werden“, sagt Veronika Wildemann.

Hintergrund:
Die nächste Ausbildung zum staatlich anerkannten Altenpfleger startet in Hephata im Herbst 2014.  Die Ausbildung dauert drei Jahre. Der nächste Kurs der Altenpflegehilfe startet im Herbst 2012 und dauert ein Jahr. Ein Quereinstieg in den laufenden, im Herbst 2011 gestarteten Kurs, ist für Altenpflegehelfer jedoch auch möglich. Bei beiden Varianten müssen sich die Auszubildenden selbst eine Praxisstelle suchen. Infos unter (06691) 181176 oder natalia.cieslar@-hepha-ta.com (me)