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Nordhessen wollen 6,5 Prozent mehr Lohn

Lohfelden. Die IG Metall Nordhessen möchte mit einer Lohnforderung von 6,5 Prozent in die kommende Tarifrunde gehen. Das ergab ein Stimmungsbild, das die Metallgewerkschaft am Samstag auf ihrer Tarifpolitischen Konferenz in Lohfelden einholte. Hinzu kommt die Forderung nach der unbefristeten Übernahme aller Ausgebildeten – sie soll künftig tarifvertraglich festgeschrieben werden. Außerdem wollen die Gewerkschafter erreichen, dass Leiharbeit in der Metall- und Elektroindustrie besser bezahlt wird, und dass die Betriebsräte mehr Mitspracherechte für den Einsatz von Zeitarbeitnehmern bekommen.

Leiter der Abteilung Tarifpolitik: „Arbeitgeber sperren sich aus dogmatischen Gründen“
Als Redner machte sich der Bereichsleiter der Abteilung Tarifpolitik beim Vorstand der IG Metall, Kay Ohl, für die tarifvertragliche Festschreibung der unbefristeten Übernahme stark. „Alle Welt diskutiert über einen künftigen Fachkräftemangel, deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zum Regelfall zu machen“, sagte Ohl. Die Arbeitgeber sperrten sich dagegen bislang aus „rein dogmatischen Gründen“.

Kräftiges Plus ist drin: „Produktion auf steigendem Niveau“
Ohl zufolge können die Arbeitgeber ein kräftiges Plus für die Beschäftigten gut vertragen. „Die Folgen der Krise sind überwunden, die Produktion steigt“, sagte er. Zwar behaupteten die Arbeitgeber etwas anderes. „Aber sowohl die Produktionsvolumina als auch die Auftragseingänge belegen das Gegenteil.“ Für das Jahr 2012 werde ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent erwartet. Auch der Geschäftsklimaindex des arbeitgeberfreundlichen ifo-Instituts sei positiv. Nach Berechnungen der IG Metall müsste die Lohnerhöhung 3,8 Prozent betragen, wenn sie die erhöhte Produktivität und die Preissteigerungen für Verbraucher in den Jahren 2011 und 2012 ausgleichen soll.

Dass man bei der Berechnung das Jahr 2011 mit einbeziehe, sei zwar ungewöhnlich, sagte Ohl. „Wir haben aber angesichts der Krise zuletzt nur geringe Lohnzuwächse gehabt, deshalb ist es fair und ordentlich, 2011 einzubeziehen“, sagte er. Der Aufschwung sei nach der Krise bislang nicht in vollem Umfang an die Beschäftigten weitergegeben worden. Zusätzlich zu dem Ausgleich von 3,8 Prozent wolle die IG Metall eine Umverteilung zugunsten der Arbeitnehmer erreichen. Der Vorstand der Gewerkschaft beschließt am kommenden Dienstag seine Forderungsempfehlung für die Tarifrunde 2012.

Die Teilnehmer der Tarifpolitischen Konferenz stimmten in Lohfelden nach Vortrag und Diskussion mit großer Mehrheit für eine Forderung von 6,5 Prozent. „Die Gewinne fallen nicht vom Himmel, die werden von den Arbeitnehmern in den Betrieben hart erarbeitet“, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Ullrich Meßmer. Man könne deshalb sowohl ein deutliches Plus auf den Konten der Beschäftigten erwarten als auch die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten.

Forderungen erhalten breite Unterstützung bei den Belegschaften
Beide Forderungen erhielten eine starke Rückendeckung in der Diskussion. „Es kann nicht sein, dass wir die jungen Menschen nach ihrer Ausbildung in die Leiharbeit schicken“, sagte etwa die Betriebsratsvorsitzende von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) in Kassel, Christa Haidu. Eine „starke Erwartungshaltung im Betrieb“ stellte der Vorsitzende des Betriebsrats des Mercedes Benz-Werkes Kassel, Dieter Seidel, fest. Und der Vorsitzende des Ortsjugendausschusses, Sebastian Ott, rief die Gewerkschafter auf, sich schon jetzt auf einen harten Kampf mit den Arbeitgebern vorzubereiten. Klare Worte fand zum Ende der Veranstaltung auch der Erste Bevollmächtigte Ullrich Meßmer: „Ohne uns läuft in den Betrieben gar nichts. Wir sorgen dafür, dass Wirtschaft und Betriebe laufen – aber wir wollen auch unseren fairen Anteil!“ (red)