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Hella Böker kann in Erfurt vier Medaillen gewinnen

Erfurt/Melsungen. Während für viele Seniorinnen und Senioren die Hallensaison nach der Teilnahme an den Landes Hallenmeisterschaften bereits beendet ist, stehen für die leistungsstärksten Frauen und Männer noch zwei Großereignisse auf dem Wettkampfprogramm. So finden am kommenden Wochenende (3./4. März) in Erfurt die Deutschen Hallen-Meisterschaften der Senioren statt. Anfang April wollen 226 deutsche Seniorinnen und Senioren noch bei den 5. Hallen-Weltmeisterschaften in Jyväskylä (Finnland) an den Start gehen. Zu beiden Großereignissen hat sich die frisch gekürte MT-Sportlerin des Jahres, Hella Böker, qualifiziert und ihre Meldung abgegeben. Auch Harry Geier, der amtierende deutsche Seniorenmeister über 400 Meter in der Altersklasse der M75 wird in Erfurt dabei sein.

In der Landeshauptstadt Thüringens gehen seit der Einführung der deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften im Jahr 2002 bereits zum fünften Mal die besten deutschen Senioren-Leichtathleten auf die Jagd nach den nationalen Meisterehren. Mehr als 1000 Athleten aus fast 500 Vereinen haben für diesen nationalen Wettkampfhöhepunkt in den Wintermonaten ihre Meldungen abgegeben. Bei dem derzeitig hohen Niveau der deutschen Senioren-Leichtathletik haben viele Wettbewerbe ihren sportlichen Reiz, so dass die  Zuschauer sowohl in der Halle als auch im Steigerwaldstadion in harmonischer und familiärer Atmosphäre stimmungsvolle und spannende Wettkämpfe erleben werden.

 Die Melsunger Turngemeinde schickt mit Hella Böker und Harry Geier zwei erfahrene Athleten nach Erfurt. „Wenn alles nach Plan läuft, müssten sie mit drei Gold-  und zwei Silbermedaillen nach Melsungen zurückkehren“, sagte optimistisch MT-Leichtathletik-Chef Hans–Jörg Engler.

Die erste Entscheidung fällt am Samstagmorgen kurz nach 10 Uhr im Speerwerfen der W70. Hella Böker, die 32-fache deutsche Seniorenmeisterin aus Fuldabrück, führt mit 27,23 Meter das Feld an und muss eigentlich nur auf Monika Bernet von der LG Altmark aufpassen. Die Seniorin aus Sachsen-Anhalt, die im Vorjahr bei den deutschen Meisterschaften in Minden hinter Hella Böker, die mit 26,64 m  den nationalen Titel gewinnen konnte, mit 22,65 Meter den sechsten Platz belegte, scheint von der übrigen Konkurrenz her noch die schnellkräftigste Athletin zu sein. „Ich muss den Speer beim Abwurf treffen und richtig in den Wind legen, dann fliegt er über 25 Meter“, sagte die Favoritin, die seit Wochen keinen Speer mehr in der Hand hatte. „Es wäre ein Auftakt nach Maß, wenn Hella Böker ihren Vorjahrestitel verteidigen könnte“,  sagte  Alwin J. Wagner und hofft mit einer Leistung von 26 Meter plus X.

Mögliches Endergebnis:
1. Hella Böker (MT Melsungen)
2. Monika Bernet (LG Altmark)
3. Ishild Müller (Niederrodenbach)

Zwei Stunden später fällt die Entscheidung im Kugelstoßen der W70.  In diesem Wettbewerb ist die amtierende deutsche Seniorenmeisterin Monika Bernert die klare Favoritin. Sie gewann im Vorjahr in Minden mit 9,42 Meter den nationalen Titel, und wurde auch mit dieser Leistung gemeldet. Hella Böker sicherte sich bei den Landeshallenmeisterschaften in Stadtallendorf mit zwei Stößen auf 9,10 Meter den Landestitel. Da sie im Training noch stärkere Leistungen zeigte, darf man ein spannendes Duell erwarten.  Aber welche Rolle spielt Karin Illgen aus Leipzig. Sie wurde mit einer Freiluftleistung von 9,27 Meter gemeldet und kam in dieser Hallensaison noch nicht über die 9 Meter-Marke.  Die ehemalige Diskusweltrekordlerin und DDR-Meisterin von 1967, 1968 und 1971 verfügt über so viel Routine, dass sie in Erfurt wieder für eine Überraschung gut sein kann.  Auch Ingrid Holzknecht aus Elmshorn, die in diesem Jahr bereits bei 9,07 Meter angekommen ist, muss man unbedingt im Auge behalten.

Mögliches Endergebnis:
1. Monika Bernet  (LG Altmark)
2. Hella Böker  (MT Melsungen)
3. Ingrid Holzknecht (LG Elmshorn)

Am Samstagmittag greift auch Langsprinter Harry Geier in das Wettkampfgeschehen ein. Der Melsunger Juwelier geht über 200 Meter an den Start und hofft seine Siegerzeit von 32,54 Sekunden, die er bei den hessischen Hallenmeisterschaften lief, zu unterbieten. Das muss er auch unbedingt, denn mit den beiden Hamburgern Hans-Joachim Lange (30,35 Sekunden) und Horst Hufnagel (31,14 Sekunden) sowie mit dem Wiesbadener Hans-Jürgen Gasper (31,04 Sekunden) und dem Geheimfavoriten Karl-Heinz Buss aus Uerdingen trifft er auf ganz starke Gegner. „Platz fünf und eine Zeit um 32 Sekunden wäre schon ein großer Erfolg für mich“, sagte Harry Geier und spekuliert dafür mit einer Medaille über 400 Meter.

Mögliches Endergebnis:

1.  Karl-Heinz Buss(LAV Uerdingen)
2. Hans-Joachim Lange (LG Hamburg)
3. Hans-Jürgen Gaspar (Wiesbaden)

Nachdem er aus Melsunger Sicht am Samstag als letzter Starter die Wettbewerbe abschließt, muss er am nächsten Tag als Erster ran. Am Sonntagmorgen werden nämlich die Wettkämpfe um 10 Uhr mit dem 400 Meter-Finale der M75 fortgesetzt. Harry Geier ließ sich aus taktischen Gründen mit seiner Vorjahresbestzeit von 71,32 Sekunden melden. Er steht damit in der Meldeliste ganz oben und geht mit der schnellsten Zeit als Favorit ins Rennen über zwei Hallenrunden.  Diese 71,32 Sekunden erzielte er bei seinem Vorjahresmeisterlauf in Minden, wo er auf der Zielgeraden in einem tollen Finish den wenige Tage danach verstorbenen Horst Schrader unter dem Beifall der Zuschauer niederringen konnte. Doch davon ist der 76-jährige Melsunger im Augenblick weit entfernt. Bei den Landes- Hallenmeisterschaften in Stadtallendorf blieb die elektronische Uhr nach einem Alleingang bei 77,23 Sekunden stehen.  Harry Geier muss auf jeden Fall fast drei Sekunden zulegen, um ein Wort bei der Meisterschaftsvergabe mitreden zu können. Mit Karl-Heinz Buss vom LAV Bayer Uerdingen/Dormagen, der in diesem Jahr zum ersten Mal in der Altersklasse M75 startberechtigt ist, wartet ein heißer Titelanwärter.  Bei den  Landesmeisterschaften in Düsseldorf lief er als Sieger 75,35 Sekunden. Auch der Hamburger Dr. Horst Hufnagel sollte in der Lage sein, die beiden Hallenrunden unter 75 Sekunden zurückzulegen.

Mögliches Endergebnis:
1.  Karl-Heinz Buss (LAV Uerdingen)
2. Harry  Geier (MT Melsungen)
3. Dr. Horst Hufnagel (LG Hamburg)

Eine halbe Stunde nach der Zielankunft von Harry Geier werden die Senioren Winterwurfmeisterschaften im Steigerwaldstadion mit dem Diskuswerfen der W70 fortgesetzt. Hella Böker, die im Training mit einer immer noch guten Technik Weiten um 25 Meter erzielen konnte, meldet ihre Ansprüche auch auf den Diskustitel an und könnte in Erfurt auch diesem Wettbewerb ihren Stempel aufdrücken. Wenn nicht Karin Illgen wäre, die ihr im Vorjahr den Titel vor der Nase wegschnappte. Die Bronzemedaillengewinnerin bei der EM 1969 in Athen wurde mit 27,78 Meter gemeldet und wird dementsprechend einen starken Widerstand leisten. Aber vorerst tappt man beim Meisterschaftstipp dieser erfolgreichen Athletin aus Leipzig noch im Dunkeln, denn niemand weiß, was sie wirklich kann. Die Bronzemedaille wird sich die Hammerwurfspezialistin Gudrun Mellmann (Hamburg) sichern, die mit einer Jahresbestweite von 22,34 Meter anreist.

Mögliches Endergebnis:
1.  Hella  Böker (MT Melsungen)
2. Karin Illgen (LAZ Leipzig)
3.  Gudrun Mellmann (SV Lurup Hamburg)

Nach der Siegerehrung im Diskuswerfen werden Hella Böker und Gudrun Mellmann erneut aufeinander treffen. Bei diesem zweiten Duell am Sonntagmorgen wird die beste deutsche Hammerwerferin in der W70 ermittelt. Und auch bei diesem vierten und somit letzten Wettbewerb können die Konkurrentinnen nur den Titel einer deutschen Seniorenmeisterin gewinnen, wenn sie Hella Böker bezwingen. Dass die Melsunger Ausnahmeathletin, die seit drei Jahren wieder für die MT Melsungen startet,  eine Meisterschafts-werferin ist, zeigte sie bei den beiden letzten deutschen Meisterschaften in Kevealer und Minden, wo sie sich souverän durchsetzen konnte. Auch bei den Winterwurfmeisterschaften am 13. Februar 2011 in Erfurt sicherte sich Hella Böker nach einem spannenden Wettkampf mit 33,86 Meter gegen Gudrun Mellmann (33,25 Meter) den nationalen Titel.  Warum sollte es dieses Mal nicht wieder so sein? Den dritten Platz belegte damals Irma Kirchhofs aus Borken mit 29,92 Meter, die auch dieses Mal den Bronzerang anstrebt. (ajw)

Mögliches Endergebnis:

1.  Hella  Böker (MT Melsungen)
2. Gudrun Mellmann (SV Lurup Hamburg)
3.  Irma Kirchhofs (Borken)