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Große Leistungsschau der MT-Senioren in Erfurt

Am zweiten Tag siegten Harry Geier über 400 m und Hella Böker im Diskuswerfen

Erfurt/Melsungen. Auch am zweiten Tag der deutschen Hallen- und Winterwurfmeisterschaften gab es eine große Leistungsschau der Senioren-Leichtathleten in Erfurt. Nach den beiden Siegen von Hella Böker am ersten Wettkampftag, setzten Harry Geier und die deutsche Doppelmeisterin auch am zweiten Tag die MT-Erfolgsstory fort.

Harry Geier hatte am ersten Wettkampftag auf den 200m-Lauf verzichtet. Ein Doppelstart über 200 und 400 Meter wäre zwar möglich gewesen, aber der Melsunger Viertelmeiler widmete sich in Erfurt nur der 400m-Strecke.  Er wollte seine  Kräfte für den Sonntag sparen und im 400m-Finale alles geben.  Im Nachhinein muss man sagen, dass er alles richtig gemacht hatte, denn seine Rechnung ging auf.  Und es scheint, dass bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften über 400 Meter der M75 kein Weg an dem Melsunger 400m-Spezialisten vorbei geht.

Als am Sonntagmorgen um 10 Uhr der erste von zwei Finalläufen über die beiden Hallenrunden gestartet wurde, lief Harry Geier die erste Runde auf der Außenbahn.  Unmittelbar hinter ihm startete der Meisterschaftsfavorit Karl-Heinz Buss aus Dormagen, der bei den Landesmeisterschaften als Sieger die deutsche Jahreshallenbestzeit von 75,32 Sekunden erzielt hatte. Aber Buss machte am ersten Tag nicht den besten Eindruck. Er gewann zwar seinen Zeitendlauf in 32,00 Sekunden, aber am Ende reichte es nur für die Bronzemedaille. Den zweiten Platz holte sich Dr. Horst Hufnagel aus Hamburg mit 31,57 Sekunden.  Und zwischen diesen beiden und Harry Geier musste die Entscheidung im 400m-Lauf der M75 fallen.  Während Geier und Buss im ersten Lauf unmittelbar aufeinandertrafen, wurde Dr. Hufnagel für den zweiten Finallauf ausgelost.

Nach einem guten Start fand der Melsunger Juwelier sofort seinen Laufrhythmus und lief enorm schnell an.  Buss wollte bereits  nach der ersten Kurve zu Harry Geier aufschließen, aber er musste neidlos anerkennen, dass Geier seinen Vorsprung bei fast jedem Schritt weiter ausbaute. wurde.  Der Favorit resignierte und gab schließlich nach 150 Meter das Rennen auf.

Harry Geier erreichte nach 36,0 Sekunden die 200m-Zwischenmarke.  Bei den Landeshallenmeisterschaften in Stadtallendorf wurde er noch mit  38,8 Sekunden gestoppt.  Wer dachte, der deutsche Freiluftmeister von Minden würde Opfer seines hohen Tempos werden, sah sich getäuscht.  Mit großen, gleichmäßigen Schritten drehte er auch seine zweite Runde. Als die elektronische Uhr bei 72,18 Sekunden stehen blieb,  wusste jeder in der Halle, was diese Zeit für einen fast 77 Jahre alten Mann bedeutet:  Absolute Weltklasse.

Nach dem Rennen bedauerte Harry Geier die Aufgabe von Karl-Heinz Buss. Aber er meinte auch augenzwinkernd:  „Ich hätte heute Karl-Heinz geschlagen und erklärte seine Taktik:  „Ich wollte auf jeden Fall nach der ersten Runde vorne sein.“  Dies gelang ihm sehr eindrucksvoll –  nicht nur nach der ersten Runde, auch am Ende war er als Erster seines Laufes im Ziel.   Jetzt hieß es nur noch warten, bis Dr. Hufnagel im Ziel war.  Aber der Hamburger schien von Geiers Zeit regelrecht geschockt zu sein, denn er lief viel zu langsam an und sicherte sich am Ende mit 77,52 Sekunden die Silbermedaille.

Erfurt scheint ein gutes Pflaster für den Melsunger zu sein, denn vor sechs Jahren gewann er in der Landeshauptstadt von Thüringen in der M70 mit 69,00 Sekunden seinen ersten nationalen Hallentitel und konnte einen Monat später in Linz sogar Hallenweltmeister mit 66,95 Sekunden auf dieser Strecke werden.  Im Juli sicherte er sich dann in Posen (Polen) den Titel eines Europameisters mit 64,47 Sekunden.

Der neue deutsche Senioren-Hallenmeister betonte, dass er den Schwerpunkt in der Freiluftsaison auf die 400m-Strecke legen wird. Was aber nicht heißen soll, dass die 200 Meter für den erfolgreichen Senior in der Versenkung verschwinden. Und auch die 100 Meter wird er im Sommer bei kleineren Sportfesten immer wieder in seine Repertoire aufnehmen.  „Ein guter 400m-Läufer muss auch schnell sein über 100, vor allem aber auch über 200 Meter“, sagte er und verschwand in der Kabine.

Wenige Minuten später holte sich Hella Böker ihren dritten Titel bei diesen Meisterschaften.  Beflügelt durch die guten Leistungen im Speerwerfen und Kugelstoßen, begann sie im Diskuswerfen mit 25,20 m und ließ im zweiten Durchgang 26,45 Meter folgen.  Wie überlegen sie war, kann man daran erkennen, dass ihr sechstbester Wurf von 24,59 m noch weiter war als der von Silbermedaillengewinnerin Karin Illgen, die auf 24,26 Meter kam.  Gudrun Mellmann aus Hamburg belegte mit 24,00 Meter den dritten Platz. (ajw)

Da das Diskuswerfen sich etwas hinauszögerte und der Zeitplan sehr eng gestrickt war, kamen die Werferinnen zur Entscheidung im Hammerwerfen fast zu spät.  So konnte sich Hella Böker nicht mehr einwerfen und machte noch das beste aus der Sache.  Sie begann mit 28,93 Meter und lag nach dem ersten Durchgang hinter der erstaunlich starken Irma Kirchhofs aus Borken, die ihren Wettkampf mit 29,39 Meter eröffnete.   Als die dreifache deutsche Meiserin sich im zweiten Durchgang auf 29,97 m steigerte, konterte Irma Kirchhofs mit 30,22 Meter.  An der Spitze lag Gudrun Mellmann uangefochten  mit 33,48 Meter. Erst im fünften Durchgang gelang es Hella Böker, die Leistung von Irma Kirchhofs zu überbieten.  Da sich auch die Seniorin aus Borken nicht mehr verbessern konnte, stand das Ergebnis fest:  Die Goldmedaille ging verdient an Gudrun Mellmann mit 34,48 Meter; Hella Böker holte sich mit 30,58 Meter Silber und nur mit 36 Zentimeter Rückstand sicherte sich Irma Kirchhofs den dritten Platz.

Nach diesem Meisterschaftswochenende der Senioren unterm Hallendach und den Winterwurfmeisterschaften galt es kurz inne zu halten und Bilanz zu ziehen. Es waren gute Titelkämpfe und für die beiden Melsunger Vertreter erfolgreiche.  Die Nordhessen gewann insgesamt zehn nationale Titel, wovon allein vier Meisterschaften nach Melsungen gingen.  Hella Böker konnte ihre nationale Titelsammlung auf 35 deutsche Meisterschaften ausbauen, und Harry Geier war auf die Minute top-fit und triumphierte erneut auf seiner Spezialstrecke. Die Freiluftsaison kann auch für die MT-Senioren kommen. (ajw)