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Erinnerung an jüdisches Leben in Spangenberg

Initiative „Stolpersteine“ trifft sich wieder

Spangenberg. Die im November 2006 in Spangenberg gegründete Bürgerinitiative „Stolpersteine“ will ihre begonnene Arbeit nun nach mehrjähriger Pause fortsetzen. 16 Stolpersteine sind durch den Berliner Künstler Gunther Demnig in zwei Verlegeaktionen im November 2007 und im April 2008 bereits verlegt worden. Sie erinnern durch schlichte in den Boden eingelassene Messingtäfelchen daran, dass Spangenberger Bürger jüdischen Glaubens zu den Opfern des Holocaust während der Zeit des Nationalsozialismus gehörten. Um die Resonanz auf die Aktionen nun vier Jahre später zu reflektieren und möglicherweise die noch ausstehende Verlegung von weiteren Steinen der Erinnerung in Gang zu setzen, trifft sich die Initiative am 19. April um 20 Uhr in Spangenberg im Stadtcafé. Eingeladen sind alle, die bisher in der Initiative mitgearbeitet haben, aber auch neue Interessenten sind herzlich willkommen.

Die Stolpersteine sollen den Opfern, die zum Schluss nur noch eine Nummer in der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie gewesen sind, wieder einen Namen und der Erinnerung an sie wieder einen Ort geben.  Das ist das zentrale Anliegen, das mit dem Verlegen der Steine verbunden ist bzw. war. Die meisten der während der NS-Zeit umgekommenen Juden haben viele Jahrzehnte in Spangenberg gelebt und das Leben in der Stadt mitgeprägt.

Die jüdische Gemeinde Spangenberg war ehemals eine der be­deutendsten der gesamten Region. Hier waren im Jahr 1930 noch 147 jü­dische Einwohner angemeldet, die nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten systematisch aus ihrer Heimat ver­trieben wur­den. Einigen gelang es, ins Ausland zu flüchten, die mei­sten suchten   vor  den  Hetzkampagnen  in  der Kleinstadt zunächst Schutz in der Anonymität der Großstädte. Für viele erfolgte von dort aus der Transport in die Konzentrations- und Vernichtungsla­ger. Als Anfang 1940 die letzten Bürger jüdischen Glau­bens den Ort in Richtung Kassel verließen, konnten die Nationalso­zialisten stolz verkünden, dass Spangenberg nun „judenfrei“ sei. Damit war die Jahrhun­derte lange Tradition der jüdischen Gemeinde für immer been­det, denn kein Jude kehrte 1945 nach Spangenberg zu­rück.

In den Jahren 2006 bis 2008 hatte das Stolperstein-Projekt, das durch die beiden Autoren des Buches „Sie werden immer weniger!“, Jechiel Ogdan und Dr. Dieter Vaupel angeregt wurde, zu intensiven Diskussionen in der Spangenberger Bevölkerung und in den politischen Gremien geführt. Damit das Projekt überhaupt umgesetzt werden konnte, mussten Einverständniserklärungen der heutigen Hausbesitzer zum Verlegen der Steine eingeholt werden. Das hatte die Stadtverordnetenversammlung schließlich zur Auflage gemacht. Dass dies so ein schwieriges Unterfangen würde, hätten die rund 25 Aktiven der Bürgerinitiative damals zunächst nicht vermutet. In Gesprächen mit den Hausbesitzern, sowie auch anderen Bürgern, traf man immer wieder auf unterschiedlich begründete Vorbehalte gegen die Stolpersteine.

Auf der anderen Seite gab es viel Unterstützung und auch bei der Verlegung selbst ein sehr großes öffentliches Interesse. Man hofft jetzt, nachdem auch weitere Städte im Schwalm-Eder-Kreis Stolpersteine mit viel positiver Resonanz – etwa Melsungen und Gudensberg – verlegt haben, dass man die Aktion in Spangenberg fortsetzen kann. Noch steht die Verlegung von 14 Steinen aus. Spenden dafür sind in ausreichender Höhe auf dem Konto der Initiative eingegangen. (red)



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