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MT Melsungen fordert TBV Lemgo heraus

Kassel/Melsungen. Der “goldene März” ist zwar passé, aber der April hat nun auch schon wieder vielversprechend für Handball-Bundesligist MT Melsungen begonnen. Mit dem Last-Minute-Sieg im Kampfspiel am Mittwoch gegen den TV Großwallstadt hat die Mannschaft von Michael Roth ihre gute Serie fortgesetzt. Aus den letzten sechs Begegnungen wurden 8:4 Punkte geholt. Und nun kommt der TBV Lemgo. Anwurf in der Kasseler Rothenbach-Halle am Sonntag, 15. April, ist um 17.30 Uhr. Ausreichend Tickets sind auch am Spieltag noch an der ab 16 Uhr geöffneten Hallenkasse erhältlich.

Acht von zwölf möglichen Punkten in den Spielen von März bis jetzt, das hat die MT dem Gast TBV Lemgo eindeutig voraus. Die Ostwestfalen bilanzieren nämlich im gleichen Zeitraum “nur” fünf von zwölf Zählern. Dennoch liegt das Team von Trainer Dirk Beuchler einen Tabellenplatz vor der MT und weist vier Punkte mehr auf, bei einem Spiel weniger. So gesehen herrschen immer noch hierarchische Kräfteverhältnisse zwischen dem Bundesliga-Urgestein und der erst seit 2005 im Oberhaus aktiven MT Melsungen.

Doch wer hätte gedacht, dass sich die Nordhessen nach ihrer “Herbstdepression” und dem Abrutschen in die abstiegsgefährdete Zone im neue Jahr schnell wieder aufrappeln würden? Nach den jüngsten Erfolgen haben sich die Roth-Schützlinge gar auf Platz acht vorgekämpft. Deshalb darf man auch getrost einen gestandenen Gegner wie den TBV Lemgo mit breiter Brust empfangen und herausfordern.

Da die beiden Kontrahenten derzeit in der Tabelle eng beieinander liegen, lautet die Frage am Sonntag zwangsläufig: Welches Team hat die stärkere Tagesform? Die wiederum wird nicht zuletzt davon abhängen, wer das Match des vergangenen Mittwochspieltages besser verdaut hat. Der TBV Lemgo, der dem haushohen Favoriten THW Kiel eine Dreiviertelstunde lang das Leben äußerst schwer machte, am Ende aber doch mit 25:31 das Nachsehen hatte? Oder die MT, die sich 50 Minuten lang gegen Großwallstadt mühte und in der Schlussphase nochmal richtig explodieren musste, um den 24:23- Sieg einzufahren?

“Das war ein echter Kraftakt”, bekannte Michael Roth am Mittwochabend in der Pressekonferenz, “und es tut natürlich gut, wenn man dafür dann auch belohnt wird”. Regelrecht ins Schwärmen geriet der MT-Coach, als er auf die kämpferischen Qualitäten seiner Schützlinge zu sprechen kam. “Wir haben vor allem in der Abwehr sehr gut gestanden und hier den Grundstein gelegt. Und wenn man die Schlussphase mit 4:0 Toren für sich entscheidet, kann der Sieg nicht ganz unverdient gewesen sein”.

Am Sonntag indes bekommt es die MT mit einem anderen Kaliber zu tun. Das Gerüst des TBV Lemgo besteht ausnahmslos aus international erfahrenen Akteuren, angeführt vom 223-fachen Ex-Nationalspieler Florian Kehrmann. Im Tor stehen der aktuelle Nationalkeeper Carsten Lichtlein und sein Kollege aus der B-Auswahl, Nils Dresrüsse, am Kreis wirbeln die ebenfalls im DHB-Kader stehenden Christoph Theuerkauf und Sebastian Preiß. Die Rückraumachse wird u.a. gebildet von Mait Patrail, mit 85 Treffern zweitbester Torschütze des TBV nach Theuerkauf, DHB-Spielmacher Martin Strobel und Rolf Herrmann.

Der TBV wird in Kassel auftrumpfen wollen, ja müssen, um sich noch die Chance auf einen Startplatz in einem der Europapokalwettbewerbe zu erhalten – auch wenn das laut Lemgoer Lokalpresse derzeit überhaupt kein Thema bei den Blauweissen sei.

Die Duelle zwischen der MT und dem TBV versprechen stehts einen hohen Unterhaltungswert mit einem gewissen Spannungsfaktor. Denn oftmals wurden die bisherigen Vergleiche erst in der Schlussphase entschieden. 13 mal standen sich die beiden Kontrahenten im Handball-Oberhaus gegenüber, neun Spiele gewann Lemgo, vier die MT Melsungen. Der letzte Sieg der Nordhessen datiert aus dem Jahr 2010. Am 27. Dezember wurden die Ostwestfalen mit 33:27 auf die Heimreise geschickt.

Um das zu wiederholen, muss sich das Roth-Team heute mächtig strecken. Schon gegen Großwallstadt hätte man einen Nenad Vuckovic sehr gut gebrauchen können. Aber der Kapitän muss wegen eines Muskelfaserrisses im Brustbereich höchstwahrscheinlich auch am Sonntag wieder passen. Die Verletzung zog sich der MT-Spielmacher übrigens bei seinem Einsatz im serbischen Nationalteam zu, mit dem er über Ostern erfolgreich die Olympiaqualifikation bestritten hat.

“Wir müssen schon sehr konzentriert sein und unsere Chancen nutzen”, weiß Michael Roth um die Schwere der Aufgabe gegen Lemgo. Vor allem aber fordert er wieder bedingungslosen Einsatz in der Defensive. Und da hat sich zuletzt gegen Großwallstadt z.B. das Mitwirken des genesenen Anton Mansson genauso positiv ausgewirkt, wie die kompromisslose Arbeit von Alin Florin Sania.

Wenn die Hintermannschaft steht, kann sich der Angriff daran aufbauen. Allein auf diese Weisheit verlassen will sich die MT gegen Lemgo nicht. Denn auch in der Offensive bedarf es noch einer geörigen Steigerung gegenüber dem Großwallstadt-Spiel. Und damit ist nicht nur das nötige Glück bei den Siebenmeterwürfen gemeint. Denn eines dürfte unbestritten sein: Gegen Lemgo wird die phänomenale Wurfkraft eines Alexandros Vasilakis (acht Feldtore) allein nicht ausreichen, um den Tabellensiebten in die Knie zu zwingen. (Bernd Kaiser)

Schiedsrichter in Kassel:
Christian Moles (Heddesheim) / Lutz Pittner (Hemsbach); Spielaufsicht: DHB Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß.