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Hella Böker siegt beim Werfer-Fünfkampf in Borken

Melsungen/Borken. Hella Böker (MT 1861 Melsungen), die deutsche Rekordhalterin im Werfer-Fünfkampf der W70, besiegte beim traditionellen Werfer-Mehrkampf im Borkener Blumenhain-Stadion die Lokalmatadorin Irma Kirchhofs (Tuspo Borken) um mehr als 1100 Punkte und demonstrierte sehr eindrucksvoll ihre Vielseitigkeit in den fünf Wurfübungen, die sich aus  Hammerwerfen, Kugelstoßen, Diskus-, Speer- sowie Gewichtwerfen zusammensetzen. Der mehrfachen Senioren Welt- und Europameisterin, die erst vor fünf Tagen von den 5. Senioren-Hallenweltmeisterschaften aus Finnland nach Nordhessen zurückgekehrt war, wo sie dreimal Silber und zweimal Bronze gewinnen konnte, merkte man die Strapazen ihrer erfolgreichen WM noch deutlich an.

Die 35-fache deutsche Seniorenmeistein begann im Hammerwerfen mit 30,21 Meter und sicherte sich damit 1109 Punkte. Mit dieser Weite, nur 21 Zentimeter hinter ihrer Leistung von Jyväskylä zurück, blieb sie fast drei Meter vor Irma Kirchhofs, die auf 27,30 Meter kam und bereits nach dem ersten Wettbewerb 125 Punkte Rückstand auf Hella Böker hatte.

Im Kugelstoßen blieb die vielseitige MT-Athletin mit 9,09 Meter (987 Punkte) nur 16 Zentimeter hinter ihrer Leistung von Finnland zurück, die ihr am Schlusstag die Bronzemedaille einbrachte. Mit 2096 Punkten baute sie ihre Führung weiter aus, weil Irma Kirchhofs nur auf 6,85 Meter kam und dafür mit 708 Punkten „belohnt“ wurde.

Im Diskuswerfen, der als dritter Wettbewerb in der Vielseitigkeitsprüfung der Werfer-Mehrkämpfer auf dem Plan stand, ließ die MT-Sportlerin der Jahre 2010 und 2011 die 1-kg-Scheibe auf 25,79 Meter segeln. Irma Kirchhofs blieb über sieben Meter zurück, denn ihr weitester Wurf wurde nur mit 17,42 Meter gemessen. Hella Böker hatte nach drei Wettbewerben mit 3007 Punkten die anvisierte 3000-Punkte-Grenze zwar nur knapp überschritten, aber sie hatte damit fast 800 Punkte Vorsprung.

Bei der Senioren-WM in Finnland hatte Hella Böker den 400-Gramm schweren Speer als Vize-Weltmeisterin 28,55 Meter geworfen. Sie übertraf mit 26,67 Meter um fast zwei Meter ihre Diskuswurfleistung, für die sie mit der Silbermedaille geehrt wurde.  In Borken blieb sie erwartungsgemäß  hinter dem großartigen WM-Ergebnis zurück. Sie erreichte aber mit 25,16 Meter eine Diskusweite, mit der sie bei den deutschen Seniorenmeisterschaften in Erfurt den Titel gewinnen könnte. So  hatte sie nach vier Übungen 3857 Punkte auf ihrem Konto und lag vor dem abschließenden Gewichtwerfen  uneinholbar vor Irma Kirchhofs, die 1078 Punkte Rückstand hatte.

Allerdings zeigte sich die WM-Dritte im Gewichtwerfen als schlechte Verliererin und sorgte damit für eine lang anhaltende Diskussion und eine Fehlentscheidung. Hella Böker begann das Gewichtwerfen mit einem ungültigen Wurf und ließ im zweiten Durchgang 10,66 Meter folgen. Anscheinend fühlte sich Irma Kirchhofs, die in der Zwischenzeit mit 11,07 Meter in Führung gegangen war, bereits als Siegerin. Doch sie hatte die Rechnung ohne ihre Dauerkonkurrentin Hella Böker gemacht, die schon häufig ihre ganze Routine in den letzten Versuch legte. Mit ihrem letzten Wurf kam die Athletin aus Fuldabrück auf 11,39 Meter und erzielte damit auch im fünften Wettbewerb eine bessere Leistungen als Irma Kirchhofs. Als der Kampfrichter dieses Leistung vom Bandmaß ablas und sie der Schriftführerin zurief, kam es zu einem akustischen Problem. Auf Anfrage wurde der Schriftführerin diese Leistung bestätigt, die in das Wettkampfprotokoll eingetragen wurde.

Auf der offiziellen Ergebnisliste, die man einige Zeit nach dem Wettkampfende aushängte und damit veröffentlichte,  wurde Hella Böker mit der deutschen Jahresbestleistung von 4765 Punkten auf Platz eins geführt.  Nachdem sich Irma Kirchhofs beschwert hatte, sie hätte als einzige Athletin in dieser Altersklasse mit dem Gewicht über die 11 Meter-Marke geworfen, wurde der dritte Wurf von Hella Böker annulliert, ohne die  integre und faire Sportlerin aus Fuldatal anzuhören. So wurde sie mit ihrem zweiten Wurf von 10,66 Meter geführt. Diese nicht nachzuvollziehende Entscheidung war natürlich unrichtig. Man hätte Hella Böker zumindest einen Zusatzwurf anbieten oder alternativ das in der Wettkampfliste eingetragene Ergebnis bestätigen müssen. Aber beides wurde versäumt und dem Einspruch der Konkurrentin stattgegeben. In einer geänderten Liste und in der Rubrik „Ergebnisse“  des Hessischen Leichtathletik Verbandes wurde Hella Böker „nur“ mit 4698 Punkte geführt. „Das ist ein eklatanter Verstoß gegen Regel 146 IWB“, sagte Alwin J. Wagner, als er von diesem Vorfall erfuhr. Denn ein Einspruch, der sich gegen das Ergebnis richtet, ist unverzüglich, spätestens aber 30 Minuten nach der offiziellen Bekanntgabe des Wettkampfergebnisses beim Schiedsrichter schriftlich einzulegen. Dabei sind 80 Euro an Gebühr zu zahlen. Der Schiedsrichter hat dann in erster Instanz zu entscheiden. Weist er den Einspruch zurück, hat er dies schriftlich festzuhalten. Alles das wurde in Borken versäumt.

Am Montagnachmittag – zwei Tage nach dem Borkener Wettkampf –  mailte der Veranstaltungsleiter Manfred Heinz aus Borken der Siegerin Hella Böker, dass er nicht an ihrer Weite von 11,39 Meter zweifele und die Ergebnisliste auf das ursprüngliche Resultat von 11,39 Meter ändern würde.

Somit gewann Hella Böker diesen Werfer-Mehrkampf von Borken mit 4765 Punkten und hofft, dass ihr Ergebnis auch in den offiziellen Listen korrigiert wird. (ajw)