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MT: Grandiose Aufholjagd blieb unbelohnt

Kassel/Melsungen. Zum zweiten Mal innerhalb von nur vier Tagen spielte sich in der Kasseler Rothenbach-Halle ein echter Handball-Krimi ab. Doch anders als beim Last-Minute-Sieg gegen Großwallstadt am Mittwoch unterlag die MT Melsungen am Sonntag dem TBV Lemgo nach großartigem Kampf hauchdünn mit 28:29 (16:22). Standig ovations der diesmal 2.566 Zuschauer gab es trotzdem. In der Anfangsviertelstunde war die Partie von einem wahren Angriffswirbel geprägt. Die Tore fielen auf beiden Seiten nahezuh im im Halbminutentakt. Nach dem 0:1 durch Lemgos Bechtloff egalisierte Melsungens Vasilakis. Nach knapp 15 Minuten besorgte der gleiche Spieler bereits mit seinem vierten Treffer den 10:10-Ausgleich.

Doch mit dem folgenden Tor durch Strobel nahm die Partie einen neuen Verlauf. Noch machtlos beim 10:10 durch Alexandros Vasilakis, parierte Carsten Lichtlein gleich den nächsten Versuch des Griechen. Und ermöglichte Jens Bechtloff, dem neben Martin Strobel und Sebastian Preiß auffälligsten Lemgoer vor der Pause, mit dessen 10:12 (16.) die erste 2-Tore-Führung der Partie. Weil in der Folge auch Sanikis und Fahlgren ihre Würfe nicht unterbringen konnten, der TBV aber weiter fehlerfrei abschloss, wuchs der Rückstand trotz zwischenzeitlich genommener Auszeit von Michael Roth auf 11:16 (20.) an.

Fahlgren bekam zeitgleich mit einer Strafe gegen Anton Mansson eine Pause, Michael Schweikardt fügte sich in Unterzahl mit einem ansatzlosen Wurf durch die Deckung ins lange Eck gleich gut ein. Zu mehr kam es aber nicht. Weil erst Michael Allendorf ein angeblicher technischer Fehler angekreidet wurde, und Schweikardt anschließend nach einem einfachen Zusammenprall mit Sebastian Preiß zur Überraschung aller für zwei Minuten zum Zuschauer gemacht wurde. Da passte es ins Bild, das erst Alex Vasilakis im Gegenstoß an Lichtleins Fußspitze scheiterte, und Anton Mansson im darauf folgenden Angriff das Leder frei am Kreis stehend nicht unter Kontrolle bringen konnte. Bis auf maximal sieben Tore (14:21, 28.) zogen die Gäste davon und sahen zur Pause beim 16:22 bereits wie die sicheren Sieger aus.

Eine völlig veränderte MT Melsungen kam aus der Kabine zurück. Nach „der lautesten Halbzeitansprache seit ich in Melsungen bin“ (Trainer Michael Roth). Patrik Fahlgren pflückte sich den Ball aus dem ersten Lemgoer Angriff heraus. Den direkten Gegenstoßtreffer konnte der TBV noch verhindern. Doch gegen den Sanikis-Pass auf Felix Danner war nichts zu machen, ebenso wie Lichtlein gegen den Abschluss des Kreisläufers machtlos war. Der nächste Ballgewinn gelang Michael Allendorf, der nach einer Abwehrumstellung die Spitze der 5:1-Formation übernahm. Diesmal zwar leider ohne zählbaren Erfolg, aber Melsungen war sichtbar zurück im Spiel.

Die Begegnung glich nun mehr einem zähen Ringen denn einem Offensivfeuerwerk wie noch zu Beginn. Ohne dabei jedoch zu verflachen oder uninteressant zu werden. Wie sich Lichtlein schon vor dem Wechsel gesteigert hatte, so zog auch längst für Sandström eingewechselte Mario Kelentric nach. Strobel und Preiß scheiterten nacheinander am Kroaten, der sich jetzt endlich auch auf seine Vorderleute verlassen konnte. Mehr als neun Minuten dauerte es, bis Mait Patrail den ersten Gästetreffer nach dem Seitenwechsel zum 18:23 erzielen konnte.

Auch die Nordhessen bekamen ihre Erfolge nicht geschenkt. Durften aber immerhin öfter jubeln als ihre Widersacher. Weil einmal mehr Alex Vasilakis in den entscheidenden Momenten traf. Dreimal allein bis zum 22:24 in der 46. Minute. Der Löwenanteil der Arbeit wurde dennoch hinten geleistet. Inzwischen mit Chris Zufelde auf der vorgezogenen Position, der National-Regisseur Martin Strobel voll im Griff hatte und fast zum Statisten degradierte. Ganze zwei Tore hatten die vor der Pause so treffsicheren Lipperländer bis dahin im zweiten Durchgang zustande gebracht.

Eine Zeitstrafe gegen Sebastian Preiß nach Textilvergehen an Felix Danner bescherte dem Lemgoer eine Strafzeit, der MT dagegen den Anschluss. Erst per Siebenmeter durch Schweikardt, dann nach toller Kelentric-Parade gegen Patrik Johansson durch Savas Karipidis: 24:25, und noch genau zehn Minuten auf der Uhr. Doch genau im falschen Moment riss der Konzentrationsfaden. Christoph Theuerkauf und Mait Patrail, unterstützt von Lichtlein mit einer Parade gegen Fahlgren, brachten ihre Farben wieder mit drei in Vorlage. Die Entscheidung? – Nein. Denn Einstellung und Moral stimmten bei den Bartenwetzern. Felix Danner schlug im Doppelpack zu (26:27).

Genau viereinhalb Minuten vor dem Ende explodierte die Rothenbach-Halle förmlich. Melsungens Youngster Zufelde krönte seine tolle Leistung mit dem Ausgleich zum 27:27. In Unterzahl, weil zuvor Savas Karipidis eine umstrittene Zeitstrafe kassiert hatte. Felix Danner hatte das Spielgerät erobert und auf Verdacht einfach nach vorn in den freien Raum gepasst. Und als anschließend Mario Kelentric gegen Florian Kehrmann von Rechtsaußen siegreich blieb, wurde es noch viel lauter. Denn die MT war plötzlich sogar auf dem Weg zur Führung.

Doch ausgerechnet im ohrenbetäubenden Jubel der zweieinhalbtausend Fans unterbrach das Kampfgericht das Spiel. Im Überschwang der Gefühle hatte niemand mehr auf die noch nicht abgelaufene Strafzeit von Karipidis geachtet – er wurde 28 Sekunden zu früh aufs Spielfeld beordert. Die Konsequenz: Karipidis und noch ein weiterer Spieler mussten auf die Bank, die MT agierte 28 Sekunden lang mit nur vier Feldspielern. Rolf Hermann nutzte die Gelegenheit zu zwei entscheidenden Treffern – 100 Sekunden vor dem Ende lag der TBV mit 29:27 in Front. Die Referees gewährten dem clever agierenden TBV lange Ballpassagen, währenddessen die MT die ablaufende Zeit nur noch zur Resultatsverbesserung (Zufelde) nutzen konnte. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Glückwunsch an Dirk Beuchler und sein Team. Wir haben nicht das getan, was wir tun wollten und angekündigt haben, sondern das Spiel in der ersten Halbzeit völlig verpennt. Haben das noch kompensiert bis zur 15. Minute mit effektivem Angriffsspiel. Aber man hat schon gesehen, dass die Abwehr keine Bindung hatte. Die Mannschaft war nicht heiß genug. Wir haben, obwohl wir schon eine 6:0 gespielt haben, zu viele Tore über den Kreis bekommen. 16 Tore zur Pause gemacht, das ist ok. Aber 22 gefangen, das hat schon fast Freundschaftsspiel-Charakter und funktioniert gar nicht. Durch Umstellungen in der Pause haben wir das Spiel fast noch drehen können. Dann passierte das, was nicht passieren darf: der Wechselfehler. Man kann das Spiel aber nicht daran festmachen, weil wir letztendlich die erste Hälfte komplett verschlafen haben. Und dann kann nicht eine Aktion allein die entscheidende sein. Insgesamt bin ich stinksauer, weil die Mannschaft eine riesengroße Chance verpasst hat. Die Moral hat jedoch gestimmt und dieses Spiel noch fast zu drehen zeigt, was für uns eigentlich möglich ist.

Dirk Beuchler: Ich glaube wir haben in der ersten Halbzeit fast perfekt gespielt. Am Anfang war fast jeder Wurf ein Treffer, deshalb der frühe Torwartwechsel. Mit der Umstellung auf die 6:0-Abwehr sind wir sehr gut ins Spiel gekommen und konnten ein paar Gegenstoßtore machen. Dass sich Melsungen nach unserer 6-Tore-Führung zur Pause etwas einfallen lässt war klar. Wir haben uns das Leben gegen die 5:1-Deckung dann selbst schwer gemacht. Die Chancen, die wir hatten, haben wir auch noch verworfen. So ist die MT durch Kampf und engagiertes Auftreten Tor um Tor herangekommen. Meine Mannschaft hat aber das ganze Spiel über geführt und damit denke ich, dass der Sieg nur gerecht ist.

Statistik

MT Melsungen: Sandström (2 P.), Kelentric (7 P.); Schöngarth, Mansson 1, Schweikardt 2/1, Fahlgren 3, Vasilakis 9, Hildebrandt, Danner 3, Sanikis 3, Karipidis 3/1, Zufelde 2, Allendorf 1, Dacevic, Sania.

TBV Lemgo: Lichtlein (10 P.), Dresrüsse (2 P.); Johansson 2, Smoler 1, Preiß 4, Bechtloff 6, Patrail 3, Theuerkauf 4/3, Kehrmann 2, Strobel 5, Hermann 2, Liniger, Lemke, Dietrich.

SR: Christian Moles (Heddesheim) / Lutz Pittner (Hemsbach)

Zeitstrafen: 10 – 6 (Mansson 21:14, Schweikardt 24:27, Danner 41:35, Karipidis 55:05, Hildebrand 56:38 – Dietrich 28:06, Preiß 33:13, Hermann 47:34)

Strafwürfe: 3/2 – 4/3 (Karipidis über das Tor, 34:55 Min.; Theuerkauf über das Tor, 40:49)

Zuschauer: 2.566 in der Rothenbach-Halle, Kassel



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