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Hessenderby: Es geht um mehr, als nur um Prestige

Wetzlar/Melsungen. Die sportliche Rivalität zwischen der MT Melsungen und der HSG Wetzlar währt schon viele Jahre. Vor den Duellen in der höchsten Spielklasse standen sich die beiden hessischen Aushängeschilder bereits zu Zweitligazeiten gegenüber. Der 29. Spieltag der TOYOTA Handball-Bundesliga beschert den beiden nun den 14. Vergleich im Handball-Oberhaus. Anwurf in der Wetzlarer Rittal-Arena ist am Samstag, 21. April, um 15 Uhr. Das Spiel ist live im Internet auf sport1.de zu sehen.

Es war ein herber Dämpfer – keine Frage – den die MT Melsungen am letzten Wochenende beim tragischen 28:29 in eigener Halle gegen den TBV Lemgo hinnehmen musste. Doch niemand im Lager der Rotweißen befürchtet einen daraus resultierenden “Langzeiteffekt”, der sich auch noch am Samstag in Wetzlar negativ bemerkbar machen könnte. “Das ist ein anderes Spiel und da wird sich die Mannschaft wieder neu konzentrieren”, ist sich Nenad Vuckovic sicher. Dabei werden seine Kollegen ohne ihn auskommen müssen. Der Mannschaftskapitän leidet noch an den Folgen einer Rippenmuskelverletzung. An einen Derbyeinsatz des Rückraumspielers ist also nicht zu denken. Ebenso zum Zuschauern verurteilt ist Michael Allendorf. Um so bitterer für den Linksaußen: Ihm bleibt ein Einsatz an seiner alten Wirkungsstätte gegen seine ehemaligen Kameraden verwehrt.

Ansonsten aber rechnet MT-Trainer Roth mit allen Spielern, die er auch zuletzt gegen Lemgo aufbieten konnte. Die Vorgabe gegen Wetzlar lautet: Bloß nicht wieder die erste Halbzeit verschlafen – besonders nicht in der Defensive! So hatten die MT-Recken in besagtem Spielabschnitt zwar 16 Tore erzielt, sich aber sage und schreibe  22 eingefangen. In Anbetracht der knappen Niederlage liegt also die Vermutung nahe, dass es bei etwas mehr Abwehreinsatz im ersten Durchgang durchaus zu einem Sieg gegen die Ostwestfalen gereicht hätte.

Klar, dass die MT nun diese Scharte im Hessenderby unbedingt auswetzen will. Wohlwissend, was sie in der Rittal-Arena erwartet. “Die HSG wird mit harter Gangart versuchen, zwei Punkte gegen uns zu holen. Die Mannschaft steht in Anbetracht ihrer momentanen Tabellensituation unter Druck. Wetzlar ist in Sachen Klassenerhalt noch nicht auf der sicheren Seite. Hinzu kommt die neue Motivation durch den neuen Trainer. Unter ihm wurde im letzten Heimspiel gegen Hannover ein wertvoller Sieg eingefahren. Auf all diese Dinge müssen wir uns am Samstag gut einstellen”, erklärt Michael Roth. Dabei fordert er von seinen Schützlingen mehr Aggressivität in der Deckung und ein hellwaches Auftreten von Beginn an. Der Anreiz, gegen Wetzlar sich richtig reinzuknien ist hoch: Mit einem Sieg könnte sich die MT den achten Tabellenplatz zurückholen. In diesem Derby geht es also um mehr, als nur um’s Prestige.

Roth’s Wetzlarer Berufskollege Kai Wandschneider, übrigens ein Bruder des früheren MT-Kreisläufers Kate Wandschneider, schätzt die Lage bei seinem Team nach dem Sieg gegen Hannover so ein: „Wir haben den Bock umgestoßen. Das wird die Verkrampfung lösen.“ Der Druck sei trotzdem bei seiner Mannschaft größer, „denn wir sind noch nicht durch“, wird der 52-jährige in der HNA zitiert. Wandschneider kennt die MT natürlich noch bestens aus seiner Tätigkeit beim DHC Rheinland, dem Nachfolgeclub vom TSV Dormagen. Den trainierte er bis letzte Saison, um sich danach eine Auszeit zu gönnen. Dann wurde in Wetzlar nach der Trennung von Gennadij Chalepo kurzfristig der Trainerposten frei, Wandschneider griff zu und coacht nun seit vier Wochen die Grünweißen. Die hatten vor ihrem Erfolg gegen Hannover sechs Niederlagen in Folge erlitten und waren so in die gefährliche Zone geraten. Derzeit belegt das Team um die früheren MT-Spieler Daniel Valo (aktuell bester Torschütze seines Teams) und Giorgios Chalkidis mit 20:34 Punkten Platz 12 und weist sieben Spieltage vor Saisonschluss fünf Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang auf. Im Derby gegen die MT wird lediglich Torwart Nikola Marinovic fehlen.

Die Derbybilanz spricht eindeutig für die Nordhessen. In den bislang 13 Vergleichen bleiben sie sieben Mal erfolgreich, während die Mittelhessen nur drei Siege erringen konnten. Die restlichen drei Spiele endeten remis. So wie das Hinspiel dieser Saison, als man sich in der Kasseler Rothenbach-Halle mit 30:30 trennte. (Bernd Kaiser)

Schiedsrichter in Wetzlar:
Andreas Pritschow / Marcus Pritschow (Leinfelden/Echterdingen); Spielaufsicht: DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß.