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Prächtiges Trippel von Henri Alter in Friedberg

Friedberg/Melsungen. Nach den bisherigen Überprüfungswettkämpfen in Eschwege, Kassel und Obersuhl für die anstehenden Regional- und Landesmeisterschaften hatten die MT-Leichtathleten bei der traditionellen Bahneröffnung in Friedberg Glück mit dem Wetter. Und so trug zum Gelingen dieser Veranstaltung neben dem teilweise hohen Leistungsniveau und den hervorragenden Anlagen vor allem auch „Petrus“ bei, der sich mit Temperaturen von fast 30 Grad von seiner besten Seite zeigte. In Friedberg, wo die Lauf- und Sprungwettbewerbe im Vordergrund standen, gab es fast in allen Altersklassen begeisternde und interessante Wettkämpfe. Der talentierte und vielseitige Henri Alter nutzte die Gunst der Stunde und demonstrierte mit drei Bestleistungen  seinen derzeit hohen Leistungsstand. Aber auch die beiden Siege von Celine Kühnert im Weitsprung der U20 und Karolin Siebert im 800 Meter-Lauf der U18 waren mehr als beeindruckend.

Zu Beginn der Veranstaltung setzte sich Henri Alter eindrucksvoll in Szene und sorgte im 100 Meter-Lauf bereits für einen Paukenschlag. Eine Woche nach seinem Saisonstart in Obersuhl, wo er im Sprint über 100 Meter in 13,20 Sekunden gestoppt wurde, steigerte er sich in Friedberg auf gute 12,44 Sekunden. Damit unterbot er seinen persönlichen Rekord, den er im Oktober 2011 in Lemgo aufgestellt hatte,  um über eine halbe Sekunde. Man merkte ihm schon am Start an, dass er „brannte“. Anschließend wollte er sich im Weitsprung ein Duell mit Felix Repp (LG Langgöns-Oberkleen) liefern. Aber dieser Zweikampf war bereits nach dem Vorkampf entschieden. Während der Melsunger beim Einspringen über sechs Meter sprang, fand er im ersten Durchgang nur sehr schwer in den Wettkampf hinein und landete – über 60 Zenitmeter verschenkend – nur bei 5,47 Meter.

Auch Felix Repp offenbarte in seinen ersten beiden Versuchen Anlaufschwierigkeiten, erreichte aber mit seinem zweiten Sprung  5,98 Meter. Diese Unsicherheit nutzte der Frankfurter Gianluca Puglisi mit 6,12 Meter und lag plötzlich unerwartet in Führung.

Als im dritten Durchgang der Mittelhesse großartige 6,66 Meter erreichte, war der Wettkampf entschieden. Diese Weite kann Henri Alter zurzeit nicht springen. Der Melsunger erzielte im vierten Durchgang mit 5,98 Meter seine zweite Bestleistung an diesem Tag und zeigte vor allem mit diesem Sprung, bei dem er wieder mehr als 30 Zentimeter verschenkt hatte, was er zu leisten vermag. Den letzten Sprung, der nach Ansicht der anwesenden Trainer weiter als 6,30 Meter war,  trat er nur hauchdünn über.

  Selbstbewusst nahm er eine Stunde später den Hochsprungwettkampf auf und stieg erst bei 1,60 Meter in den Wettbewerb ein. Diese Höhe bewältigte er wie die anschließenden 1,65 und 1,70 Meter mühelos im ersten Versuch. Auch die 1,73 Meter, drei Zentimeter über seiner Bestleistung, übersprang er ebenso im ersten Versuch wie die 1,76 Meter. Über seinen orthodoxen Sprungstil, Alter überquerte alle Höhen in der Sitzhaltung, staunte auch Günther Eisinger, Trainer von Ariane Friedrich. Bei einer guten Technik wären das heute schon 1,85 bis 1,90 Meter gewesen. So war für den vielseitigen Melsunger bei 1,79 Meter das Ende gekommen. Aber mit  seinen 1,76 Meter übersprang er als Zweiter dieses Wettkampfes nicht nur seine Körperhöhe um einen Zentimeter und verbesserte seinen Hochsprungrekord innerhalb von einer Woche um zwölf Zentimeter,  sondern er stellte an diesem Tag seine dritte Bestleistung auf.

In der U20 überzeugte Celine Kühnert mit ihrem unerwarteten Sieg im Weitsprung und einer guten Serie. Die 17-Jährige, die wegen ihrer beruflichen Ausbildung das Training stark reduzieren muss, begann mit 4,66 Meter, steigerte sich über 4,71 und 4,85 Meter und landete im fünften Durchgang bei 4,90 Meter. Im letzten Versuch kam sie mit 4,87 Meter noch einmal bis auf drei Zentimeter an ihren besten Sprung heran.  Damit siegte sie souverän vor Janine Wampula (TV Gelnhausen), deren weitester Sprung mit 4,66 Meter gemessen wurde. Zuvor blieb für sie im 100m-Lauf die elektronische Uhr bei 13,69 Sekunden stehen  –  nur 0,04 Sekunden über ihrer Bestleistung, die sie am 8. Oktober des Vorjahres in Lemgo aufgestellt hatte. Trotz ihres erheblichen Trainingsrückstandes steigerte sich Celine Kühnert im abschließenden Lauf über 200 Meter von bisher 30,92 Sekunden auf 29,09 Sekunden.

Den zweiten Tagessieg gegen die Konkurrenz aus der Rhein-Main-Region holte sich erwartungsgemäß Karolin Siebert im 800 Meter-Lauf der U18. Nachdem sie zum Auftakt über 100 Meter ihren sieben Tage alten Rekord von 13,79 auf 13,58 Sekunden verbessert hatte, spulte sie in Friedberg die beiden Stadionrunden bei fast 30 Grad eindrucksvoll ab. Im bewährten Stil zog die 15-Jährige mit lockeren, raumgreifenden Schritten davon und hatte nach 200 Metern bereits über 20 Meter Vorsprung. Nachdem sie die erste Runde in  70 Sekunden passiert hatte, ließ sie es lockerer angehen und beendete ihren Lauf nach 2:27,98 Minuten. Damit blieb sie ebenfalls unter der  Qualifikationszeit für die Landesmeisterschaften von 2:30 Minuten, die Anfang Juni in diesem Stadion ausgetragen werden. Bereits drei Tage vorher hatte Marie Wagner in Baunatal die 800 Meter in 2:27,96 Minuten zurückgelegt und damit die Pole-Position der U18 in der Bestenliste der Region Nord mit hauch dünnen Vorsprung verteidigt.

Stefanie Klein ging in Friedberg viermal an den Start und stellte dabei drei persönliche Bestzeiten auf. Leider musste die 16-Jährige, ebenfalls wie Karolin Siebert, ihren 100 Meter-Lauf wiederholen, da die elektronische Stoppuhr im ersten Sprint keine Zeiten festhielt.  Aber auch im zweiten Lauf über 100 Meter zeigte sie sich in einer guten Verfassung und unterbot ihre Bestzeit von 13,96 Sekunden um 0,19 Sekunden. Über 200 Meter lief sie mit 28,31 Sekunden zum ersten Mal eine Zeit unter 30 Sekunden und pulverisierte ihren bisherigen Rekord von 30,17 Sekunden um fast zwei Sekunden. Zwischendurch absolvierte sie drei Versuche im Weitsprung und kam mit  4,68 Meter in die Wertung.  Mit ihrem guten Sprung im dritten Durchgang, der allerdings über einen Fuß übergetreten war, demonstrierte sie eindrucksvoll ihre Sprungkraftfähigkeit.

Nach diesen drei Wettbewerben stand für Stefanie Klein noch der 400m-Lauf auf ihrem umfangreichen Wettkampfprogramm.  Obwohl sie schon schwere Beine hatte, lief sie mit 66,78 Sekunden eine ansprechende Zeit und belegte in ihrem ersten Lauf über die Stadionrunde den vierten Platz.

Gespannt war man auch auf die Zeiten von  Julia Klute. Die 15-Jährige verfehlte mit 14,62 Sekunden ihre 100 Meter-Bestzeit aus dem Vorjahr nur um 0,14 Sekunden und lief über 800 Meter 2:43,25 Minuten. Mit ihrer Zwischenzeit von 80 Sekunden für die erste Runde machte sie deutlich, dass sie immer besser in Form kommt. Auch Christian Schulz wird immer besser. Der A-Schüler steigerte sich im Sprint über 100 Meter von 14,00 Sekunden auf 13,45 Sekunden und imponierte anschließend in seinem ersten 300 Meter-Lauf. Mit guten 43,71 Sekunden kam er fast schon an die Vorjahresbestzeit von Jan Ullrich (43,17 Sekunden) heran. Allerdings blieb er im Diskuswerfen mit 25,40 Meter weit hinter den Erwartungen zurück. Dass er es kann, zeigte er beim Einwerfen, wo er die 1kg-Scheibe über die 30 Meter-Marke segeln ließ.

Raphael Strube aus Bischofferode, der seit Jahresbeginn für die MT Melsungen startet, hatte sich seinen Einstand im MT-Trikot bestimmt besser vorgestellt. Im Vorjahr hatte er nur wenige Wettkämpfe für den TSV Spangenberg bestritten, aber mit 12,64 Sekunden eine respektable Zeit über 100 Meter erzielt. In Friedberg verletzte er sich bereits beim Einspringen am Fuß und musste nach von 5,26 und 4,76 Meter den Weitsprungwettbewerb beenden. Über 100 Meter kam er auch nicht so richtig in den Lauf hinein, weil ihn die schnelle Reaktion von Henri Alter, der direkt neben ihm startete, irritierte. Der Spangenberger blieb mit 13,02 Sekunden über der 13-Sekunden-Grenze, ist aber immer noch ein Kandidat für die 4×100 Meter-Staffel der Melsunger U18-Auswahl, die am Sonntag bei den nordhessischen Meisterschaften an den Start gehen wird. (ajw)