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30. Gründungstag: Soziale Psychiatrie eine Generation weiter

Schwalmstadt. Fast eine ganze Woche lang feierte das Oikos Sozialzentrum den 30. Gründungstag des „Vereins zur Hilfe und Selbsthilfe psychisch Kranker e.V.“ Erster Höhepunkt der Festwoche war ein Festakt in der Schlosskirche Ziegenhain am Dienstagabend. Die vollbesetzte Kirche bot einen passenden Rahmen für die Feierlichkeiten. Petra Lauer, Geschäftsbereichsleiterin des Oikos Sozialzentrums im St. Elisabeth-Verein begrüßte die anwesenden Mitarbeiter, Klienten und Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Dekan Christian Wachter machte in seiner Andacht auf die gelebte Nächstenliebe in der Arbeit der Einrichtung deutlich. „Am Anfang stand die Idee, den Menschen ein Haus zu geben“, so der Dekan, „damit wird eine Aufgabe des Staates übernommen und die Diakonie betreibt damit gelebte Demokratie“. Auch das Leitmotto der Heiligen Elisabeth, Namensgeberin des heutigen Trägers, dem St. Elisabeth-Verein in Marburg, könne über die Arbeit des „Vereins zur Hilfe psychisch Kranker“ stehen: „Ihr sollt die Menschen glücklich machen“ hatte diese vor rund 800 Jahren ihren Mitmenschen mit auf den Weg gegeben.

Dies wurde auch in dem gemeinsam gesungenen Lied „Wenn das Brot das wir teilen“ verdeutlicht. Dabei kamen auch die musikalische Begleitung von Karina Neumann (Gesang) und Philipp Ditter (Klavier) nicht zu kurz. Die beiden boten zudem mit Vorträgen der Lieder „Liebe ist alles“ aus dem Elisabeth-Musical und dem „Ave Maria“ einen feierlichen musikalischen Rahmen.

Die Interessenvertretung von Oikos-Klienten machte in ihrem Beitrag deutlich, wie gut sie sich in der jetzigen Einrichtung betreut fühlen. „Ohne Oikos wäre ich in der Gosse gelandet“ berichtete eine der Betreuten.

Hildegard Kopejsko berichtete anschließend von den Anfängen des Vereins: „Im Jahre 1982 haben sich Mitarbeiter und Betreute der Hephata-Kliniken und interessierte Mitbürger auf den Weg gemacht, um psychisch kranke Menschen zu begleiten und ihnen eine neue Heimat zu geben“. Besonders stellte sie dabei die Arbeit der Gründungsmitglieder Dr. Karl-Peter Schimmel und Georg Dippel heraus.
Hans Werner Künkel, Vorstand des St. Elisabeth-Verein e.V. betonte, dass der Verein und Oikos als seine Nachfolgeeinrichtung in den vergangenen 30 Jahren immer wieder positive Akzente in der Arbeit mit psychisch Kranken gesetzt hat. Und er betonte zum Abschluss: „ Wir haben viel gemeinsam geschafft und uns auch für die kommenden Jahre haben wir uns noch viel vorgenommen.“

Sylvia Lanzendörfer, Ärztin und Leitern des sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes des Schwalm-Eder Kreises unterstrich, dass in den vergangen 30 Jahren viel Positives für die Menschen mit psychischen Erkranken erreicht wurde. Holger Heupel von der Hessischen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie sprach gar von Hilfen „eine Generation weiter“: „Wir haben in 30 Jahren eine Generation in der Entwicklung der Arbeit mit psychisch kranken erlebt, an deren positiven Entwicklung auch die Arbeit hier in Schwalmstadt Anteil hatte.“

Beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus, zu dem Petra Lauer eingeladen hatte, begegneten sich die Besucher bei Schwälmer Spezialitäten.

Bereits am Nachmittag gab es eine Vernissage mit Kunstwerken aus dem Bereich „Betreutes Wohnen junger Erwachsener“ im Haus Regenbogen in der Hessenallee (Schwalmstadt-Ziegenhain). Am Donnerstag stand dann ein „Tag der offenen Tür im Betreuten Wohnen in der Wierastraße in Treysa an, bevor die Festwoche schließlich am Freitag Abend mit einem Fest für die Mitarbeitenden in der Hessenallee ausklang. (ja)

Hintergrund: Oikos Sozialzentrum
Im Frühjahr 2012 jährt sich zum dreißigsten Mal die Gründung des „Vereins zur Hilfe und Selbsthilfe psychisch Kranker e.V.“, dem Vorläufer des Oikos Sozialzentrums in Schwalmstadt. 1982 nahmen Betroffene, Angehörige, Fachleute und Interessierte mit Unterstützung des Hessischen Diakoniezentrums Hephata die Arbeit auf, um die Nachsorge psychisch kranker Menschen nach stationären Aufenthalten zu verbessern. Aus dem frühen ehrenamtlichen Engagement bildeten sich schon bald professionelle Hilfestrukturen. So wurde eine Kontakt- und Beratungsstelle ins Leben gerufen, später kam die Einrichtung des Betreuten Wohnens und einer Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen hinzu. 1997 ging aus dem Verein die damalige Oikos gGmbh hervor, die im Jahre 2005 in den St.-Elisabeth-Verein e.V. Marburg eingegliedert wurde. Als Regionalzentrum eines der größten sozial-diakonischen Träger Hessens werden nun von der Hessenallee in Schwalmstadt-Ziegenhain aus die Hilfen im Schwalm-Eder-Kreis und umliegenden Kommunen gesteuert. Heute steht das Oikos Sozialzentrum für ein breites ambulantes und teilstationäres Betreuungsangebot der Sozialpsychiatrie, der Jugend- und Familienhilfe und der ambulanten Pflege, das ohne den Verein zur Hilfe und Selbsthilfe in Schwalmstadt so nicht denkbar gewesen wäre.

Mehr Informationen im Internet unter: www.oikos-sozialzentrum.de. Kontakt: Oikos Sozialzentrum, Hessenallee 12a, 34613 Schwalmstadt-Ziegenhain, Telefon (06691) 9635-0. (red)