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Gudensberger Delegation zu Gast in Jelcz-Laskowice

Jelcz-Laskowice/Gudensberg. Seit Oktober 2010 sind Jelcz-Laskowice in Polen und Gudensberg durch eine Städtepartnerschaft verbunden, seither konnten die Kontakte durch eine Reihe von Begegnungen gefestigt werden. Anfang Mai beging die 25 Kilometer südöstlich von Breslau gelegene Stadt ihr 25-jähriges Bestehen als Großgemeinde und hatte aus diesem Anlass Freunde und Partner zu den mehrtägigen Feierlichkeiten eingeladen. Eine Delegation aus Gudensberg, die vom Ersten Stadtrat Walter Berle angeführt wurde, nahm an den Festlichkeiten teil und überbrachte die Glückwunsche der Partnerstadt.

Kulturelle und sportliche Ereignisse umrankten das Festprogramm, das sich an Bürgerinnen und Bürger aller Generationen richtete. Den Auftakt bildete eine Theateraufführung des Schauspiels „Antigone in New York“, eine moderne Adaption des klassischen Stoffes von Sophokles. Zu Ausgestoßenen am Rande der amerikanischen Gesellschaft ließ der Autor des Stückes die Protagonisten werden, mit Vehemenz und Leidenschaft schlüpften Laiendarsteller auf der Freilichtbühne im Stadtpark in ihre Rollen.

Bereits für 9 Uhr am Morgen hatten Bürgermeister Kazimierz Putyra und Henryk Koch, der Vorsitzende des Stadtrates, zur festlichen Sitzung des Stadtrates eingeladen, die am 3. Mai, dem polnischen Verfassungstag, stattfand. In die Reihe der zahlreichen Gratulanten reihte sich Gudensbergs Erster Stadtrat Walter Berle ein, der die Glückwünsche des deutschen Partners und die besonderen Grüße des an der Teilnahme verhinderten Bürgermeisters Frank Börner überbrachte. Berle unterstrich, dass Städtepartnerschaften wie die zwischen Jelcz-Laskowice und Gudensberg die engen nachbarschaftlichen deutsch-polnischen Beziehungen vertiefen helfen. Erfahrungsaustausch, gemeinsame Projekte und viele Begegnungen von Vereinen und Bürgern seien genau die richtigen Ansätze, um Vorurteile zu überwinden und Freundschaften zu begründen. „Erste Schritte in die richtige Richtung haben wir in den vergangenen zwei Jahren gemacht. Weitere Schritte liegen noch vor uns. Gehen wir es an!“ Als Zeichen der Partnerschaft überreichte Berle ein von Hildegard Klaffke gemaltes Bild, auf dem die Gudensberger Sehenswürdigkeiten zu sehen sind sowie eine Stadtfahne, die nun aufgezogen werden kann, wenn sich die beiden Partnerstädte treffen.

Kern einer jeden Städtepartnerschaft sind Begegnungen von Vereinen. Im sportlichen Wettkampf gibt es keine sprachlichen Barrieren, hier verstehen sich alle sofort. Der Tischtennisclub Dorla hatte bereits vor einiger Zeit Besuch einer Gruppe des Vereins von Viktoria Jelcz-Laskowice. Diesmal reisten drei Sportler mit nach Jelcz, um dort an Freundschaftsspielen sowie einem Turnier teilzunehmen. In etwas kleinerer Besetzung als ursprünglich vorgesehen traten die Dorlaer, die von Bernd Zuschlag gecoacht wurden, an die Platte. Trotz starker Konkurrenz aus Jelcz-Laskowice sowie aus deren tschechischer Partnerstadt Rtyne v Podkrkonosi schlugen sich Udo Grünbeck und Sven Käseberg vom TTC Dorla wacker und erreichten am zweiten Wettkampftag das Viertelfinale.

Am Abend des 3.Mai stand erneut die Kultur im Mittelpunkt. In einen musikalischen Wettstreit trat dabei eine Gruppe von Tenören, die sich auf dem festlich beleuchteten Balkon des Rathauses einfand und ein Potpourri italienischer und polnischer Operetten-Hits zum Besten gab. Rund 200 begeisterte Zuhörer saßen im Stadtpark und lauschten den stimmungsvollen Melodien.

Die zahlreiche Jugend der Stadt trifft sich am See. Zum kürzlich aufgewerteten Naherholungsgebiet gehört neben dem beliebten Sandstrand zum Baden und Sonnen auch ein Ort, an dem DJs die Boxen zum Wummern bringen, Hip Hop-Sprechgesänge erklingen oder auch – zumindest an diesem Abend – Motorradartisten das Gummi ihrer Reifen verbrennen. Um den besten Zweiradkünstler auszuzeichnen, hatte Bürgermeister Putyra für kurze Zeit seine Krawatte abgelegt und eilte auf die Bühne, um Pokale zu überreichen.

Viel zu tun während des Besuchs hatte Dolmetscher Bernhard Brommer, der Bürgermeister Kazimierz Putyra nicht von der Seite wich, wenn dieser Erläuterungen zur Entwicklung der Stadt gab. Bei anderen Gelegenheiten verständigten sich die Teilnehmer in Deutsch oder Englisch. Platz nahmen auch Überlegungen ein, wie die Partnerschaft weiterentwickelt werden könne. Alle Beteiligten unterstrichen, dass den Kontakten zwischen Vereinen, sei es im sportlichen oder im kulturellen Bereich, besondere Bedeutung zukomme. Eine Big Band aus Jelcz-Laskowice auf der Märchenbühne im Stadtpark? Auch das eine Möglichkeit, die man gern weiterentwickeln möchte.  Nach einem kurzen Rundgang durch die wiedererblühte Altstadt Breslaus mit dem dominanten Baukörper des historischen Rathauses und den prächtigen Fassaden am Marktplatz traten die Gudensberger am Samstag die Heimreise an.

Vereine oder Personen, die Interesse an einer Begegnung mit Jelcz-Laskowice haben, können sich an diese Mitarbeiter der Stadtverwaltung wenden: Lisa Völske, Telefon (05603) 933-141, oder Jörg Daniel, Telefon (05603) 933-137.

Jelcz-Laskowice – eine junge Stadt in der Nachbarschaft Breslaus
Vor 25 Jahren wurden der Großgemeinde Jelcz-Laskowice, die heute von rund 23.000 Menschen bewohnt wird, auch die Stadtrechte verliehen. Die beiden benachbarten Hauptorte Jelcz und Laskowice kamen zusammen und bilden seitdem mit weiteren 15 Dörfern die Großgemeinde. Die Oder mit ihrem Hochwasserkorridor durchschneidet das Gemeindegebiet.  Jelcz-Laskowice gehört zur Wojewodschaft Niederschlesien, die von Breslau aus verwaltet wird. Im ganzen früheren Ostblock bekannt waren Busse und LKWs der Marke Jelcz, sie wurden in einer großen Autofabrik mit mehreren Tausend Beschäftigten hergestellt. Vor einigen Jahren musste das Unternehmen allerdings Insolvenz anmelden und stellte weitgehend seine Produktion ein. In den weitläufigen Industriegebieten siedelte sich bereits 2003 mit Toyota ein neuer Automobilproduzent an, der  mit rund 1.000 Arbeitsplätzen startete und inzwischen weiter aufstocken konnte. Der Stadtverwaltung zufolge liegt die Arbeitslosigkeit mit rund 6 % für polnische Verhältnisse auf einem sehr niedrigen Niveau. Jelcz-Laskowice besteht vor allem aus modernen Gebäuden, die während der Zeit der Volksrepublik Polen oder danach entstanden. Zu den wenigen historischen Gebäuden zählt das Rathaus, ein vormaliger Adelspalast aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der am Rande des idyllischen Stadtparks steht. Weitere Informationen (überwiegend in polnisch): www.jelcz-laskowice.pl.

Für die Fahrt nach Jelcz-Laskowice wurde von der Stiftung für Deutsch – Polnische Zusammenarbeit ein Zuschuss in Höhe von 1.500 Euro gewährt. (jda)