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naturkraft-region profitiert von erneuerbaren Energien

Hersfeld-Rotenburg/ Schwalm-Eder. Die Energiewende ist eines der größten Projekte des 21. Jahrhunderts und muss vor allem in den Kommunen und Landkreisen vor Ort gelebt und umgesetzt werden. Aus diesem Grund haben sich die Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder in der naturkraft-region zusammengeschlossen und wurden als eine der 25 Modellregionen im deutschlandweiten Wettbewerb „Bioenergie-Regionen“ des Bundeslandwirtschaftministeriums ausgewählt. Ziel ist es unter dem Motto „100 regionale Schritte zum globalen Klimaschutz“ den Energieverbrauch zu reduzieren, die Energie stärker vor Ort zu erzeugen und den Einsatz von nachhaltiger und ressourcenschonender Bioenergie zu fördern. Um einen Überblick über den derzeitigen Stand der Energieversorgung zu erhalten, hat die naturkraft-region den Strom- und Wärmeverbrauch näher unter die Lupe genommen.

Stromverbrauch
Der Stromverbrauch der Menschen in den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder liegt auf den Pro-Kopf-Verbrauch bezogen nur bei etwas mehr als der Hälfte des Bundesdurchschnitts. Die Ursache dafür liegt in dem geringen Anteil an stromintensiver Industrie im überwiegend ländlichen Raum der naturkraft-region.

Am gesamten Stromverbrauch in der naturkraft-region sind die privaten Haushalte mit einem guten Drittel beteiligt, der größere Teil wird durch Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft verbraucht. Deutliche Veränderungen im Stromverbrauch können in den letzten Jahren nicht verzeichnet werden, denn vielfach werden Einsparungen in einzelnen Bereichen, z. B. beim Licht, durch die Anschaffung von zusätzlichen neuen Elektrogeräten kompensiert.

Stromerzeugung
In der naturkraft-region ist die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien im letzten Jahrzehnt deutlich ausgebaut worden. Mehr als 10.000 Anlagen nutzen Biomasse, Wasser, Wind und Sonne, um Energie zu erzeugen. Insgesamt waren Ende 2011 rund 236 MW elektrischer Leistung aus erneuerbaren Energien in den Landkreisen Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg installiert. Dies entspricht rund 10% der Leistung des mittlerweile stillgelegten Kernkraftwerks Biblis. Mehr als zwei Drittel der installierten Leistung entfällt auf die Photovoltaik, ein knappes Viertel auf die Windenergie.

Alle Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie haben im Jahr 2011 zusammen rund 294 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Davon wurde der größte Teil in das Stromnetz eingespeist, nur einen kleinen Teil von gut einem Prozent haben die Produzenten selbst verbraucht. Die Photovoltaikanlagen stellen dabei knapp die Hälfte des erzeugten Stroms zur Verfügung. Ein wichtiger Faktor bei der Stromerzeugung ist die Bioenergie. Sie umfasst zwar nur fünf Prozent der installierten Leistung, hat aber einen Anteil von 18 Prozent am erzeugten Strom. Zurückzuführen ist dies auf den kontinuierlichen Betrieb über das ganze Jahr und die Unabhängigkeit von Sonnenschein und Wind.

Gemessen am Stromverbrauch der naturkraft-region stammen 22 Prozent aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse, was etwas über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 20 Prozent liegt. Aber auch bei uns ist es noch ein weiter Weg, um das Ziel von 35 Prozent im Jahr 2020 zu erreichen.

Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist geregelt, dass für den erzeugten Strom eine Vergütung an den Anlagenbetreiber gezahlt wird. Diese wird von den Energieverbrauchern über die EEG-Umlage bezahlt. Betrachtet man den Mittelfluss, so haben die Anlagenbetreiber in der naturkraft-region über die Einspeisevergütung in 2011 rund 76 Millionen Euro erhalten. Die Stromverbraucher haben indes über die EEG-Umlage auf ihrer Stromrechnung nur rund 45 Millionen Euro für die Förderung der erneuerbaren Energien bezahlt. Die überwiegend ländlich geprägte naturkraft-region mit ihrem vergleichsweise niedrigen Stromverbrauch profitiert also in erheblichem Maß von der Energiewende. Da der größte Teil der Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien im Besitz von Privatleuten und Landwirten sind, entstehen die Vorteile direkt bei den Bürgern. Diese Chance gilt es auch beim weiteren Ausbau, insbesondere der Windenergie zu wahren und vielen Menschen, zum Beispiel durch die Beteiligung an einer Energiegenossenschaft die Teilhabe zu ermöglichen.

Wärmebedarf
Die Privathaushalte verbrauchen 28 Prozent der Endenergie in Deutschland und verursachen 14 Prozent aller energiebedingten Treibhausgasemissionen. Der wichtigste Anwendungsbereich von Endenergie im Haushaltssektor ist mit rund 85 Prozent die Bereitstellung von Raumwärme einschließlich Warmwasser.

In der naturkraft-region gibt es 88.000 Wohngebäude mit einer Wohnfläche von 14 Millionen Quadratmetern. Durch den demografischen Wandel ist die Einwohnerzahl zwar rückläufig, der Wärmeverbrauch nimmt aber nicht in gleichem Maße ab, da gleichzeitig pro Kopf mehr Wohnraum beansprucht wird. Zudem gibt es einen hohen Sanierungsbedarf der Gebäude, wenn das Energieeinsparziel von 80 Prozent bis 2050 erreicht werden soll. Der Wärmebedarf der naturkraft-region liegt überschlägig bei 4,3 Millionen Megawattstunden pro Jahr.

Wärmeerzeugung
Die erneuerbaren Energien hatten im Jahr 2011 einen Anteil von 10,4 Prozent am Wärmeverbrauch in Deutschland. Er soll nach den Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes bis zum Jahr 2020 auf 14 Prozent steigen.

In der naturkraft-region spielt der Einsatz von Holz zur Erzeugung von Wärme aus regenerativen Energien mit Abstand die größte Rolle. 40Prozent der Fläche der beiden Landkreise sind mit Wald bedeckt. Dies ist ein großes Potenzial, das jedoch nicht unerschöpflich ist. Berechnungen der hessischen Biomassepotenzialstudie zufolge waren bereits im Jahr 2008 etwa zwei Drittel des insgesamt zur Verfügung stehenden Energieholzes der Region genutzt. Lediglich ein Drittel stand noch zur Verfügung, wenn eine nachhaltige Nutzung gewährleistet werden soll. Insgesamt 2.240 Haushalte und öffentliche Einrichtungen haben sich in den letzten Jahren dazu entschieden, eine moderne Holzhackschnitzel-, Pellet- und Scheitholzheizungsanlage in ihr Gebäude zu installieren und dafür die Förderung des Bundes zu nutzen. Neben diesen kleineren Biomasseanlagen bis maximal 100 kW Nennleistung setzen insbesondere der Landkreis Hersfeld-Rotenburg und der Schwalm-Eder-Kreis in ihren eigenen Gebäuden auf den klimaneutralen Brennstoff Holz, der mittlerweile mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs erzeugt.

Im ländlichen Raum ist das Heizen mit holzbeschickten Einzelöfen (Kamin- und Kachelöfen) sehr verbreitet. Dies hat zu einem Brennholzboom mit einer starken Nachfrage nach Scheitholz geführt. Hieraus wird eine hohe regionale Wertschöpfung erzielt, aber aufgrund der Endlichkeit der Holzvorräte müssen diese auch effizient genutzt werden. Informationen dazu sind bei der naturkraft-region erhältlich.

Die Kombination von Heizungsanlagen mit Solarkollektoren führt zu einer Reduzierung der Energiekosten. Dabei werden thermische Solaranlagen in den Haushalten überwiegend zur Warmwassererwärmung und zur Beheizung der Wohnräume eingesetzt. Knapp 8.000 Solarkollektoren mit einer Fläche, die zusammen derjenigen von 88 Fußballfeldern entspricht, sind auf den Dächern der naturkraft-region installiert. Die Wärmeerzeugung durch Solarthermie deckt rund ein Prozent des Wärmebedarfs der Haushalte.

Aus den Zahlen wird deutlich, dass die Energiewende in der naturkraft-region begonnen hat, aber noch große Anstrengungen unternommen werden müssen, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Eine herausragende Bedeutung kommt dabei der energetischen Sanierung von Gebäuden zu, denn die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Weitere Maßnahmen sind zum Beispiel der Einbau von Biomasseheizungen und Solarkollektoren sowie die Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung. Zahlreiche Förderprogramme stehen zur Verfügung. Weitere Informationen: www.naturkraft-region.de, Telefon (06677) 919030. (red)