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Melsunger Leichtathleten kehrten mit zwölf Siegen aus Dietzhölztal zurück

Dietzhölztal/Melsungen. Das Feriensportfest in Dietzhölztal (Lahn-Dill-Kreis) stand für die Teilnehmer aus Melsungen ganz im Zeichen der beiden großen bevorstehenden Wettkämpfe. Hella Böker, die in zwei Wochen bei der Senioren-EM im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien an den Start gehen wird, überprüfte ebenso wie Henri Alter seinen derzeitigen Trainingszustand. Der vierfache hessische Jugendmeister wird in zwei Wochen bei den süddeutschen Meisterschaften in Wetzlar die MT-Farben vertreten. Die 17-jährige Celine Kühnert wollte in Dietzhölztal ihre letzte Möglichkeit nutzen und eine Fahrkarte für diese Meisterschaften im Dreisprung der Frauen lösen und auf den Zug der besten Dreispringerinnen Süddeutschlands aufspringen.

Obwohl die äußeren Bedingungen für die Wettkämpfer nicht ideal waren, überzeugte die kleine Melsunger Delegation, zu der auch noch Katharina Wagner gehörte, mit zwölf Siegen und mehreren zweiten Plätzen. Während beim Sprint und Sprung meistens Gegenwind herrschte, drückte beim Speerwerfen der Rückenwind die Wurfgeräte nach unten, so dass es bei besseren Bedingungen erheblich bessere Leistungen gegeben hätte.

Dass sich Hella Böker für die bevorstehenden Senioren-Europameisterschaften viel vorgenommen  hat, konnte man bei ihrem vorletzten Test bereits beim Hammerwerfen deutlich erkennen. Nachdem sie bei der Winterwurf-WM in Finnland mit 30,42 Meter die Bronzemedaille gewonnen hatte und sich bei den deutschen Seniorenmeisterschaften mit 31,25 Meter die Silbemedaille sicherte, demonstrierte  sie in Dietzhölztal mit  33,51 Meter ihre ansteigende Form. Anschließend zeigte sie auch im Speerwerfen ihre Klasse, denn der 400 Gramm schwere Speer flog in ihrer Serie viermal über 26 Meter. Ihr weitester Wurf wurde mit  27,74 Meter gemessen, genau zwei Meter weiter als bei den deutschen Seniorenmeisterschaften am 13. Juli in Erfurt. Damals belegte sie hinter der Siegerin Prof. Dr. Christa Helmke (25,85 Meter) mit 25,74 Meter den zweiten Platz. Nachdem sie im Diskuswerfen mit 24,53 Meter etwa zwei Meter hinter den Erwartungen zurückblieb, überzeugte die 70-Jährige beim abschließenden Kugelstoßen mit der neuen DLV-Jahresbestweite von 9,30 Meter. „Wenn Hella bei der EM in jedem Wettkampf noch fünf bis zehn Prozent drauflegen kann,  dann gehört sie mit Sicherheit in allen vier Wettbewerben, vor allem aber im Werfer-Fünfkampf, zu den Medaillenkandidaten“, sagte Alwin J. Wagner. Vielleicht gibt es bereits am Mittwochabend für sie beim letzten Formtest in Neukirchen weitere Steigerungen, denn die mehrfache Senioren-Welt- und Europameisterin machte in Dietzhölztal einen glänzenden Eindruck.

Auch Henri Alter deutete im Training mit großartigen Leistungen an, dass er sich in einer vorzüglichen Form befindet und dass man bei den süddeutschen Meisterschaften in Wetzlar einiges von ihm erwarten kann. Der hessische Jugendmeister im Dreisprung fand aber beim Formtest nicht gut in den Wettkampf. Bei einem Gegenwind von 1,3 Meter pro Sekunde landete er im ersten Versuch des Dreisprungs, 20 Zentimeter vor dem Sprungbalken abspringend, nur bei 12,10 Meter. Anschließend ließ der 16-Jährige 12,79 Meter folgen und steigerte sich im vierten Versuch auf 13,07 Meter. „Henri überzeugt immer wieder mit guten Trainingsleistungen und geht übermotiviert in die Wettkämpfe. Aber nur wenn er locker bleibt, kann er diese Super-Trainingsergebnisse abrufen“, monierte Alwin J. Wagner und hofft, dass sein Schützling bei den beiden nächsten Wettkämpfen nicht verkrampft.

Ähnlich wie beim Dreisprung erging es Henri Alter auch im Weitsprung, wo er ebenfalls beim Anlauf immer kürzer wurde und deshalb nie richtig den Absprungbalken traf. So war es nicht verwunderlich, dass sein weitester Sprung bei einem Rückenwind von 1,5 Meter pro Sekunde nur mit 5,76 Meter gemessen wurde. Dennoch setzte er sich mit dieser Weite vor Dominique Lukas aus Fleisbach (5,65 Meter) und Lokalmatador Jens-Uwe Pfeiffer durch.

Im Speerwerfen der U18 war es für den ehrgeizigen Melsunger ein hartes Stück Arbeit, denn in seiner Lieblingsdisziplin traf er auf Dominik Kraus aus Tabor. Der ein Jahr jüngere 60 Meter-Speerwerfer aus Tschechien,  einer der besten seines Landes in seiner Altersklasse, zeigte bereits beim Einwerfen sein ganzes Können, so dass die Vorzeichen auf Hochspannung standen. Dominik Kraus eröffnete den Wettkampf mit 52,28 Meter und ließ im zweiten Durchgang 54,04 Meter folgen. Henri Alter zeigte sich zunächst etwas beeindruckt von den Würfen des jungen Tschechen und begann mit 50,21 Meter. Nach einem ungültigen Wurf  im zweiten Durchgang, hatte er im dritten Versuch aber die passende Antwort parat und ließ den 700 Gramm-Speer auf 54,09 Meter segeln. Das war der Sieg.  Obwohl die beiden Jugendlichen ihre Wurfgeräte bei diesem böigen Rückenwind höher als sonst „abschossen“, wurden sie immer sehr früh zu Boden gedrückt, so dass bessere Leistungen nicht möglich waren. „Bei besseren Bedingungen wäre mein Speer zwei bis drei Meter weiter geflogen“, sagte der vielseitige Melsunger, der in Dietzhölztal seinen Kreisrekord von 54,73 Meter unbedingt verbessern wollte.

Für die drei MT-Siege acht bis zehn zeigte sich Celine Kühnert in der U20 verantwortlich. Von ihr war bekannt, dass sie aufgrund ihrer beruflichen Ausbildung wenig Zeit zum Trainieren hatte, um sich mit der nötigen Konsequenz auf die Süddeutschen Meisterschaften vorbereiten zu können. In den letzten beiden Wochen nutzte sie ihren Sommerurlaub unter anderem auch dazu, ihren Trainingszustand zu verbessern, was sich bereits beim Ferienmeeting in Wetzlar im Sprint bemerkbar machte. In der Hessentagsstadt legte sie die 100 Meter bei einem Gegenwind von 0,7 Meter pro Sekunde in 13,74 Sekunden zurück. In Dietzhölztal setzte sie sich mit 13,75 Sekunden vor Franziska Pfeil (14,30 Sekunden) durch. Auch beim Weit- und Dreisprung blies der Wind so stark von der Seite, dass das Vorhaben, neue persönliche Bestweiten zu springen, mit Wettkampfbeginn bereits aufgegeben werden musste. Deshalb ist ihre Dreisprungleistung von 10,79 Meter aller Ehren wert, zumal ihre ersten beiden übergetretenen Versuche jenseits der 11 Meter-Marke lagen. Während Doreen Riepel (LC Mengerskirchen), die im Vorjahr mit 10,51 Meter in der HLV-Bestenliste auf Rang sechs vertreten war, über einen halben Meter hinter dieser Weite zurückblieb,  verbesserte sich Celine Kühnert im dritten Durchgang auf 10,79 Meter.  Sie steigerte damit ihre Kreisjahresbestleistung, die sie bei den Kreismeisterschaften in Neukirchen aufgestellt hatte, um weitere zwei Zentimeter. Obwohl ihre Kräfte zum Wettkampfende etwas nachließen, überzeugte sie im letzten Durchgang noch einmal mit einem Sprung auf 10,70 Meter. Sollte das Wetter und der Wind am Mittwochabend  in Neukirchen mitspielen, so dürfte sie die 11 Meter-Marke überspringen. Allerdings würde sie einen Tag zu spät die Norm für die süddeutschen Meisterschaften der Frauen erreichen. Nach einer glänzenden Serie mit vier Sprüngen über 5,00 Meter,  holte sich Celine Kühnert auch den Sieg im Weitsprung der U20 mit 5,02 Meter.

Obwohl sie die 100 Meter in 13,67 Sekunden vor Michelle Nassauer aus Dietzhölztal (14,07 Sekunden) und Alice Janoschka aus Plettenberg (14,20 Sekunden) gewinnen konnte, zeigte sich Katharina Wagner im Sprint der U18 unzufrieden, da sie beim Start erhebliche Mühe hatte, so richtig in Fahrt zu kommen. „Ich hatte eine Zeit unter 13,50 Sekunden erwartet“, sagte sie kritisch nach dem Lauf. Auch im 200 Meter-Lauf machte ein aufkommender Wind alle Hoffnung auf eine „27er-Zeit“ zunichte. Die 17-Jährige fegte in gewohnter Manier durch die Kurve, doch auf der Zielgeraden  blies ihr ein böiger Wind entgegen. Im Ziel blieb für sie die elektronische Uhr bei 28,38 Sekunden stehen. Als Siegerin wurde die 15-jährige Deborah Levi vom TV Dillenburg für ihre 27,01 Sekunden ausgezeichnet.

Im Weitsprung der U18 setzte sich die frühere hessische Schülermeisterin mit 5,03 Meter vor Julia Welsch aus Ditzhölztal (4,61 Meter) klar durch und hätte mit jedem ihrer Sprünge den Sieg davon getragen.

Im abschließenden Kugelstoßen verfehlte Katharina Wagner die 10 Meter-Marke um 35 Zentimeter. Mit 9,65 Meter belegte sie hinter der 12 Meter-Stoßerin Karoline Markl vom TV Haiger (11,37 Meter) den zweiten Platz. (ajw)