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Bronzemedaille für Henri Alter im Dreisprung

Wetzlar/Melsungen. Das glänzende Ergebnis der MT-Athleten bei den süddeutschen Meisterschaften in Wetzlar, konnte am zweiten Tag noch einmal gesteigert werden,  denn Henri Alter sicherte sich die Bronzemedaille im Dreisprung und die fünfzehnjährige Marie Wagner überraschte mit einer Steigerung über 400 Meter und einen unerwarteten achten Platz.

Beim Einspringen der besten süddeutschen Dreispringer in der U18  deutete sich bereits ein Zweikampf zwischen Raphael Baumann aus Offenburg und Alexander Savitzki aus Fürth an.  Beide Athleten sind nicht nur in der Lage, die 100 Meter unter 11,5 Sekunden zurücklegen, sondern beide sind auch sehr gute Weitspringer.  Baumann belegte mit einer Bestleistung von über sieben Meter bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach mit 6,88 Meter den vierten Platz – Savitzki wurde Achter im Dreisprung.  Sie demonstrierten mit extrem weiten Einzelsprünge in die Sandgrube ihre derzeitige Klasse. Auch Felix Repp aus Langgöns, mit einer Weitsprungbestleistung von 6,66 Meter, machte beim Einspringen eine gute Figur und deutete an, dass auch er für eine anschließende 13m-Leistung gut war.  Es lag also auf der Hand, dass man bei diesem Wettbewerb nur eine Medaille gewinnen konnte, wenn man 13 Meter und weiter springen würde.

Aber die Kunst beim Dreisprung besteht vor allem darin, dass man bei den ersten beiden Teilsprüngen so wenig wie möglich an Geschwindigkeit verlieren darf, um den dritten Sprung gut ausführen zu können. Um eine besondere Dreisprungleistung zu erzielen, muss man auch eine reaktive Sprungkraft und vor allem spezifische koordinative Fähigkeiten sowie ein gutes Rhythmusgefühl besitzen. Henri Alter und Sebastian Ludwig fehlt an einer großen Weite noch eine gute Grundschnelligkeit und die Umsetzung der Sprungkraftfähigkeit in Weite, denn beide konnten in einem Wettkampf noch nie die 6m-Marke überspringen.  Aber beide besitzen nicht nur gute spezifische koordinative Fähigkeiten, sondern auch ein ausgezeichnetes Gleichgewichts- und Rhythmusgefühl.

Sebastian Ludwig eröffnete bei einem leichten Gegenwind den Dreisprungwettbewerb mit 12,00 Meter.  Raphael Baumann begann mit 13,19 Meter und setzte sich an die Spitze. Felix Repp landete im ersten Durchgang bei 12,92 Meter. Unmittelbar danach sprang Henri Alter. Er hatte sich viel für den ersten Sprung vorgenommen. Mit unheimlicher Wucht stürmte er auf den Absprungbalken zu und setze seinen Anlauf in den ersten beiden Sprüngen sehr gut um.  Allerdings fehlte ihm nach dem zweiten Sprung eine ausreichende Körperspannung, so dass er etwas „einbrach“ und den dritten Sprung nicht mehr optimal ausführen konnte.  Aber mit 13,02 Meter belegte er nach dem ersten Durchgang den zweiten Platz. Savitzki begann mit 12,15 Meter und trat seinen zweiten Sprung über.

Sebastian Ludwig, der bei den hessischen Jugendmeisterschaften mit 12,32 Meter den dritten Platz belegte, kam im zweiten Durchgang nur auf 11,99 Meter. Der Jugendliche aus Obermelsungen, der als Ranglisten Neunter nach Wetzlar anreiste, musste sich im dritten Versuch mindestens um 20 Zentimeter steigern, um sich für das Finale zu qualifizieren. Daraus ließ sich seine schwere Aufgabe ableiten, zumal er bei diesen extremen Witterungsbedingungen seine maximale Leistung bieten musste. Nachdem sich die Favoriten im zweiten Durchgang nicht verbessern konnten, wurde den Zuschauern und Trainern klar, dass es bei Temperaturen über 35 Grad nicht einfach war, seine Leistung vom ersten Versuch noch  zu steigern.

Im dritten Versuch hatte Sebastian Ludwig zwei erste gute Sprünge, kam aber bei der Landung nach dem Step mit seinem Oberkörper zu weit nach vorn, so dass er das Schwungbein für den letzten Sprung nicht mehr optimal nach vorn oben bringen konnte.  Aus diesem Grund konnte er sich mit 12,12 Meter nicht wie erhofft zur  Geltung bringen und verfehlte das Finale um acht Zentimeter

Im dritten Durchgang setzte Alexander Savitzki das Maß für seine Konkurrenten und machte die Wende perfekt, als er mit 13,30 Meter die Führung des elfköpfigen Feldes übernahm.  Im Endkampf hatte er noch zwei ungültige Sprünge und bestätigte im fünften Versuch mit 13,08 Meter seine vorgelegte Weite.

Raphael Baumann hatte mit 12,64 und 12,73 Meter zwei schwächere Sprünge. Nachdem er im vierten Durchgang nur auf 12,66 Meter gekommen war, verzichtete er auf seine beiden letzten Versuche.

Auch Felix Repp erreichte im Finale mit zwei Sprüngen von 12,55 und 12,64 Meter nicht seine vorgelegte Weite vom ersten Versuch und belegte mit 12,92 Meter den undankbaren vierten Platz.

Im letzten Versuch hatte es Henri Alter noch in der Hand, seine schon sichere Bronzemedaille zu versilbern oder gar zu vergolden.  Wieder lief er kraftvoll an und demonstrierte drei schnelle Sprünge. Aber er sprang mit dem falschen Bein ab, so dass er mit seinem schwächeren Fuß zwei Sprünge absolvieren musste.  Dennoch erreichte er 12,92 Meter.  Der hessische Jugendmeister konnte zwar die ganz große Wende nicht mehr erzwingen, aber dennoch stellt sich die Frage, welche Weite hätte er erzielt, wenn er mit seinem Sprungbein die ersten beiden  Sprünge durchgeführt hätte?

Im 400m-Lauf der weiblichen Jugend nutzten die drei Medaillengewinnerinnen die kalifornischen Temperaturen und unterboten ihre Bestzeiten.  Sophia Sommer aus Bahlingen, noch immer eine Ausnahmeposition in diesem Wettbewerb, wies die übrige Konkurrenz auf Distanz.  Die Vierte der deutschen Jugendmeisterschaften zeigte sich gut vorbereitet und lief nach 56,25 Sekunden als süddeutsche Jugendmeisterin der U18 über die Ziellinie. Auch Katrin Schmidt ais Rehlingen zeigte sich verbessert und sicherte sich als Zweite mit 57,86 Sekunden die Silbermedaille.  Bronze ging an Annalena Kalteyer vom USC Mainz in 58,72 Sekunden.

Neben den beiden Dreispringern starteten noch Karolin Siebert und Marie Wagner über 400m der U18.  Mit ihren Bestzeiten nahmen sie in der süddeutschen Rangliste die Plätze neun und zehn ein und mussten deshalb im ersten der beiden Zeitläufe starten. Jana Mees aus Steinlach, die mit der schnellsten Zeit von 58,87 Sekunden für diesen Lauf gemeldet wurde, startete auf Bahn drei.  Unmittelbar dahinter lief Marie Wagner mit einer persönlichen Bestzeit von 60,15 Sekunden.  Auf der Außenbahn startete die hessische Jugendmeisterin Karolin Siebert, die bei den Landesmeisterschaften mit 59,34 Sekunden gestoppt wurde.  Nach der Hälfte der Strecke lag Marie Wagner gut im Rennen. Sie hatte sich ihren Lauf  sehr gut eingeteilt und behielt wenige Schritte hinter der Führenden Jana Mees laufend, jederzeit die Übersicht.

Erstaunlich, wie die Fünfzehnjährige aus Gensungen noch auf der Zielgeraden auftrumpfen konnte, obwohl sie den 400m Hürden vom Vortag noch in den Beinen hatte. Ausgang der  letzten Kurve lag sie auf Rang drei. Sie kämpfte sich die Schlussgerade herunter und überholte 50 Meter vor dem Ziel Nicole Schneider von der LG Westallgäu. Die Führende Jana Mees hatte noch drei Meter Vorsprung, aber es war noch nichts entschieden.  Zehn Meter dahinter kämpften Karolin Siebert ,Clara Spengler (Sulzbach) und Jana Hofmann aus Roth und um den vierten Platz.  Jana Mees und Marie Wagner lieferten sich im ersten Zeit-Endlauf einen dramatischen Kampf um den Sieg.  Obwohl die Fünfzehnjährige aus Gensungen Jana Mees immer näher kam, überquerte diese mit einem knappen Vorsprung von 0,15 Sekunden als Erste die Ziellinie.  Marie Wagner wurde für ihren couragierten Lauf mit der neuen Bestzeit von 60,03 Sekunden belohnt.  Den dritten Platz sicherte sich Nicole Schneider in 60,47 Sekunden.  Dahinter gab es einen spannenden Dreikampf um die Plätze vier bis sechs.  Karolin Siebert, die nach den Landesmeisterschaften nicht mehr zu ihrer Bestform zurückfand, konnte die anstürmende Clara Spengler nicht mehr halten und belegte abgeschlagen mit 62,79 Sekunden den sechsten Platz.

Ihre Berg- und Talfahrt in den letzten Wochen im Training und bei den deutschen Meisterschaften zeigt die Probleme wieder in Bestform zu kommen oder zu bleiben.  Bei der anschließenden Analyse versuchte Trainer Alwin J. Wagner  Antworten auf folgende Fragen zu bekommen:  War es eine falsche Wettkampfplanung oder spielten die Nerven bei den  beiden wichtigsten Wettkämpfen eine Rolle? War es eine unglückliche Disposition?  Nichts von alle dem war der Fall. „Ich war bereits beim 400m-Hürdenlauf nach dreiviertel der Strecke vollkommen fertig.  Am zweiten Tag war es noch heißer. Und ich vertrage die starken Sonnenstrahlen nicht“, sagte Karolin Siebert und ließ den Kopf hängen.  „Mir war bis Wetzlar nicht bekannt, dass Karolin eine Meteoropathie  besitzt“, sagte Wagner, denn eine Wetterfühligkeit wirkt sich immer negativ auf das Allgemeinbefinden und somit auch auf die Leistungsfähigkeit aus.  Der Herbst wird wieder kühlere Tage bringen und damit auch wieder bessere Leistungen für Karolin Siebert.

Insgesamt können die Verantwortlichen der MT 1861 Melsungen mit dem Ergebnissen ihrer Athleten bei den süddeutschen Meisterschaften zufrieden sein.  Eine Bronzemedaille, drei vierte und zwei weitere Finalplätze sowie ein neuer Kreisrekord im Speerwerfen und drei persönliche Bestleistungen zeugen von der guten Vorbereitung. (ajw)