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Leserbrief zur Familienkarte: Gute Gründe für Ablehnung

Der Melsunger CDU-Fraktionsvorsitzende Lanzenberger will offensichtlich mit seiner Pressemitteilung den Melsunger Bürgerinnen und Bürgern erneut die vermeintlichen Vorteile der Hessischen Landesregierung geförderten „Familienkarte“ verkaufen.

Es handelt sich dabei um eine Karte, über die u. a. sein Arbeitgeber, die Sparkassenversicherung, mit einer „cleveren Geschäftsidee“ zunächst wertvolle Adressen sammelt, um damit später Kunden auf Dauer für Versicherungspolicen zu gewinnen.

Diese Karte wird aus verständlichen Gründen von der gewerblichen Wirtschaft, von Vereinen, dem Theater und Museen nur bedingt angenommen. „Besonders lukrative Angebote für Familien können wir nicht erkennen“, so SPD-Stadtverordneter Günter Hiebenthal, „es sei denn, man betrachtet einen Nachlass von 50 Cent beim Lamatrecking, oder den Empfang einer Transportdose von Hipp-Kindernahrung als attraktiv oder zumindest wünschenswert. Will man die Familienkarte beim Theater in Kassel einsetzen, gibt es Einschränkungen: Das bei Kindern beliebter Weihnachtsmärchen steht z. B. dafür nicht zur Verfügung.

Das Verlesen der wenig prickelnden Angebote aus dem Schwalm-Eder-Kreis (3 Stück), aus dem Landkreis Kassel (3 Stück) und dem Kreis Hersfeld-Rotenburg (1 Angebot) während der letzten Stadtverordnetensitzung wird von Herrn Lanzenberger als „Lächerlich-Machen“ bezeichnet. Was würden wohl die Anbieter dazu sagen?

Weil gute und schlüssige Argumente fehlen, werden die Mitglieder der anderen Fraktionen, die alle dagegen gestimmt haben, diskriminiert, indem man ihnen vorwirft, den Sinn und Zweck des Antrages der CDU nicht verstanden zu haben.

Sehr wohl verstanden haben sie, dass die CDU die Stadtverwaltung auffordern wollte, mit Steuergeldern bei Vereinen, Gewerbetreibenden usw. für diese kommerzielle Rabattkarte Angebote einzutreiben und zu koordinieren. Dafür soll der neue Citymanager verantwortlich sein. Der allerdings habe aus Sicht der SPD wichtigere Aufgaben, so Hiebenthal.

Folgerichtig haben die Stadtverordneten diesen Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Ablehnung der Förderung dieser zweifelhaften Maßnahme hat nichts mit mangelnder Familienfreundlichkeit zu tun. Sie ist nicht Aufgabe der Kommune und darf deshalb auch keine Steuergelder kossten.

Herr Lanzenberger hat das offenbar bis heute nicht verstanden und setzt unverdrossen weiter entsprechende Pressemitteilungen ab.

Unter familienfreundlicher Politik versteht die SPD etwas anderes als eine Rabattkarte: Z. B. ausreichende Plätze in den Kindertagesstätten, kostenlose Regelversorgung in den Kindergärten, Ganztagsbetreuung, die Einrichtung von Ganztagsschulen, gleiche Bildungschancen für alle, sowie niedrige Steuern und Abgaben für die Bürgerinnen und Bürger usw. usw. Dafür sorgen wir in Melsungen.

Volker Wagner
im Namen der SPD-Stadtverordnetenfraktion Melsungen