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Hessenderby bringt MT ersten Saisonsieg

Kassel/Melsungen. Das Hessenderby in der DKB-Handball-Bundesliga zwischen der MT Melsungen und der HSG Wetzlar endete vor 3.005 begeisterten Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle mit 28:25 (11:10). Bei ständig wechselnden Führungen gelang es keiner Mannschaft, sich entscheidend vom Gegner abzusetzen. Drei Minuten vor dem Ende führten noch die Gäste. Dann waren es vor allem Keeper Appelgren mit wichtigen Paraden und Kapitän Nenad Vuckovic als Schütze, die ihre Mannschaft mitrissen.

In den Anfangsminuten war kaum etwas zu sehen vom neuen Selbstbewusstsein, das die HSG Wetzlar nach ihrem sensationellen Saisonstart aufgebaut hatte. Mit drei Siegen und noch ohne Punktverlust waren sie angereist, aber es stellte sich sieben Minuten lang die Frage, wie sie das angestellt hatten. Denn nach vorn ging überhaupt nichts bei den Mittelhessen, die mit Jens Tiedtke, Tobias Reichmann und Michael Müller gleich drei Neuzugänge in der Startformation aufboten. Anders die MT Melsungen, bei der durch die Sperre von Daniel Kubes nach seiner roten Karte in Lemgo zunächst ausschließlich Stammpersonal der vergangenen Spielzeit ran durften.

Das setzte dann auch vorsichtige Akzente in einem zerfahrenen Spiel mit vielen Missverständnissen und Fehlern. Nenad Vuckovic und Patrik Fahlgren waren die einzigen, die das Leder zur 2:0-Führung im Kasten des Gegners unterbringen konnten. Wetzlar dagegen scheiterte in Person von Adnan Harmandic sogar vom Siebenmeterpunkt an Per Sandström (6.). Ein Lapsus, den sich nur zwei Minuten später auch Michael Allendorf gegen Nikolai Weber leistete. Kurz zuvor hatte Jens Tiedtke den ersten Treffer für Grün-Weiß erzielt, dem der nächste Neue, Michael Müller, zwei weitere folgen ließ. Mit sieben Minuten fiel die Melsunger Torflaute diesmal längst nicht so gravierend aus wie vor Wochenfrist gegen die Rhein-Neckar-Löwen, aber statt einer deutlichen Führung stand nach elf Minuten sogar ein 2:3-Rückstand zu Buche.

Die Kombinationen wurden auf beiden Seiten flüssiger, das Spiel insgesamt besser. Was sich am Ergebnis allerdings nicht ablesen ließ, weil die Abwehrreihen mit jeweils starken Torhütern dahinter das Bild prägten. Was Per Sandström gegen Kevin Schmidt und Philipp Müller hielt, holte sich auf der anderen Seite Nikolai Weber gegen Patrik Fahlgren und Alexandros Vasilakis. Beide Teams hatten jeweils erst fünfmal getroffen, als Kai Wandschneider in der 17. Minute die erste Auszeit nahm. Mit Erfolg, denn bei einer weiterhin kaum zu überwindendenden Abwehr trafen Steffen Fäth, Alois Mraz und der Ex-Melsunger Daniel Valo zur 8:5-Führung für die Gäste. Die noch höher hätte ausfallen können, wenn nicht Fäth mit einem Siebenmeter am eingewechselten Mikael Appelgren gescheitert wäre. Jetzt war es an Michael Roth, mit einem TimeOut  zu reagieren (22.).

Auch der Melsunger Coach erzielte Wirkung. Die Partie blieb offen, Melsungen robbte sich wieder heran. Auch dank dem zweiten gehaltenen Strafwurf von Appelgren beim Stand von 9:10, diesmal gegen Kari Kristjan Kristjansson. Nenad Vuckovic gelang zweieinhalb Minuten vor der Halbzeit der Ausgleich. Und den folgenden Ballgewinn der weiter stark agierenden 5:1-Abwehr veredelte Patrik Fahlgren mit einem langen Pass auf den blitzschnell gestarteten Felix Danner, der seine Farben noch vor dem Seitenwechsel wieder in Vorlage brachte.

Gegen den agilen Neu-Nationalspieler der MT musste der Wetzlarer Abwehr-Innenblock mit Philipp Müller und Alois Mraz nach der Pause weiter Schwerstarbeit leisten. Zweimal schafften sie es mit vereinten Kräften gerade so, ihn am erfolgreichen Abschluss zu hindern. Dann setzte sich Danner durch und war nach glänzendem Zuspiel von Nenad Vuckovic nur noch durch ein Foul zu bremsen. Michael Allendorf vollstreckte den fälligen Siebenmeter sicher. Was auf der Gegenseite auch Christian Rompf nach Foul von Vuckovic an Harmandic gern getan hätte. Nur Mikael Appelgren hatte wieder etwas dagegen und entschied das dritte Duell Mann gegen Mann für sich.

Weiter absetzen konnte sich Melsungen aber nicht. Weil zwar die kämpferische Einstellung durchaus stimmte, wie Danners zurückeroberter Ball nach Webers Parade bei einem Vasilakis-Kracher belegte, das Visier der Schützen aber zu oft dejustiert war. Dazu kam, dass Wetzlars Defensivleistung, wie auch die der MT, weiter erstklassig war. Häufig mussten die Referees den Arm heben, um Passivität anzuzeigen. Kaum mehr ein Faktor waren Per Sandström und Nikolai Weber, die beide nicht an ihre Leistungen von vor dem Wechsel anknüpfen konnten. Folgerichtig machten beide zeitgleich nach 39 Minuten beim Stand von 15:15 Platz für Mikael Appelgren und Nikola Marinovic.

Bei den Nordhessen kam dazu noch Jonathan Stenbäcken neu ins Spiel. Der ehemalige Berliner führte sich mit dem 18:17 gleich gut ein. Leistete sich aber nur Sekunden später ein Foulspiel gegen Jens Tiedtke und musste postwendend für zwei Minuten wieder raus. Eine Strafzeit ohne Folgen jedoch. Weil Nenad Vuckovic, als er keine passende Anspielstation fand, das Runde mit drei energischen Schritten Anlauf fulminant zum 19:18 ins Eckige beförderte (44.). Jedoch wurde in dieser Phase weiter jeder Erfolg der Gastgeber von den Mittelhessen beantwortet. Was dann wieder die Trainer auf den Plan rief. Erst unterbrach Kai Wandschneider (46., 19:18), dann Michael Roth (49., 20:20) das Spiel.

Als Stenbäcken zehn Minuten vor dem Ende nach einer Kreuzung plötzlich völlig frei von halbrechts einnetzen konnte und im Gegenzug Michael Müller den Ball weit über die Latte jagte, bot sich Melsungen nach langer Zeit wieder die Chance auf eine 2-Tore-Führung. Doch Alexandros Vasilakis blieb unvorbereitet im HSG-Block hängen und Tobias Reichmann glich stattdessen wieder aus. Jonathan Stenbäcken machte es dem Griechen gleich und traf prompt nur das Gebälk, während Steffen Fäth alles richtig machte. Wetzlar, gerade noch in Gefahr die Partie abzugeben, führte plötzlich wieder. Und das war erst der Anfang einer turbulenten und dramatischen Schlussphase in diesem packenden Derby.

Denn Vasilakis antwortete ebenso erfolgreich wie kurze Zeit später Nenad Vuckovic nach Fannar Fridgeirssons neuerlichem Führungstreffer der Gäste. 23:23 sechs Minuten vor Ultimo, die nächste Runde der Auszeiten wurde eingeläutet. Diesmal machte Michael Roth den Anfang, Kai Wandschneider zog nach. Dazwischen lagen das 23:24 durch Michael Müller sowie zwei Tore der MT-Flügelzange Michael Allendorf und Christian Hildebrand, die das Spiel ein weiteres Mal drehten. Mit Unterstützung von Mikael Appelgren, der in der Schlussphase Glanzparaden in Serie zeigte. Drei davon innerhalb eines einzigen Wetzlarer Angriffs: erst parierte er den Wurf von Hermandic, dann reagierte er blitzschnell gegen Kristjansson am Kreis, um Sekunden später auch das Geschoss von Michael Müller zu entschärfen.

Dass Wandschneiders anschließender Appell ungehört verhallte, lag vor allem an Nenad Vuckovic. Der MT-Kapitän zeigte eindrucksvoll, warum er sein Amt vollkommen zu Recht ausübt. Nach einer weiteren Appelgren-Parade gegen Michael Müller wiederholte er sein Husarenstück vom 19. Treffer und jagte das Leder mit kurzem Anlauf direkt über den sich reckenden HSG-Innenblock zum 26:24 unter die Querlatte.  Zeit zum Jubeln blieb jedoch nicht viel, weil Wandschneider alles auf eine Karte setzte. 90 Sekunden vor Schluss kam Hermandic mit grünem Leibchen als siebter Feldspieler. Malte Schröder leistete sich ein Foul gegen Philipp Müller und musste für zwei Minuten raus. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Hermandic zum Anschluss. In Unterzahl musste nun eine Idee her, und die hatte Christian Hildebrand. Sein Pass von Rechtsaußen quer über das Spielfeld zu Vuckovic kam so überraschend, dass Michael Müller nur noch ein Foulspiel blieb, um den Serben zu stoppen. Der anschließend trotz Krampf im Bein und Schmerzen die Verantwortung übernahm und zum Strafwurf antrat. Erfolgreich, wie der Jubelorkan von den Rängen eindeutig belegte. Und als Mikael Appelgren das letzte Aufbäumen in Person von  Jens Tiedtke für die Mittelhessen vereitelte, war ein weiteres denkwürdiges Hessenderby in der Handball-Bundesliga endgültig entschieden. Dass ausgerechnet der ehemalige Wetzlarer Michael Allendorf das letzte Tor machte war lediglich noch ein i-Tupfen für die eingefleischten Statistiker.

Stimmen zum Spiel
Michael Roth: Ich muss den Hut ziehen vor meiner Mannschaft. Es war enormer Druck da. Der Sieg wurde von der ersten bis zur letzten Minute erkämpft. Wetzlar hat uns alles abverlangt, aber ich denke, wir waren heute die verdienten Sieger. Durch den Ausfall von Daniel Kubes haben wir es von Anfang an mit einer offensiven Deckung versucht, und das hat geklappt. Es war ein sehr intensives Spiel, mit vielen taktischen Finessen hervorragend geführt. Den Blackout aus dem Löwen-Spiel haben wir gut verarbeitet und heute ein paar kritische Momente gut weggesteckt. Das wichtigste ist, dass der erste Sieg eingefahren ist. Das gibt Selbstbewusstsein und lässt uns jetzt ruhiger nach Berlin fahren.

Kai Wandschneider: Wir haben ein hochklassiges Spiel gesehen, das nur schwer aus den Startlöchern kam. Was vor allem an den herausragenden Abwehrreihen lag. Wir haben dann auch Lösungen gegen die 5:1-Deckung der Melsunger gefunden, sie aber leider nicht verwerten können. In der zweiten Hälfte war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In der Endphase haben wir sogar zweimal geführt. Aber das macht die Melsunger Qualität aus: sie haben jeweils ganz schnell geantwortet. Eine Schwäche müssen wir dringend abstellen, und das sind die Siebenmeter. Unter dem Strich habe ich ein hochdramatisches Spiel gesehen, das am Ende einen verdienten Sieger gesehen hat. Vor allem Mikael Appelgren im Tor hat mit seinen Paraden den Unterschied gemacht. (Bernd Kaiser)

Statistik
MT Melsungen: Appelgren (9 P.), Sandström (8 P.); Stenbäcken (2), Mansson, Fahlgren (4), Schröder, Vasilakis (5), Hildebrand (2), Danner (3), Sanikis, Zufelde, Allendorf (5/2), Vuckovic (7/1), Räbiger.

HSG Wetzlar: Marinovic (1 P.), Weber (12 P.); Schmidt, Fridgeirsson (2), Tiedtke (2), Rompf (3), Valo (1), Mraz (2), P. Müller (1), Reichmann (2), Fäth (5/2), M. Müller (4), Harmandic (3/2), Kristjansson.

SR: Lars Geipel (Leipzig) / Marcus Helbig (Steuden).

Zeitstrafen: 6 – 6 (Danner 13:25, Stenbäcken 42:37, Schröder 57:29 – P. Müller 24:25 44:25, M. Müller 59:15).

Strafwürfe: 4/3 – 8/4; Harmandic scheitert an Sandström (5:44); Allendorf scheitert an Weber (7:38); Fäth scheitert an Appelgren (21:22); Kristjansson scheitert an Appelgren (27:19); Rompf scheitert an Appelgren (31:59).

Zuschauer: 3.005 in der Rothenbach-Halle, Kassel.

Spielfilm: 1:0 (3.), 2:0 (4.), 2:2 (8.), 3:3 (11.), 4:4 (13.), 5:5 (16.), 5:7 (20.), 5:8 (22.), 7:9 (25.), 10:10 (28.), 11:10 (HZ), 12:10 (32.), 13:12 (36.), 14:14 (38.), 16:15 (40.), 17:16 (42.), 19:18 (45.), 20:19 (48.), 21:21 (50.), 22:22 (52.), 23:23 (54.), 24:24 (57.), 26:24 (59.), 28:25 (EN)



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