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Fracking: BUND und Grüne informierten

Fritzlar. Die deutsche Tochter des international tätigen Energiekonzerns BNK Petroleum Inc. – die BNK Deutschland GmbH – möchte in Hessen mit der sogenannten Fracking- Methode nach Erdgas suchen. Das betroffene Gebiet, das unter dem Namen „Adler-South“ firmiert, umfasst  5.000 km². Beim zuständigen Bergamt des Regierungspräsidiums in Darmstadt wurde ein Antrag auf Erlaubnis zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen gestellt. Dies trifft zunehmend auf Widerstand in den Kommunen und bei den Bürgern. Die breite Auflehnung in Nordhessen hat selbst die Erdgasunternehmen überrascht.

Bei einer Informationsveranstaltung, die BUND und Bündnis 90/Die Grünen Schwalm-Eder gemeinsam organisiert hatten, trafen sich am 20. September zirka  60 Interessierte in Fritzlar. Bei der Begrüßung durch Dr. Bettina Hoffmann (Bündnis90/Die Grünen) und Jörg Klingenberg (BUND) wurde deutlich, dass die Region von der heran rollenden Gefahr überrascht wurde und ein großer Informationsbedarf besteht.

Nicole Maisch, Bundestagsabgeordnete der Grünen, erläuterte den Stand der Planungen und die gesetzlichen Vorgaben des dringend reformbedürftigen Bergrechtes. Dieses biete kaum Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte und ziele rein auf Ausbeutung von Bodenschätzen. „Es herrscht Goldgräberstimmung. Zahlreiche Firmen stecken ihre Claims ab“, so Nicole Maisch.

Der Geologe Dr. Braun erläuterte anschaulich die Technik des „Frackens“ und erklärte die komplexen geologischen Verhältnisse in Nordhessen, die die Risiken bei einem Einsatz dieses Verfahrens unkalkulierbar machen. Außerdem können Risse im Mantel der Bohrlöcher oder Klüfte im Untergrund auftreten, die dazu führen könnten, dass Fracking-Flüssigkeit unkontrolliert austrete und das Grundwasser unbrauchbar mache Zumal mit einem hochriskanten Chemikaliencocktail gearbeitet werde und riesige Mengen Schmutzwasser anfallen würden.

Thomas Ackermann, stellvertretender Vorsitzender der Regionalversammlung Nordhessen, zeigte in seinem Vortrag die Bedeutung der Grundwasservorkommen und ging auf die Gefahren für nordhessische Trink- und Heilwasser wie in Bad Zwesten und Bad Wildungen ein. Er erläuterte auch die Beschlüsse der Regionalversammlung. Diese hat  aktuell parteiübergreifend bei einer Gegenstimme der FDP eine Resolution gegen Fracking beschlossen und ist einstimmig dem Antrag der Grünen gefolgt, den Eingriff als raumbedeutsam im Sinne des Raumordnungsgesetzes einzustufen und daher  eine strategische Umweltprüfung einzufordern.

„Bündnis 90/Die Grünen in Nordhessen wollen, das eine unkonventionelle Erdgasförderung, die wassergefährdend, umweltschädlich und gesundheitsgefährdend ist, von Anfang an unterbunden wird“, so Ackermann. „Doch die Möglichkeiten der Bürger und Kommunen, das Fracking zu verhindern, sind gering. Nur wenn jetzt viele Nordhessen lauthals protestieren, gibt es eine kleine Chance, die mögliche Katastrophe abzuwenden.“

Die hessische Landesregierung hat noch keine festgelegte Position. Man will erst die neuesten Studien auswerten. Am Freitag, 5. Oktober, findet eine Anhörung des Landtages in Kassel statt. Dies ist Anlass für eine Demonstration eines breiten Bündnisses ab 9 Uhr am Regierungspräsidium Kassel im Steinweg 6.

Zum Abschluss der Veranstaltung richtete Dr. Bettina Hoffmann, Vorstandssprecherin von Bündnis90/Die Grünen Schwalm-Eder, einen dringlichen Appell an alle: „Gift rein – Gas raus, das wollen wir nicht, denn wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt. Wir rufen auf zur Teilnahme an der Demo gegen Fracking und zur Sammlung von Unterschriften. Es muss jetzt sein – später ist zu spät!“  (red)