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Speerwurf: Westphal und Alter mit gutem Finale

Bad Nauheim/Melsungen. Karl Westphal oder Henri Alter?  Zum letzten Mal in dieser Saison trafen beim Abschluss-Werfertag des LSC Bad Nauheim die beiden besten hessischen jugendlichen Speerwerfer der U18 im dortigen Waldstadion aufeinander und konnten erneut mit ganz starken Weiten aufwarten. Schon beim Einwerfen sah man von beiden Athleten wunderschöne, lockere Würfe und Weiten um 55 Meter, die im Wettkampf Lust auf mehr machten.

Die erste Antwort auf die Frage Westphal oder Alter schien auf den vielseitigen Jugendlichen aus Melsungen hinzudeuten, denn der Vierte der süddeutschen Jugendmeisterschaften von Wetzlar, leitete das Duell im ersten Durchgang nach einem ungültigen Wurf von Karl Westphal mit 52,92 Meter ein.

„Ich wollte gleich mit einer großen Weite beginnen und habe alles in den ersten Wurf reingelegt.  Leider war er ungültig“, sagte Westphal nach dem Wettkampf.  Und tatsächlich, sein Wurf von ca. 56 m ließ erkennen, was er an diesem Tag vorhatte.

Nachdem er im zweitem Versuch nur  47,17 Meter zustande brachte, versuchte Henri Alter mit einem Paukenschlag auf sich aufmerksam zu machen.  Mit einem schnellen und sauberen Abwurf ließ  er seinen Speer fast drei Meter über die 55m-Marke segeln.  Aber die Enttäuschung war bei ihm groß, als der Kampfrichter diesen Wurf ungültig wertete und die rote Fahne hob. Der vierfache hessische Jugendmeister hatte nach dem Abwurf mit dem linken Fuß die weiße Abwurflinie berührt und damit gegen die Regel 187 Nr. 14 d IWB verstoßen, in der festgelegt ist, dass man mit irgendeinem Teil seines Körper diese Linie nicht berühren darf.

Auch im dritten Durchgang hatte der hessische Jugendmeister aus Wanfried einen ungültigen Versuch, der ca. 55 Meter weit war.  Henri Alter wollte auf seinen guten zweiten Versuch mit seinem letzten Wurf im Vorkampf noch einen draufsetzen, aber er warf den Speer viel zu flach ab.  Dennoch steigerte er sich mit diesem missglückten Versuch auf 55,19 Meter.

Nach drei Durchgängen führte Henri Alter mit 55,19 Meter vor Karl Westphal (47,17 m) und Lokalmatador Nelson Eckhardt, der mit 35,51 m zufrieden sein musste.

Kann sich der amtierende hessische Jugendmeister im Endkampf noch fangen oder bleibt er wieder unter Wert wie bei den süddeutschen Meisterschaften, wo er sich mit 53,69 Meter gerade noch als Achter in das Finale retten konnte? So lautete die Frage, bevor der Endkampf begann.  Die Spannung wuchs, als  Karl Westphal zum vierten Mal anlief und zum Gegenschlag ausholte. Er gab seine Antwort mit einer grandiosen Steigerung.  Als der Kampfrichter vom Bandmaß die Leistung von 57,88 Meter ablas, riss Karl Westphal zum Zeichen der zurück gewonnenen Führung beide Arme nach oben und  begleitete auch rein optisch diese großartige Weite. Damit steigerte er die von ihm gehaltene hessische Jahresbestleistung von 57,14 Meter um weitere 74 Zentimeter.

Diese Steigerung zeigte bei Henri Alter Wirkung und musste erst einmal verdaut werden. Er lief viel zu langsam im vierten Versuch an und kam deshalb nur auf 52,61 Meter. Diese kleine Schwäche machte seinen Freund noch stärker. Und nach einem herrlichen Wurf bohrte sich im fünften Durchgang die Speerspitze bei der Landung mehr als drei Meter hinter der 55m-Linie in den Rasen. Die Zuschauer klatschten begeistert Beifall, denn man ahnte förmlich die neue Rekordweite.

Dieser fünfte Wurf war so herrlich, so schön, dass man sofort das Gefühl hatte, jetzt wird das Kontern für Henri Alter schwer, wenn nicht gar unmöglich. Die 58,16 Meter waren ein weiterer Paukenschlag für den Melsunger, der das Blatt noch einmal wenden wollte.  Mit 54,83 Meter zeigte er nicht nur, dass er beständig um  55 Meter werfen, sondern auch kämpfen kann. Aber es fehlte ihm im Finale die Lockerheit.

Nachdem Karl Westphal im letzten Versuch auf 55,40 Meter kam, hatte es Henri Alter mit seinem letzten Wurf in der Hand, dieses Duell noch für sich zu entscheiden.  Er setzte alles in seine Willenskraft und gute Technik. Auch wenn dieses Mal der Anlauf nicht ganz so schnell war, streifte er bei absoluter Windstille die 57m-Marke.  Henri Alter verbesserte seinen eigenen Kreisrekord, den er bei süddeutschen Meisterschaften als Vierter mit 56,64 Meter aufgestellt hatte, um weitere achtzehn Zentimeter. Er zeigte sich dennoch unzufrieden.  „Nach meinen Trainingsergebnisse hätte ich heute zwei Meter mehr erwartet“, sagte er und gratulierte seinem Freund zum Sieg.

In vier den Duellen der beiden besten U18-Speerwerfer des Landes konnte sich der Bartenwetzer nur bei den süddeutschen Meisterschaften durchsetzen.  Bei den drei anderen Aufeinandertreffen lag Karl Westphal vorn. Auch dieses Mal hatte man mit der Reihenfolge Karl Westphal vor Henri Alter gerechnet. Auch die Weiten von 58,16 und 56,82 Meter entsprachen den hohen Anforderungen eines solchen Duells. Hinter den beiden Spitzenwerfern klaffte eine große Lücke, denn Nelson Eckardt von LSC Bad Nauheim landete abgeschlagen mit 36,43 Meter auf den dritten Platz.

Für Karl Westphal, der manchmal in Melsungen mit Henri Alter trainiert, war diese Weite ein Triumph zur rechten Zeit war, denn er wurde vor wenigen Tagen vom Hessischen Leichtathletik-Verband aus dem Speerwurfkader ausgemustert. „Ich erkenne sowohl bei Karl als auch bei Henri eine erfolgsversprechende Leistungsperspektive“, sagte Alwin J. Wagner und betonte, dass beide Athleten zunächst durch ein vielseitiges Training aufgebaut wurden und großartige Leistungen im Mehrkampf erzielten. Sie sollten sich erst in der U20-Klasse spezialisieren und ihre besten Leistungen bei den Junioren oder in der Männerklasse erzielen. „Viele HLV-Kaderathleten werden bereits in den Schülerklassen recht einseitig trainiert und verlieren im A-Jugendbereich die Lust und Motivation und beenden ihre Laufbahn nach zwei oder drei Jahren“, so Wagner weiter.

„Ich habe die Entscheidung, nicht mehr dem HLV-Kader anzugehören, hingenommen, aber mit diesem Ergebnis habe ich bewiesen, dass eine weitere Förderung angebracht wäre. Nach diesem Rausschmiss fühle ich mich mehr als nur herausgefordert. Die erste Antwort habe ich in Bad Nauheim gegeben“, sagte Hessens Nummer eins im Speerwerfen der U18 und wird demnächst wie Henri Alter hoch motiviert  in das Wintertraining einsteigen. (ajw)