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DHB-Pokal: MT erreicht nach Arbeitssieg das Viertelfinale

Melsungen. Die MT Melsungen hat das Viertelfinale im DHB-Pokal erreicht. Gegen den HBW Balingen-Weilstetten siegten die Nordhessen drei Tage nach ihrem Triumph beim THW Kiel mit 27:23 (12:10). Vor 1.152 Zuschauern in der ausverkauften Melsunger Stadtsporthalle setzte sich in einem zähflüssigen Spiel am Ende die Mannschaft mit der größeren Routine durch. Herausragende Akteure beim Gastgeber waren Per Sandström (17 Paraden) sowie Michael Allendorf (7 Tore) und Nenad Vuckovic (6). Für den HBW trafen Dragan Tubic, Christoph Theuerkauf und Manuel Liniger (alle jeweils 4) am häufigsten.

Genau nach sieben Jahren und sieben Monaten absolvierte die MT erstmalig wieder ein Pflichtspiel in der Sportstätte an ihrem Stammsitz Melsungen. Voller Erwartungen und mit geradezu überschwänglicher Begeisterung empfingen die Fans in der ausverkauften Stadtsporthalle “ihre Helden von Kiel” – Gänsehautstimmung pur schon beim Einlaufen der Mannschaft. Zum Start schickte Trainer Michael Roth die gleiche Aufstellung aufs Parkett, die am Sonntag bei den Nordlichtern für Furore gesorgt hatte. Der sich wieder einsatzbereite Alexandros Vasilakis blieb also noch auf der Bank. Für ihn stand Malte Schröder im rechten Rückraum.

Dann mussten sich die Zuschauer aber rund drei Minuten lang gedulden, ehe nach einigen Angriffen beider Teams der erste Treffer fiel und Kreisläufer Felix Danner das 1:0 erzielte. Wer nun gedacht hatte, damit sei der Knoten bei der MT geplatzt, wurde eines Besseren belehrt. Denn die “Gallier von der Alb” machten der MT mit einer aggressiver 3:2:1-Abwehr das Leben schwer. Wie zäh sich die Partie weiter entwickelte, zeigte der weitere Verlauf der ersten Halbzeit, die sich bis zur 29. Minute so zusammenfassen lässt: Die MT legte vor, Balingen glich aus; ab dem 3:3 (12.) in umgekehrter Reihenfolge und ab dem 7:7 (20.) erneuter Wechsel bis zum 10:10 (30.). Weiteres Indiz für die Ausgeglichenheit bis dahin war die Tatsche, dass sich auf beiden Seiten fast die gleiche Anzahl unterschiedlicher Spieler in die Torschützenliste eintragen durften. Bei der MT hatten sieben und beim HBW acht Akteure zu diesem Zwischenstand beigetragen.

Grund zum verstärkten Jubel hatte das Publikum kurz zuvor bei einem fulminanten Gegenstoß durch Michael Allendorf zum 10:9, der aber sogleich durch ein Siebenmeter-Tor von Balingens Kai Häfner egalisiert wurde. Dann erlaubte sich Christoph Foth, mit 20 Jahren der Jüngste im Gästeteam, ein siebenmeter- und zeitstrafenpflichtiges Vergehen. Die MT nutzte dies in Windeseile von der Strafwurflinie (Karipidis) und per Tempogegenstoß (Vasilakis), um in den verbleibenden 15 Sekunden bis zum Halbzeitpfiff mit 12:10 in Führung zu gehen. Kurz zuvor hatte HBW-Trainer Dr. Brack noch ein Team-Timeout genommen und – um die Unterzahl zu kompensieren – den Torhüter gegen einen zusätzlichen Feldspieler ausgetauscht. Die Wirkungs indes war ausgeblieben.

Der zweite Durchgang glich bis weit in die Schlussphase hinein dem ersten. Geschlagene 21 Minuten beharkten sich die beiden Kontrahenten auf Augenhöhe. Nennenswertes Kapital konnte auch nicht aus Extremsituationen wie Über- oder Unterzahl geschlagen werden. Für einen hohen Unterhaltungsfaktor sorgten zwischendrin die Tore von Michael Allendorf – entweder über Linksaußen, per Gegenstoß oder Kempa-Trick – sowie die mittlerweile von Balingen kultivierte “Eishockey-Strategie “: Torhüter raus, zusätzlicher Feldspieler rein. Wobei der Gästetrainer anschließend auch genau damit haderte, weil seine Schützlinge sich nicht immer an die einstudierte Strategie hielten und demzufolge auch Gegentreffer hinnehmen mussten.

Warum das Pendel der knappen Begegnung aber trotzdem irgendwann zugunsten der MT ausschlug, lag am Doppelschlag des Kapitäns. Nenad Vuckovic brachte seine Farben sechs Minuten vor dem Ende mit 23:21 nach vorn. Dr. Brack wollte den aufkommenden Drang Melsungens per Team-Timeout bremsen, aber direkt nach Wiederanpfiff war es erneut Vuckovic, der nachlegte. Auch wenn die Schwaben sich nicht unterkriegen lassen wollten und Liniger und Tubic jeweils Sandström überlisteteten, änderte das nichts an der Tatsache, dass die Nordhessen endgültig auf die Zielgerade eingebogen waren.Ermöglicht hatte dies vor allem auch der Melsunger Keeper. “Pelle” Sandström zeigte durch kontinuierliche Steigerung im Verlauf des zweiten Durchgangs, dass er seine “Form von Kiel” wieder erreicht hatte. Vor allem in der entscheidungsträchtigen Schlussphase, als er gleich mehrfach Balinger Großchancen zunichte machte.

Nachdem der HBW nach 57:11 gespielten Minuten einen letzten Versuch unternahm, mit einer Auszeit den Siegeswillen der MT zu brechen, damit aber scheiterte, lief dieses Erstliga-Duell so aus, wie es sich aus Melsunger Sicht alle gewünscht hatten. Unter der lautstarken Anfeuerung der Fans, die sich nun allesamt von ihren Sitzen erhoben hatten, setzte Regisseur Patrik Fahlgren mit zwei Toren in Folge die Schlusspunkte beim verdienten Arbeits-Pokalsieg der MT über den HBW Balingen/Weilstetten. Bernd Kaiser

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Am Anfang haben wir dann auch prompt viele Fehler gemacht. Die Köpfe waren müde und die Beine schwer. 15 technische Fehler sind eine Quote, die wir sonst nicht haben. Aber man muss auch gestehen, dass uns Balingen an die Grenze gezwungen hat. Zum Glück haben wir aber inzwischen eine Mannschaft, die auch ein schlechtes Spiel noch siegreich gestalten kann. Pokal ist Pokal, und da will man unbedingt weiterkommen. Jetzt hoffen wir auf ein gutes Los für das Viertelfinale; Kiel vielleicht. Aber Spaß beiseite, ich bin stolz auf meine Mannschaft. Das war eine schwere Geburt, aber wir haben sie gut überstanden.

Dr. Rolf Brack: Natürlich denkt man darüber nach, wie man ins Final Four kommen kann. Das habe ich heute vor dem Spiel auch gemacht, zumal wir ja mit dem Achtelfinale schon recht dicht dran waren. Aber Melsungen war hervorragend eingestellt auf die Situationen sechs gegen sieben. Wenn ich auch sagen muss, dass wir da geduldiger hätten spielen müssen. In der entscheidenden Phase war dann Fahlgren der Matchwinner mit seinen wichtigen Toren. Es war ein von beiden Abwehrreihen geprägtes Spiel. Und es war irgendwie schon so, dass es die MT gegen Kiel leichter hatte, Tore zu erzielen als gegen uns.

Statistik

MT Melsungen: Appelgren (0 Paraden / 2 Gegentore), Sandström (17 P. / 21 G.); Stenbäcken (1), Mansson, Kubes, Fahlgren (3), Schröder (1), Vasilakis (3), Hildebrand, Danner (3), Karipidis (3/2), Allendorf (7), Vuckovic (6).

HBW Balingen-Weilstetten: Putera (3 P. / 6 G.), Katsigiannis (8 P. / 21 G.); König (2), Foth, Herth (3/2), Tubic (4), Ettwein (1), Schlinger (3), Theuerkauf (4/2), Wessig,Häfner (1), Skvaril, Billek (1), Liniger (4).

SR: Lars Geipel (Leipzig) / Marcus Helbig (Steuden).
Zeitstrafen: 8 – 6 (Karipidis 7:50, Fahlgren 16:03, Stenbäcken 45:02, Danner 51:53 – Billek 13:21, Schlinger 17:42, Foth 29:34).
Strafwürfe: 2/2 – 4/4
Zuschauer: 1.152 in der Stadtsporthalle, Melsungen (ausverkauft)

Alle Ergebnisse des Achtelfinales auf einen Blick
GWD Minden – TuS N-Lübbecke 27:26 (11:12)
Rhein-Neckar Löwen – SC Magdeburg 34:33 (14:15)
VfL Bad Schwartau – THW Kiel 26:35 (10:19)
TV Emsdetten – HSV Hamburg 29:30 (13:14)
HSG Nordhorn-Lingen – SG Flensburg-H. 19:35 (9:16)
ThSV Eisenach – HC Erlangen 24:15 (13:7)
SG BBM Bietigheim – TSV Hannover-Burgdorf 17:34 (9:18)
MT Melsungen – HBW Balingen-Weilstetten 27:23 (12:10)

Die Paarungen des Pokal-Viertelfinales werden am kommenden Dienstag, 18. Dezember, ausgelost. Und zwar vor dem Bundesligaspiel TuS N-Lübbecke vs. SG Flensburg-Handewitt (Anwurf 20.15 Uhr) um 19.50 Uhr. Sport1 überträgt live. Das Viertelfinale wird am 6. Februar 2013 ausgespielt. Weitere Spieltermine des Pokalwettbewerbes 2012/13: 13./14. April 2013 (Lufthansa Final Four).