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Dohle in Hessen stark gefährdet?

Hessen. Kartierungen des Landesbetriebs Hessen-Forst ergaben eine erstaunlich hohe Dohlenpopulation im hessischen Wald. Der Vogel des Jahres 2012 ist in Städten zwar häufig sichtbar, im Wald jedoch ausgesprochen scheu und nur schwer nachzuweisen. Ein gemeinsames Projekt von Hessen-Forst und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) hat wertvolle Erkenntnisse geliefert.

Eine Umfrage unter den hessischen Förstern hat eine Zahl von mindestens 650 – 700 Brutpaaren ergeben, die ihre Jungen in Schwarzspechthöhlen großziehen. Rechnet man Unsicherheiten bei der Erhebung sowie teils nicht kartierte Flächen im Kommunal- und Privatwald hinzu, so dürften 1.400 bis 1.600 Dohlenpaare in hessischen Wäldern vorkommen. Damit brüten etwa 60 Prozent der in Hessen von der HGON auf 2.500 bis 3.000 Brutpaare geschätzten Population in den Wäldern Hessens.

Dieser hohe Waldbrüteranteil ist – soweit bekannt – bundesweit einmalig und zeigt die Bedeutung des Waldes für die Dohle als Brutvogel in Hessen.

Außerhalb des Waldes ist die Art besonders durch die gravierenden Umbrüche in der Landwirtschaft gefährdet. Vor allem die starke Zunahme des Maisanbaus und anderer Energiepflanzen entzieht der Dohle und auch vielen anderen Offenlandarten wichtige Nahrungsflächen. Auch durch Gebäudesanierung sowie Renovierungsarbeiten an Kirchtürmen und anderen alten Gemäuern sind in der Vergangenheit der Dohle viele Brutplätze verlorengegangen.

Schwarzspecht zimmert der Dohle das Heim
Besser sieht es im Wald aus. Dort baut der Schwarzspecht als Quartiermacher das Heim der Dohle. Er wiederum profitiert von der in ganz Hessen verbreiteten Fichte. Dieser Nadelbaum sorgt über die an sie gebundene Waldameise zu einem hohen Nahrungsangebot für den Schwarzspecht, der so sein Verbreitungsgebiet erweitern konnte. Der Schwarzspecht wiederum baut Höhlen im Stamm von Buchen, die die Dohlen gerne nutzen.

Naturschutzleitlinie sichert Höhlenbäume
Die Eignung des Waldes ist als Brutbiotop auch durch die Ausweisung von Höhlenbäumen als geschützte Habitatbäume im Rahmen der Naturschutzleitlinie von Hessen-Forst gesichert.

Vor allem die hessischen Mittelgebirge wie Vogelsberg, Rhön, Spessart, Lahn-Dill-Bergland und Westerwald locken Dohlen in großer Zahl an. Hier gibt es neben einem hohen Waldanteil auch ausgedehnte, reich strukturierte Grünländereien, die für die Ernährung der Art ausschlaggebend sind. Insbesondere Weideflächen mit extensiver Großviehhaltung bieten durch Insektenreichtum und kurz gehaltenes Gras ideale Nahrungsflächen. Die höchsten Dichten weist der Burgwald auf: Hier scheinen die Lebensbedingungen für die Dohle besonders günstig zu sein.

Durch die Wahl zum „Vogel des Jahres“ bekam die Dohle in 2012 eine besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Diese sollte dazu genutzt werden, die Lebensbedingungen für diese Vogelart nun auch außerhalb der Wälder zu verbessern.

Hintergrund: Die Dohle ist der „Vogel des Jahres 2012“. Sie bewohnt nicht nur alte Gemäuer – wie Burgen, Kirchen und Schlösser – sondern fühlt sich auch auf Dachböden und in Schornsteinen heimisch. Der anpassungsfähige Singvogel brütet aber ebenso in Baumhöhlen in Parks und Alleen und legt sein Nest auch in Wäldern an. Dabei nutzt er nahezu ausschließlich die großräumigen Höhlen des Schwarzspechts in älteren Buchenbeständen. Hauptsache dunkel und in Gesellschaft, denn die Dohle ist ein ausgeprägter Koloniebrüter. Bis zu 20 Brutpaaren kann solch eine Kolonie im Wald beherbergen und wenn möglich, nutzen auch gerne mehrere Brutpaare ein und denselben Höhlenbaum. Bevorzugt werden dabei Höhlen in Waldrandnähe, denn ihre Nahrung sucht die Dohle ausschließlich im Offenland. Auch außerhalb der Brutzeit liebt sie die Geselligkeit und ist immer in größeren Trupps, oft zusammen mit Raben- und Saatkrähen, unterwegs. (red)



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