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Film- und Vortragsabend über Nationalsozialismus in Homberg

Homberg. Am 12. Juni 1933 erfolgte im Kreisblatt seine Ankündigung: Der erste Film über Homberg war fertig – „Wehrsport und Wehrgeist im schönen Hessenland“. Und darauf waren die Homberger zumindest in Teilen wohl mächtig stolz. Produziert worden war der Streifen von der Gaufilmstelle im Auftrag der Kreisleitung der NSDAP. Seine Uraufführung fand am 15. Juni um 20.30 Uhr bei „Walther“ (Deutscher Kaiser) statt. Der Titel der Produktion trifft nur auf Teile des Films zu. Zu sehen waren zahlreiche Ereignisse, politischer, militärischer aber auch gesellschaftlicher Natur aus den ersten Monaten des NS-Staates im Kreis Homberg. Dazu waren viele Szenen zu sehen, in denen Homberger und andere Sehenswürdigkeiten präsentiert wurden, die zum Teil später in den Film hinein montiert worden waren, so dass er zudem in Teilen den Charakter eines Werbefilms bekam (weitere derartige Filmsequenzen sollten später noch in den Film hinein geschnitten werden). Die Produktion hatte allerdings keinen Ton, aber eingeblendete Schrifttafeln informierten die Zuschauer immer über die folgenden Filmsequenzen.

Das nimmt die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ der Homberger THS unter der Leitung von Thomas Schattner zum Anlass, für den 30. Januar 2013, 19 Uhr, zu einen Film- und Vortragsabend in die VR-Bank Homberg einzuladen. Die Oberstufenschüler werden den Film eingangs in die Geschichte der Homberger NSDAP ab 1925 einbetten, später besonders in die Phase der nationalsozialistischen Machtübernahme zwischen 1930 und 1934 einordnen und auch bestimmte Großereignisse des Films kommentieren. Denn die Premiere des Films fiel 1933 in eine Etappe der NS-Machtübernahme der permanenten Mobilmachung, da Hitler auch bei den bei Weitem nicht mehr freien Wahlen am 5. März 1933 keine absolute Mehrheit auf Reichsebene erreichte.

Unter anderem sind folgende Ereignisse in der Kreisstadt des Frühjahres 1933 in dieser Produktion zu sehen:
– das große Wehrsporttreffen der Standarte 173 der SA und der Motor-SA am 23. und 24. April, bei dem unter unter anderem Geländeübungen um den Werr- und den Mosenberg durchgeführt wurden,

– die Wiedersehensfeier mit den ehemaligen 11er Artilleristen mit Festzug und Reit- und Fahrtturnier am 6. und 7. Mai, dabei auch die Traditionsbatterie Fritzlar (dieses Ereignis nimmt mit Abstand den größten Raum im Film ein),

– der Aufmarsch der 6.000 SA-Männer auf dem Marktplatz vor SA-Standartenführer Willy Wagner, ihre Verpflegung auf dem Schützenplatz, etc.,

– die Stadt des Handwerks und des Gewerbes mit 10.000 Menschen und einem großen Festumzug, dazu z.B. ein großer SA-Aufmarsch in Borken.

Vieles dabei wirkt heute absurd, zum Beispiel wie SA-Männer in Bäumen sitzen und durch Wiesen robben, damals nannte man das „Wehrsport“ und „Wehrgeist“. Des Weiteren gibt es neben zahlreichen Sequenzen, die Homberger Sehenswürdigkeiten (Marienkirche, Marktplatz, Schlossberg, Stellberg, einzelne Winkel und Gassen in der Stadt, etc.) zeigen, Bilder vom Preag-Gelände in Borken, startende Segelflieger auf dem Mosenberg, vom Homberger Basaltwerk, Geländeritte beim Schloss Falkenberg und durch die Schwalm bei Harle, Einstellungen, die das Rinne- und Efzetal zeigen, etc.. Eine originale Kopie des Films ist noch in Homberg vorhanden und wird seit 2006 auch auf DVD verbreitet. Des Weiteren ist der Film auch seit einiger Zeit im Internet präsent.

Buchvorstellung
Am gleichen Abend wird ein spendenfinanziertes Buch von 139 Seiten unter dem Titel „Grundlegende Aspekte zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1925 bis 1934 in Homberg und Umgebung“ von Thomas Schattner der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das Besondere: Schattner verzahnt die Machtübernahme im Lokalen mit der des Deutschen Reiches. Hitlers Kanzlerschaft wird hier als der Beginn der Diktatur und als die Errichtung derselben vor allem im Frühjahr und Frühsommer 1933 begriffen, ohne auf Ereignisse 1925/1928 und vor allem auf 1930ff. zu verzichten. Streng genommen, begann die Machtübernahme in Homberg bereits 1925. Deshalb setzt dieses Buch auch mit dem Jahr 1925 ein. Dennoch bleibt es mehr als fraglich, ob sich die Nationalsozialisten auf Reichsebene wirklich schon im Januar 1933 über jedes kleine Detail des einzuschlagenden Weges bei der Machteroberung im Klaren waren. Abgeschlossen war die dann auch erst im August 1934, nachdem die SS (Schutz-Staffel) am 30. Juni bis 2. Juli 1934 die gesamte SA-Führung (Sturm-Abteilung, eine paramilitärische Organisation der NSDAP) beseitigt und damit entmachtet worden war und Hitler nach Hindenburgs Tod die Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten in Personalunion führte sowie die Reichswehr nun den Eid auf den „Führer“ leisten musste. Markante Ereignisse, die über die Geschichte der Stadt hinaus Bedeutung erlangten, werden mit berücksichtigt. U.a. thematisieren Aufsätze auch Ereignisse in Berge, Borken, Breitenau, Fritzlar, Hülsa, Melsungen und Wabern.

Die VR-Bank und die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bitten um eine Anmeldung bis zum 25. Januar per E-Mail bei der Homberger THS, Sekretariat@THS-homberg.de. (Thomas Schattner)