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IHK Kassel-Marburg feiert 250-jähriges Bestehen

Volker Bouffier:„IHK ist Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaftsgeschichte“

Kassel. Ihr 250-jähriges Bestehen hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg am Freitagabend in der documenta-Halle in Kassel gefeiert. Über 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Schulen und Verbänden kamen zusammen, um einer der ältesten IHKs in Deutschland zu gratulieren. Als Festredner überbrachten der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und DIHK-Präsident Prof. Dr. Hans Heinrich Driftmann besondere Glückwünsche. Gastgeber und IHK-Präsident Dr. Martin Viessmann blickte auf die lange Geschichte der Kammer zurück.

Der Ministerpräsident erklärte: „Seit einem Viertel Jahrtausend sprechen Unternehmen in Nordhessen und dem Altkreis Marburg mit einer starken Stimme. Das Ziel ist damals wie heute gleich: Bestmögliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft der Region zu schaffen. Dank eines beispielhaften Engagements durch die Jahrhunderte ist die IHK heute ein Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Dazu gratuliere ich herzlich“, sagte Volker Bouffier. Die Weichen für eine ebenso erfolgreiche Zukunft seien gestellt: „Ein hervorragender Arbeitsmarkt, ein breiter Branchenmix, der Innovationen fördert und ein wettbewerbsfähiger Mittelstand sorgen dafür, dass der Norden unseres Landes eine der dynamischsten Regionen der Bundesrepublik ist“, betonte der Regierungschef. „Über 3.000 Haupt- und Ehrenamtliche übernehmen bei der IHK Verantwortung für ihre Heimat: Ihr Einsatz ist der Motor des Erfolgs“, so der Ministerpräsident abschließend.

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Prof. Dr. Hans Heinrich Driftmann, gratulierte im Namen der gesamten IHK-Organisation. Inklusive der Kammer für Nordhessen und dem Altkreis Marburg gibt es in der Bundesrepublik 80 IHKs. Die Institution IHK „hat sich tapfer geschlagen in all den Jahren voller Veränderungen, Katastrophen und Irrungen und Wirrungen“, lobte Driftmann. „Besonders herzlich gratuliere ich den vielen Generationen von Kaufleuten in dieser Region – Frauen und Männern, die wie in einem Staffellauf von Generation zu Generation die Idee der engagierten Kaufmannschaft weitergegeben haben – zugunsten der Region, zugunsten der Menschen, die hier leben, und auch zugunsten des eigenen Geschäfts.“ Viele hätten vieles geleistet. Zugleich sei das 250-jährige Jubiläum Ansporn und Appell an Engagement und Verantwortungsbewusstsein.

In Europa und der Welt würde er immer wieder gefragt, warum sich Deutschland nach der Krise in den Jahren 2008 und 2009 so schnell erholen konnte. Dafür gebe es viele Gründe, sagte Driftmann. Einer gehöre auf jeden Fall dazu: In der Bundesrepublik lebe man in Regionen. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Region mithalten kann im internationalen Wettbewerb als Lebens- und Wirtschaftsraum“, erklärte der DIHK-Präsident. „Die IHKs spielen dabei eine ganz zentrale Rolle.“

Auch auf die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum ging Driftmann in seiner Rede ein. Wer die Ursachen der Krise nachhaltig beseitigen wolle, müsse einer Politik auf Pump den Riegel vorschieben. „Politik hat mit Rabatt verkauft und wir haben den Rabatt gerne mitgenommen“, sagte er. „Dieses Geschäftsmodell kann für den Staat nicht aufgehen.“ Der DIHK-Präsident sprach sich für eine Kultur des Hinsehens aus: „Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat: Hinschauen, Erkennen, was ist, Anpacken und Verantwortung übernehmen – im Kleinen wie im Großen – wir alle, Bürgerinnen und Bürger, wir mit und in unseren Unternehmen sowie die Politik.“

Einen Überblick über 250 Jahre wirtschaftliche Selbstverwaltung in der Region gab IHK-Präsident Dr. Martin Viessmann. Am 8. März 1763 wurden erstmals Repräsentanten der Wirtschaft, Fabrikanten und Kaufleute abgefordert, sich selbst um wesentliche Belange der wirtschaftlichen Entwicklung zu kümmern, berichtete er. Von Anfang an habe die Förderung des Messeplatzes Cassel im Mittelpunkt der Aktivitäten gestanden. Dann seien Infrastrukturaufgaben hinzugekommen, die Verkehrspolitik, zudem die Förderung von Bergbau und Fabrikwesen sowie der Aus- und Weiterbildung. „Allesamt Themen, die uns auch heute beschäftigen“, sagte Viessmann.

Tatsächlich geändert haben sich in den 250 Jahren immer wieder die Namen: vom Commercien-Collegium, dem Handels- und Gewerbeverein, der Gewerbekommission, der Handelskammer oder Gauwirtschaftskammer über die IHK Kassel bis zur IHK Kassel-Marburg. „Abseits aller Begrifflichkeiten findet die Stetigkeit der Industrie- und Handelskammer über 250 Jahre hinweg Ausdruck in ihrer grundlegenden Orientierung an der nachhaltigen Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft der Region“, erklärte Viessmann. Das Konstrukt der Industrie- und Handelskammer sei „ein kostbares Privileg für die regionale Wirtschaft“. Viessmann: „So wie dieses in der Vergangenheit gegen staatliche Eingriffe behauptet werden musste, so haben wir es auch heute immer wieder durch unser verantwortliches Handeln zu legitimieren.“

Der IHK-Präsident bedankte sich bei den etwa 3000 Frauen und Männern, die sich ehrenamtlich in der IHK Kassel-Marburg für die Belange der regionalen Wirtschaft einsetzen, und lobte ihr „herausragendes Engagement“. „Sie sorgen dafür, dass unser Wort gegenüber der Politik gilt und etwas wert ist. Ihre Vielfalt unterbindet von vornherein eine spezifische und einseitige Interessensvertretung“, sagte er. „Ehrenamt und Hauptamt sorgen gemeinsam dafür, dass alle Themen kompetent, sachlich und nachhaltig aufgegriffen und verfolgt werden.“ Sie stünden vor großen Herausforderungen in der Region, die es zu meistern gelte: unter anderem die demografische Entwicklung und das damit verbundene Gewinnen und Sichern von Fachkräften, die Stärkung der Attraktivität der ländlichen Standorte, das Verbessern der Ausbildungsfähigkeit junger Menschen sowie der Ausbau der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Über die IHK-Organisation bringe sich die Wirtschaft bei überregionalen Themen wie beispielsweise der Ausgestaltung der Energiewende ein.

„Vor 25 Jahren waren wir noch Zonenrandgebiet, heute sind wir ein prosperierender Wirtschaftsraum im Herzen Europas“, brachte Viessmann die entscheidende Entwicklung der jüngeren Geschichte auf den Punkt. „Offensichtlich ist es gelungen, in den vergangenen Jahren die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen, um die sehr erfreuliche Entwicklung zu unterstützen.“

Zu Beginn des Festaktes hatte die IHK das offizielle Video zum Jubiläum vorgestellt – eine faszinierend-kurzweilige Zeitreise, die innerhalb von knapp zehn Minuten auf die Meilensteine der regionalen Wirtschaftsgeschichte eingeht. Das Video ist auch unter www.ihk-kassel.de zu finden. Außerdem wartete ein besonderes Sinneserlebnis auf die Gäste in der documenta-Halle: Sie konnten die Kammerhistorie mithilfe verschiedener Erlebniskunstwerken hautnah erleben. Die Ausstellung ist auch nach dem Festakt noch zu sehen. Sie ist im Foyer der IHK Kassel-Marburg, Kurfürstenstraße 9, zu finden.

Die Jubiläumsfeier moderierten die Brüder Grimm, verkörpert durch die Schauspieler Carlo Ghirardelli und Stefan Becker. Musikalisch sorgte unter anderem das Gitarren­ensemble der Musikakademie der Stadt Kassel für Stimmung. Mit von der Partie: die bundesweit bekannte Harfenistin Meike Rath. Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Lohmeier ließ es sich nicht nehmen und spielte mit seiner Band einige Songs. Für das Catering sorgte das Parkhotel Emstaler Höhe. (red)