Guxhagen-Breitenau. Zu einer Frauenreise der besonderen Art trafen sich kürzlich 45 Frauen aus dem gesamten Schwalm-Eder-Kreis. Bereits zum vierten Mal organisierte das Frauennetzwerk e.V. eine Busreise, die zum Programmangebot rund um den internationalen Frauentag gehört. Die bisherigen Reisen führten immer in mehrere Orte. In diesem Jahr konzentrierte sich das Angebot auf ein Ziel. In der Gedenkstätte im ehemaligen Kloster Guxhagen-Breitenau begaben sich die Teilnehmerinnen auf die Spuren vergessener Frauen, die in dem Konzentrations- und Arbeitserziehungslager während der Zeit des Nationalsozialisums inhaftiert waren.
Zunächst informierte ein Film über die Geschichte des Klosters und gab Einblicke in die Lebenssituationen der Insassinnen. Anschließend führte Frau Hanke, pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte, durch die historische Anlage einschließlich der Kirche. Sie informierte sehr anschaulich über die wechselvolle Geschichte des Ortes im 20. Jahrhundert. Diese reicht vom Konzentrationslager in den Jahren 1933/1934 über ein Straflager der Geheimen Staatspolizei in der Kriegszeit bis hin zur Nachkriegsnutzung als Mädchenerziehungsheim.
In einer sehr eindrucksvollen Powerpoint Präsentation schilderte Frau Hanke Einzelschicksale von Frauen, die zum Beispiel als Mitglieder anderer Parteien oder religiöser Zugehörigkeiten, wegen angeblicher intimer Beziehungen zu Zwangsarbeitern und „arischen“ Männern und als Jüdinnen in Schutzhaft genommen und später in Konzentrationslager deportiert wurden und dort zum Teil verstarben.
Nach dem Besuch der kleinsten Fachwerkkirche Hessens in Körle-Wagenfurth konnten die Eindrücke dieser informativen, aber auch sehr nachdenklich stimmenden Reise bei dem gemeinsamen Kaffeetrinken und angeregten Gesprächen verarbeitet werden. (Reinhild Vogt)