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MT Melsungen sucht nach Erfolgserlebnis

Nenad Vuckovic (23) und Daniel Kubes (7) halten Neuhausens Kreisläufer Alexander Becker in Schach. Foto: Heinz HartungMelsungen. Die Tabellenposition betreffend, ist die MT Melsungen am 27. Spieltag der DKB Handball-Bundesliga gegenüber ihrem Kontrahenten TV Neuhausen klar im Vorteil: Der Elfte reist am Ostersonntag als Favorit zum abstiegsbedrohten Sechzehnten ins Schwabenland. Anwurf in der Paul-Horn-Arena in Tübingen ist um 17.30 Uhr.

1:15 Punkte aus den letzten acht Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Weil aber auch die unmittelbare Konkurrenz vor Rückschlägen nicht gefeit war, wurde die MT Melsungen bislang “nur” auf Platz 11 zurückgeworfen. Beruhigend: Damit ist für sie ihr Ziel, die Saison am Ende einstellig zu beenden, noch in Reichweite. Ebenso kann auch Aufsteiger Neuhausen sein Vorhaben “Klassenerhalt” noch realisieren. Weil aber für beide Teams zur Erfüllung ihrer Träume am Sonntag ein Sieg praktisch unabdingbar ist, ist in Tübingen eine heiß umkämpfte Partie zu erwarten.

“Wir sind am Sonntag Favorit, das ist nicht wegzudiskutieren und wir müssen aus dieser Rolle heraus ganz einfach die Punkte holen”, gibt sich Malte Schröder kämpferisch. Der Halbrechte selbst hat nach seiner ordentlichen Vorstellung zuletzt gegen Berlin den Grund geliefert, optimistisch gen Neuhausen zu blicken. Wie übrigens auch seine Mannschaftskameraden. Denn das Team insgesamt hat im Mittwochspiel gegen die Füchse 40 Minuten lang vieles richtig gemacht. Ehe dann der Einbruch kam und eine ganze Serie an technischen Fehlern eine mögliche Sensation gegen die Championsleague-Mannschaft verhinderte.

Das soll, ja das muss geradezu gegen Neuhausen anders werden. So fordert es Michael Roth. “Wir müssen unser Angriffsspiel deutlich verbessern”, hatte der MT-Coach schon gleich nach dem Berlin-Spiel angemahnt. Dabei weiß er aber auch um die Situation, in der nun – nach dem Weggang der beiden Rückraumspieler Sanikis und Vasilakis – der Spielfluss ersteinmal wieder neu gefunden werden muss “Mit Jonathan Stenbäcken und Malte Schröder zum Beispiel sind jetzt plötzlich zwei Spieler verstärkt gefordert, die in der Hinserie eher sporadisch zum Einsatz kamen. Da ist es verständlich, wenn Abstimmung und Geschwindigkeit im Aufbauspiel noch nicht optimal sind”.

Allen Beteiligten in der MT ist klar, dass es nicht nur fürs Tabellenbild, sondern vor allem auch für die Psyche ungemein wichtig ist, sich schnellstmöglich ein Erfolgserlebnis zu verschaffen. Deshalb wird jetzt verstärkt das in solchen Krisen zu Recht übliche “enge Zusammenrücken” herauf beschworen. “Den Wegfall der Qualität, die die beiden Spieler, die uns verlassen haben, in Topform ja zweifelsohne hatten, müssen jetzt alle anderen durch vermehrten Einsatz und Kampfgeist wettmachen”, so der Appell von Trainer Roth. Dabei sind seine Alternativen im Rückraum nun mit Vuckovic, Stenbäcken, Fahlgren und Schröder auf gerademal vier Akteure plus Perspektivspieler Räbiger geschrumpft. Die Voraussetzungen, einen Umschwung einzuleiten, könnten wirklich besser sein.

Gegen Neuhausen Vollgas zu geben und das Spiel möglichst mit einem positiven Ergebnis abzuschließen, würde aber auch für das 13 Tage später folgende Lufthansa Pokal Final Four eine willkommene Aufbauhilfe darstellen. “Wir hätten uns die kurze Osterpause richtig verdient. Wenn dann die anschließende die länderspielbedingte Liga-Unterbrechung vorbei ist, könnten wir uns mit ruhigem Gewissen und konzentriert auf das Pokal-Highlight gegen den THW Kiel vorbereiten”, so die Überlegungen von Michael Roth.

Ob die MT gegen Neuhausen in voller Besetzung antreten kann, wird sich noch herausstellen. Ein Fragezeichen steht nämlich hinter dem Mitwirken von Daniel Kubes. Der Abwehrchef musste am Mittwoch kurzfristig wegen seines erkrankten Vaters in die Heimat reisen. Alle anderen MT-Akteure waren zur Abfahrt am Samstagmittag vollzählig am Bus versammelt. Übernachtet wird in Stuttgart und erst am Spieltag geht es dann ins nur noch 42 Kilometer entfernte Tübingen.

Dass dort die Aufgabe für die MT alles andere als einfach wird, lässt sich bereits an einigen Ergebnissen des Vereins ablesen, der in dem rund 4.000 Einwohner starken Ortsteil der Designer-Outlet-Metropole Metzingen zuhause ist. So hat sich der TV in der stärksten Liga der Welt inzwischen schon 11 Punkte erkämpft und es macht sich demzufolge in seinen Reihen berechtigte Zuversicht breit, die Klasse zu halten. Doppelt gepunktet wurde gegen Essen, Balingen, Großwallstadt, Gummersbach und Minden, eine Fast-Sensation gab es im Oktober mit dem Remis gegen den HSV Hamburg. Und auch am letzten Mittwoch, beim Rückspiel gegen die Hanseaten, schrammte der freche Aufsteiger beim 27:30 nur haarscharf an einer erneuten Überraschung vorbei – diesmal in Hamburg.

Der einzige, seit längerem in der Bundesligaszene bekannte Name im Team des Aufsteigers ist der des Trainers: Markus Gaugisch, 38 Jahre alt und im Hauptberuf Gymnasiallehrer für Sport und Deutsch, spielte mit Pfullingen schon in der ersten Liga und trainiert Neuhausen seit 2009 eigentlich nur “nebenbei”. Auch die Mannschaft selbst ist eher von Studenten aus der Region besetzt als mit gestandenen Handballprofis. Gefährlichste Schützen im TV-Team sind bezeichnenderweise die beiden erst 21-jährigen Youngster Marcel Schiller (Linksaußen) und Andreas Schröder (Rückraum links), die zusammen deutlich mehr als ein Drittel aller 682 Neuhausener Treffer erzielt haben. (Bernd Kaiser)

Bisherige Vergleiche:
MT Melsungen – TV Neuhausen 36:25 (27.10.12)

Schiedsrichter in Tübingen:
Philipp Dinges / Daniel Kirsch (Eggenstein / Leopoldshafen); Spielaufsicht: Bernd Andler