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DGB-Jugend kritisiert Online-Ausbildungsumfrage

Kassel. Diese Woche hat die Industrie- und Handelskammer die Ergebnisse ihrer „Online-Ausbildungsumfrage 2013“ vorgestellt, an der sich nordhessische Unternehmen beteiligen konnten um ein Stimmungsbild über die Ausbildungslage in der Region erstellen zu können. Die DGB-Jugend kritisiert scharf die Qualität der Studie: „Es ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar, wie man mit solch einem mageren Datensatz Aussagen im Namen der nordhessischen Wirtschaft treffen möchte“, so André Schönewolf, Jugendbildungsreferent beim DGB Nordhessen.

Mit 118 befragten Unternehmen genüge die Studie quantitativ nicht mal im Ansatz wissenschaftlichen Gütekriterien. „Hinzu kommen offensichtliche qualitative Mängel sowie eine nur stark eingeschränkte Aussagemöglichkeit aufgrund einer völlig willkürlichen Auswahlmethodik. An dieser Studie hätte sich praktisch jeder beteiligen können, der den Newsletter IHK bezieht“, so Schönewolf.

Trotz alledem zeigen die Ergebnisse, dass die Lage der Unternehmen nicht so schlecht sei, wie es Arbeitgeberverbände und Kammern immer darstellen: „86 Prozent geben an, keine Probleme zu haben, ihre Ausbildungsstellen mit qualitativ guten Bewerbern zu besetzen. Die Unternehmen, die immer nur die angeblich mangelnde „Ausbildungsreife“ der Jugendlichen im Blick haben und dies als Vorwand für ihre fehlende Ausbildungsbereitschaft anführen, sollten sich ein Beispiel an den Betrieben nehmen, in denen der individuelle Qualifizierungsbedarf eines Jugendlichen erkannt und angegangen wird“, so der Gewerkschafter.

Das nur elf Prozent der befragten Unternehmen bereit seien, ihre Ausbildungsbereitschaft zu erhöhen, wertet Schönewolf als falsches Signal: „Die Anzahl der angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätze im Kammerbezirk Kassel ist seit Jahren rückläufig. Wir erwarten, dass mindestens 7 Prozent der Beschäftigten eines Unternehmens Auszubildende sind und wollen dafür eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage.“

Die DGB-Jugend Hessen-Thüringen hat im vergangenen November in ihrer repräsentativen Studie „Ausbildungsreport 2012“ auf zum Teil eklatante Missstände im Ausbildungsbetrieb hingewiesen: Demnach haben nur 64 Prozent einen betrieblichen Ausbildungsplan, 39 Prozent leisten regelmäßig Überstunden und in vielen Branchen liegt die Ausbildungsvergütung unterhalb von 500 Euro. Hinzu kommen oftmals grobe Verletzungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes sowie mangelnde Perspektiven im Anschluss an die Ausbildung. André Schönewolf: „Wenn die IHK etwas über die Ausbildungsqualität in ihren Unternehmen erfahren möchte, sollte sie einen Blick in unseren Ausbildungsreport werfen.“ (red)