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Grünen starten Initiative Hochwasser – der Verantwortung stellen

Schwalm-Eder. Hochwasserwellen rollen durch Deutschland. „Hundertjähriges Hochwasser“ scheint zur Regel zu werden. Die Auswirkungen sind dramatisch und akut. „Die Opfer und Geschädigten haben unser volles Mitgefühl. Wir unterstützen die Aufrufe zur Hilfe. Doch wir wollen mehr. Wir wollen das derartige Katastrophen in Zukunft ausbleiben“, erklärt Dr. Bettina Hoffmann von den Grünen Schwalm-Eder. „Im Augenblick wirkt die Frage nach den Ursachen vielleicht unpassend. Doch es ist Eile geboten. Wir haben wahrscheinlich keine hundert Jahre Zeit“, so Bettina Hoffman weiter.

Die Grünen Schwalm-Eder starten deshalb die Initiative „Hochwasser – der Verantwortung stellen“. „Wir können doch nicht alle paar Jahre den Menschen sagen: Das ist eine Naturkatastrophe. Baut mal schön wieder auf! Auf der anderen Seite aber wird die Bekämpfung der Ursachen vernachlässigt und in drei oder fünf Jahren passiert es wieder. Der Schwalm-Eder-Kreis hat diesmal Glück gehabt. Doch auch er ist ein Teil der Katastrophe“, betont Dr. Bettina Hoffmann.

Die Grünen Schwalm-Eder wollen, dass sich jeder der Verantwortung stellt. „Jeder Quadratmeter versiegelte Fläche im Einzugsbereich der Bäche und Flüsse und jeder Ausstoß von Treibhausgasen, die den Klimawandel anheizen, steigern das Hochwasserrisiko“, erläutert Herrmann Häusling als Fraktionsvorsitzender. „Wir wollen uns zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern des Schwalm-Eder-Kreises der Verantwortung stellen. Wir wollen Versiegelungen stoppen. Wir wollen dafür sorgen, dass unsere Quellen, Bäche und Flüsse wieder natürlich fließen und unbebaute Auen Hochwasser auffangen. Fördermittel sind vorhanden, werden aber häufig nicht abgerufen. Wir werden in die Gemeinden gehen und das einfordern.“

„Die Ursachen für die katastrophalen Hochwasser der letzten Tage sind bekannt. Es ist anerkanntes Wissen, dass der Klimawandel vermehrt zu Extremwetterlagen mit Hochwassergefahr führt. Selbstverständlich wird kein Wissenschaftler sagen können, dass dieses akute Hochwasser direkt mit dem Klimawandel zusammenhängt. Doch die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch. So kommt es dazu, dass sich ein weiteres menschliches Versagen gravierend auswirkt. Denn in den letzten hundert Jahren wurden riesige Flächen versiegelt, die Gewässer kanalisiert und Auen bebaut. Während früher Niederschlagsspitzen in Quellsümpfen, in Wäldern und auf Wiesen zurückgehalten wurden, fließen sie heute schnell und ungebremst über Asphalt und durch Gräben ab. Das geht lange gut. Doch wenn viel Wasser von allen Seiten kommt, können es die Flüsse nicht mehr auffangen. Hochwasserwellen bauen sich auf und richten verheerende Schäden an. Das statistische „Hundertjährige Hochwasser“ wird infolge der Kombination von Klimawandel und Versiegelung zum periodischen Ereignis, gegen das die Deiche der Flüsse nichts ausrichten können“, so Hoffmann.

„Seit langem ist die Politik gefordert. Gilt es doch, schnellstens Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen und die Energiewende ohne wenn und aber voranzubringen. Damit könnte man vielleicht Schlimmeres verhindern. Doch seit der letzten Hochwasserkatastrophen ist nicht viel Sinnvolles passiert. Stattdessen wurden Emissionszertifikate verbilligt, eine industrielle Landwirtschaft mit Massentierhaltung zementiert, Kohlekraftwerke gesichert und Klimagipfel zum Scheitern gebracht. Die Blockierer des Klimaschutzes zeigen sich nun in Wahlkampfzeiten gerne als Retter und versprechen den Hochwasseropfern Hilfe. Sie versprechen Geld, dass in Vorsorgemaßnahmen besser angelegt gewesen wäre. Resultat ist, dass wir mit Hochwasser-Katastrophen vermehrt leben müssen. Daher müssen sofort geeignete Maßnahmen mit einer Priorisierung des ökologischen Hochwasserschutzes zum Schutz der Bevölkerung ergriffen werden. Der Schwalm-Eder-Kreis ist diesmal vom Hochwasser weitgehend verschont geblieben. Denn meistens trifft es die Bewohner der Mittel- und Unterläufe der Flüsse. Doch er trägt seinen Teil der Verantwortung und er kann etwas tun. Versiegelungen und die Bebauung von Auen müssen gestoppt, Quellverrohrungen entfernt und Fließgewässer renaturiert werden. Überflutungsflächen müssen den Gewässern zurück gegeben werden. Noch passiert zu wenig. So sind bspw. der Stadt Niedenstein Fördermittel für Renaturierungen der Ems zugesagt. Doch sie werden nicht abgerufen. Die Stadt will die anteilige Finanzierung sparen und setzt andere Prioritäten. In der Schwalmaue wurden Neubaugebiete ausgewiesen. Das alles sind verpasste Chancen. Ein Paradigmenwechsel ist dringend erforderlich. Die Grünen Schwalm-Eder wollen mit ihrer Initiative „Hochwasser – der Verantwortung stellen“ einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten“, so Bettina Hoffmann abschließend. (red)