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MT-Cracks in der Unterwelt

mt130726aBad Salzungen/Melsungen. Letzte Woche im Trainingslager in Österreich vergossen sie reichlich Schweiß auf 1.000 Meter Höhe, an diesem Wochenende schwitzten sie mächtig in 500 Meter Tiefe. Mehr Abwechslung kann ein Trainer seiner Mannschaft in der Vorbereitung auf die neue Saison wohl kaum bieten. MT-Coach Michael Roth zieht alle Register, wenn es darum geht, dass sich seine Schützlinge die physischen Grundlagen erarbeiten und zwischendurch immer wieder auch durch teamfördernde Maßnahmen zu einer echten Einheit zusammen wachsen. So stand diesmal der Besuch des Erlebnisbergwerks Merkers der K+S Gruppe in der Nähe von Bad Salzungen (Thüringen) auf dem Programm.

Zunächst ging’s per Förderkorb mit 30 km/h ziemlich rasant in die Tiefe. In nur 90 Sekunden waren die MT-Cracks gut 500 Meter unter Tage, wo mit 28 Grad ähnliche Temperaturen herrschen, wir derzeit über der Erde. Nach einer 20 Kilometer langen Rundfahrt durch einen Teil des insgesamt mehrere 100 Kilometer lange Wegelabyrinth des bis Ende der 90er Jahre noch in Betrieb befindlichen Kalibergwerks ging es zu Fuß weiter auf der Besichtigungstour. „Das war auch eine gute Gelegenheit, den Profisportler mal bewusst zu machen, wie schwer andere Menschen hier arbeiten mussten und dafür nicht gerade üppig entlohnt wurden“, nennt Michael Roth einen durchaus erwünschten Effekt dieser Exkursion.

mt130726bNicht minder wichtig waren dann aber die anschließenden Aufgaben, die auf die Bundesliga-Handball warteten. Normalerweise sind sie festen Hallenboden unter ihren Füßen gewohnt. Nun aber ging es darum, in schwindelnder Höhe Mut in einem Klettergarten der etwas anderen Art zu beweisen. „Down Under“, so der treffende Name dieser sportlich sehr anspruchsvollen Einrichtung 500 Meter tief unter der Erde, verlangte den Spielern neben einiger Überwindung auch jede Menge Krafteinsatz ab. Natürlich, wie es sich für Handballer gehört, mit den Armen.

Dem ein oder anderen war dabei schon etwas mulmig zumute“, verrät Michael Roth, „aber letztlich haben alle die Aufgaben, die wir gestellt hatten, gemeistert“. Ob der Aufstieg im 10 Meter hohen Netztunnel, das „Skateboardfahren“ über einem Seil oder das Balancieren über eine schwankende Brücke – alles in luftige Höhe versteht sich – waren für die meisten der ansonsten keineswegs zart besaiteten Berufssportler echte Herausforderungen mit Grenzerfahrung.

Voller körperlichen Einsatz muss belohnt werden. Was in diesem Fall selbst unter Tage kein Problem ist. Im Gegenteil: Der Anblick der erst 1981 entdeckten, weltweit einzigartigen Kristallgrotte, einer riesigen Höhle mit zigfach funkelnden Salzkristallen mit Kantenlängen von einem Meter und mehr oder die prachtvolle Lasershow lassen die Anstrengungen schnell wieder in den Hintergrund treten.

„Ich war noch nie an einem solchen Ort und wusste deshalb auch nicht, was mich dort erwartet“, gesteht Nenad Vuckovic. „Als ich dann gesehen habe, was hier so tief unter der Erde alles passiert und geboten wird, war ich zunächst sprachlos. Es ist geradezu eine andere Welt“. Der Mannschaftskapitän weiter: „Der Klettergarten hat es wirklich in sich und ist selbst für uns Sportler ziemlich anstrengend gewesen. Ohne Teamarbeit läuft da nichts. Insgesamt war dieser Ausflug schon sehr beeindruckend und hat einfach viel Spaß gemacht. Das Erlebnisbergwerk trägt seinen Namen zu Recht“.

mt130726cAbwechslung hin, Spaß her – als die MT-Cracks nach über fünf Stunden wieder im hellen Sonnenlicht standen und den gewohnten Boden unter den Füßen hatten, war bei dem ein oder anderen ein befreites Durchatmen unüberhörbar. Obwohl, Handball unter Tage, das wär doch mal was völlig Neues. Im Erlebnisbergwerk Merkers sicher kein Problem. Mountainbiking, Mini-Soccer und Marathon gab’s da schließlich auch schon. (Bernd Kaiser)