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Speerwurf: Henri Alter trotz 58,52 Meter nicht zufrieden

ajw130730aForst/Melsungen. Über 500 Athleten aus Baden, Bayern, Hessen, Pfalz, Rheinland, Saarland und Württemberg kämpften am Wochenende im badischen Forst bei Karlsruhe um den Titel eines süddeutschen Meisters. Nachdem er beim Abschluss-Test den 700g-Speer über die 65m-Marke fliegen ließ, hatte sich Melsungens Speerwurf-Hoffnung Chancen auf einen 60m-Wurf und einen Endkampfplatz ausgerechnet. Obwohl Henri Alter die Norm für die deutschen Jugendmeisterschaften von 58 Meter mit dem 800g-Speer bei seinem letzten Wettkampf in Wetzlar gleich zweimal übertraf, bekam er dennoch vom Deutschen Leichtathletik-Verband keine Startgenehmigung. Die Begründung lautete lapidar: „Henri Alter darf nicht starten, weil er die Mindestleistung vier Tage zu spät erreicht hatte. Der Hinweis, dass das Melsunger Speerwurf-Talent wegen einer langwierigen Verletzung acht Monate nicht trainieren und erst Ende Mai in die Leichtathletik-Saison einsteigen konnte, wurde für einen Start nicht akzeptiert.

Da als Qualifikationsnorm für die süddeutschen Meisterschaften nur 52 Meter gefordert wurden und der 17-Jährige beim Abschlusstraining bei allen speziellen Kraftübungen persönliche Bestleistungen ablieferte, entschied man sich, für die Meisterschaften der U23 nachzumelden. Allerdings nahmen nur acht Speerwerfer bei Temperaturen über 35 Grad den Wettkampf auf; darunter sechs Junioren, von denen vier bei den deutschen Meisterschaften der U23 in Göttingen starteten. In diesem hochkarätigen Feld ging neben Henri mit Christian Mergenthaler (Spvgg. Renningen) ein weiterer Jugendlicher an den Start.

ajw130730bBeim Warmmachen fühlte sich die Melsunger Speerwurf-Hoffnung noch sehr gut, als er mit fünf Schritten Anlauf den Speer über die 55m-Marke schleuderte. Als aber Kim-Dominik Seyfried von der LG Augsburg beim Einwerfen der gesamten Konkurrenz einen klassischen Anschauungsunterricht erteilte, indem er mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks bei jedem Wurf deutlich über die 70m-Marke kam, wurde Henri immer nervöser. Ehrfurchtsvoll verzichtete er auf seinen zweiten Wurf und konzentrierte sich ganz auf seinen ersten Wettkampfversuch. Dieser Wurf, der ca. 55 Meter weit war, aber als ungültig gewertet werden musste, weil er auf die Abwurflinie trat, erschien für seinen Trainer nur ein vorübergehendes und schnell zu korrigierendes Missgeschick. Während die Konkurrenz eine Wiederholung des Wettkampfes bei den deutschen Meisterschaften um die Finalteilnahme der U23 auszutragen schien, denn Markus Koch, Toni Roeder und Nico Althenn lagen damals auf den Plätzen zehn bis zwölf, misslang auch der zweite Wettkampfwurf von Henri, weil er viel zu schnell anlief und deshalb beim Abwurf nicht mehr beschleunigen konnte. Nachdem auch dieser Wurf, der weit vor der 50m-Marke landete, ungültig gegeben wurde, verspürte man im Melsunger Lager bereits etwas Unruhe.

Große Freude und Erleichterung herrschte dagegen bei Dominik Seyfried, dem Sechsten von Göttingen, der mit seinem Auftaktwurf von 76,89 Meter den Wettkampf bereits entschieden hatte, so dass die Konkurrenz nur noch um Silber und Bronze kämpfen konnte. Der 21-Jährige nimmt mit dieser großartigen Weite Platz neun in der aktuellen Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ein.

Henri Alter warf nach den beiden verunglückten Würfen im dritten Versuch aus einem verkürzten Anlauf heraus genau 52,00 Meter und verdrängte Christian Mergenthaler, der mit 51,70 Meter begonnen hatte, auf den achten Platz.

Leider legte sich Henri´s starke Nervosität auch nicht im Finale. Wiederum lief er viel zu hastig an, bremste unmittelbar vor dem Abwurf ab, weil er merkte, dass seine Schrittfolge nicht stimmte. Eilig lief er zum Ausgangspunkt zurück, um noch einmal den vierten Versuch zu beginnen. Aber nun kam neben seinem Anlaufproblem eine bisher nicht gekannte Schwäche im Abwurf hinzu, so dass sich der Speer schon kurz hinter der 40m-Marke in den Rasen bohrte.

„Es war wie ein Schlag in die Magengrube, als der Speer meine Hand verließ. Ich spürte sofort, dass ich eine weitere Chance über die 60m-Marke zu werfen, vertan hatte“, sagte Henri nach dem vierten Wurf. Aber immer noch lagen Mario Hettler aus Mannheim (58,89 m) und Markus Koch sowie Felix Adam in seiner Reichweite, denn der Melsunger Geschwister-Scholl-Schüler hatte sich vorgenommen, in Forst eine Leistung von 60 Meter plus X zu erzielen. Im vorletzten Durchgang verbesserte er sich trotz eines kurzen Anlaufs auf 55,77 Meter, konnte aber mit dieser Steigerung noch nicht überzeugen.

Bei seinem letzten Versuch klappte der wieder verlängerte Anlauf recht gut, aber Henri schaffte es erneut nicht, seinen Speer im richtigen Anstellwinkel abzuwerfen. Deshalb flog das Wurfgerät viel zu hoch in Luft, so dass es im höchsten Punkt abstürzte und wie ein Stein zu Boden fiel. Dennoch wurde dieser verunglückte Wurf mit 58,52 Meter vermessen. Nicht nur seinem mitgereisten Vater fiel nach der Bekanntgabe der Weite ein Stein vom Herzen.

ajw130730cEr habe zuerst ganz locker bleiben wollen, aber als er die großartigen Weiten seiner Gegner beim Einwerfen sah, habe er weiche Beine bekommen und keine Kraft mehr verspürt, sagte der hessische Jugendmeister nach dem Wettkampf.

„Wäre Henri so locker wie im Training geblieben und wäre er nicht so aufgeregt gewesen, hätte er sogar in den Kampf um die Bronzemedaille eingreifen können, denn diese ging mit 62,45 Meter an Toni Roeder aus Ebensfeld“, sagte Alwin J. Wagner nach dem Wettkampf. Und sein Schützling meinte selbstkritisch: „Obwohl die 58,52 Meter meine zweitbeste Lebensleistung sind, bin ich damit nicht zufrieden. Aber da ich noch viermal an den süddeutschen Meisterschaften der U23 teilnehmen kann, hoffe ich bei einer Jahressteigerung von drei Meter auf einen 70m-Wurf im Jahr 2017!“.

Bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock hätte Henri mit diesen 58,52 Meter souverän das Finale der besten acht jugendlichen Speerwerfer erreicht und am Ende Niels Michaelis aus Zeven (57,30 m) vom siebten Platz verdrängt. Seinen hessischen Kontrahenten Hendrik Nungeß (LG Neu-Isenburg), der mit schwachen 56,83 m weit hinter den Erwartungen zurückblieb, hätte er sogar mit seiner Leistung von Forst aus dem Finale geworfen. (ajw)



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